Forschung für nachhaltige Entwicklung
Welchen Beitrag leisten die Wissenschaftler:innen der Universität Heidelberg im Kampf gegen Armut, Hunger und Ungleichheit? Was kann Wissenschaft für Klimaschutz, menschenwürdige Arbeit oder Geschlechtergleichheit tun?
Entlang der 17 Sustainable Development Goals (SDG), die im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden, zeigen Forscherinnen und Forscher der Ruperto Carola, in welchen Bereichen und zu welchen Fragen an der Universität zum Thema Nachhaltigkeit geforscht wird.
Die Interviews sind im Rahmen des Projekts »GO FUTURE!« entstanden, das sich an Schüler:innen richtet und Schulen, Lehrer:innen und Eltern dabei unterstützen soll, das hochrelevante Thema der nachhaltigen Entwicklung wissensbasiert an junge Menschen heranzutragen.
Stefan Klonner zu SDG 1: Keine Armut
Während die weltweiten Armutsraten seit 2000 um mehr als die Hälfte gesenkt wurden, lebte Ende 2015 weltweit immer noch fast jeder Zehnte in Haushalten mit Einkommen von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag und Kopf. In vielen Ländern Ost- und Südostasiens wurden erhebliche Fortschritte erzielt, aber weiterhin leben bis zu 42 Prozent der Bevölkerung in Afrika südlich der Sahara unterhalb der Armutsgrenze.
Thomas Rausch zu SDG 2: Ernährung weltweit sichern
Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir unsere Lebensmittel anbauen, handeln und konsumieren. Wenn richtig gehandelt wird, können Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei nahrhafte Lebensmittel für alle liefern und ein angemessenes Einkommen generieren, während sie gleichzeitig eine auf die Menschen ausgerichtete ländliche Entwicklung unterstützen und die Umwelt schützen.
Till Bärnighausen zu SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen
Die Gewährleistung eines gesunden Lebens und die Förderung des Wohlbefindens in jedem Alter sind für eine nachhaltige Entwicklung von wesentlicher Bedeutung.
Es wurden bedeutende Fortschritte bei der Erhöhung der Lebenserwartung und der Verringerung der Kinder- und Müttersterblichkeit erzielt, aber die Erreichung des Ziels von weniger als 70 Müttertodesfällen pro 100.000 Geburten bis 2030 erfordert Verbesserungen in der qualifizierten Geburtspflege.
Nina Jude zu SDG 4: Hochwertige Bildung weltweit
Eine qualitativ hochwertige Bildung ist die Grundlage, um nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Neben der Verbesserung der Lebensqualität kann der Zugang zu integrativer Bildung dazu beitragen, Menschen mit den notwendigen Werkzeugen auszustatten, um innovative Lösungen für die größten Probleme der Welt zu entwickeln.
Christiane Schwieren zu SDG 5: Geschlechtergleichheit
Während die Welt im Rahmen der Millenniums-Entwicklungsziele (einschließlich der Gleichstellung von Mädchen und Jungen in Grundschulen) Fortschritte bei der Geschlechtergleichstellung und der Stärkung der Rolle der Frauen erzielt hat, leiden Frauen und Mädchen in allen Teilen der Welt weiterhin unter Diskriminierung und Gewalt.
Werner Aeschbach zu SDG 6: Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Sauberes, zugängliches Wasser für alle ist ein wesentlicher Teil der Welt, in der wir leben wollen, und es gibt genügend Süßwasser auf dem Planeten, um dies zu erreichen. Aufgrund schlechter Wasserwirtschaft oder schlechter Infrastruktur sterben jedoch jedes Jahr Millionen von Menschen an Krankheiten, die mit einer unzureichenden Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Hygiene verbunden sind.
Rosa Lehmann zu SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie
Energie ist für fast jede große aktuelle Herausforderung von zentraler Bedeutung. Ob es um Arbeitsplätze, Sicherheit, Klimawandel, Nahrungsmittelproduktion oder Einkommenssteigerung geht: der Zugang zu Energie für alle ist unerlässlich. Auf dieses Ziel hinzuarbeiten ist besonders wichtig, da es mit anderen Zielen für nachhaltige Entwicklung verknüpft ist. Einen Schwerpunkt auf den universellen Zugang zu Energie, höhere Energieeffizienz und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien durch neue Wirtschafts- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu legen, ist von entscheidender Bedeutung für die Schaffung nachhaltigerer und integrativer Gemeinschaften und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltfragen wie dem Klimawandel.
Marc-Philippe Weller zu SDG 8: Nachhaltig wirtschaften als Chance für alle
Rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebt noch immer von etwa zwei US-Dollar pro Tag bei einer globalen Arbeitslosenquote von 5,7 Prozent, und an vielen Orten garantiert ein Arbeitsplatz nicht der Armut zu entkommen. Dieser langsame und ungleichmäßige Fortschritt erfordert ein Umdenken und eine Neuausrichtung unserer Wirtschafts- und Sozialpolitik zur Beseitigung der Armut.
