Psychosomatiker, Psychoanalytiker, Sozialpsychologe Alexander Mitscherlich
1908 bis 