Johannes Glückler zu SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Investitionen in die Infrastruktur – Verkehr, Bewässerung, Energie sowie Informations- und Kommunikationstechnologie – sind entscheidend für eine nachhaltige Entwicklung und für die Stärkung der Gemeinschaften in vielen Ländern. Es ist seit langem bekannt, dass steigende Produktivität und Einkommen sowie die Verbesserung der Gesundheits- und Bildungsergebnisse Investitionen in die Infrastruktur erfordern.
Renata Motta zu SDG 10: Weniger Ungleichheiten
Die internationale Gemeinschaft hat erhebliche Fortschritte gemacht, um Menschen aus der Armut zu befreien. Die am stärksten gefährdeten Nationen – wie die am wenigsten entwickelten Länder, die Binnenentwicklungsländer und die kleinen Inselentwicklungsländer – schreiten weiterhin in der Armutsbekämpfung voran. Allerdings bestehen immer noch Ungleichheiten und große Unterschiede beim Zugang zu Gesundheits-, Bildungseinrichtungen und anderen Gütern.
Ulrike Gerhard zu SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
Städte sind Drehscheiben für Ideen, Handel, Kultur, Wissenschaft, Produktivität, soziale Entwicklung und vieles mehr. Städte haben es den Menschen im besten Fall ermöglicht, sich sozial und wirtschaftlich zu entwickeln. Da die Zahl der Menschen, die in Städten leben, bis 2030 auf 5 Milliarden Menschen ansteigen soll, ist es wichtig, dass effiziente Stadtplanungs- und Managementpraktiken vorhanden sind, um den Herausforderungen der Urbanisierung zu begegnen.
Timo Goeschl zu SDG 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion
Bei nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktion geht es um die Förderung der Ressourcen- und Energieeffizienz, einer nachhaltigen Infrastruktur und die Bereitstellung des Zugangs zur Grundversorgung, grüner und menschenwürdiger Arbeitsplätze und einer besseren Lebensqualität für alle. Ihre Umsetzung trägt dazu bei, allgemeine Entwicklungspläne zu verwirklichen, künftige wirtschaftliche, ökologische und soziale Kosten zu senken, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Armut zu verringern.
André Butz zu SDG 13: Weltweit Klimaschutz umsetzen
Der Klimawandel betrifft heute jedes Land auf allen Kontinenten. Er wirkt sich negativ auf die Volkswirtschaften und das Leben jedes Einzelnen aus, wofür Menschen, Gemeinden und Länder schon heute und auch in Zukunft zahlen. Die Wetterverhältnisse ändern sich, der Meeresspiegel steigt, die Wetterereignisse werden immer extremer und die Treibhausgasemissionen erreichen heute die höchsten Werte in der Geschichte. Ohne entsprechende Maßnahmen dürfte die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Welt in diesem Jahrhundert drei Grad Celsius überschreiten. Am stärksten betroffen sind die Ärmsten und Schwächsten.
Joachim Wittbrodt zu SDG 14: Leben unter Wasser schützen
Die Ozeane der Welt – ihre Temperatur, Zusammensetzung, Strömungen und ihr Leben – treiben globale Systeme an, die die Erde für die Menschheit lebenswert macht. Regenwasser, Trinkwasser, Wetter, Klima, Küsten, ein Großteil unserer Nahrung und sogar der Sauerstoff in der Luft, die wir atmen, werden letztlich vom Meer bereitgestellt und reguliert. Im Laufe der Geschichte sind Ozeane und Meere schon immer wichtige Kanäle für Handel und Transport gewesen.
Jale Tosun zu SDG 15: Leben an Land
Wälder bedecken 30,7 Prozent der Erdoberfläche und stellen nicht nur Ernährungssicherheit und Schutzraum zur Verfügung, sondern sind auch für den Kampf gegen den Klimawandel, den Schutz der biologischen Vielfalt und für indigene Bevölkerungsgruppen von entscheidender Bedeutung. Durch den Schutz der Wälder werden wir auch in der Lage sein, die Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen zu stärken und die Bodenproduktivität zu steigern.
Aurel Croissant zu SDG 16: Starke und transparente Institutionen fördern
Weltweite Tötungsdelikte, Gewalt gegen Kinder, Menschenhandel und sexuelle Gewalt müssen bekämpft werden, um friedliche und integrative Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern. Sie ebnen den Weg für die Ermöglichung des Zugangs zur Justiz für alle und für den Aufbau effektiver, rechenschaftspflichtiger Institutionen auf allen Ebenen.
Maximilian Jungmann zu SDG 17: Globale Partnerschaft
Eine erfolgreiche Agenda für nachhaltige Entwicklung erfordert Partnerschaften zwischen Regierungen, dem Privatsektor und der Zivilgesellschaft. Diese integrativen Partnerschaften, die auf geteilten Prinzipien, Werten und einer gemeinsamen Vision entlang gemeinsamer Ziele basieren, die Menschen und den Planeten in den Mittelpunkt stellen, sind auf globaler, regionaler, nationaler und lokaler Ebene notwendig.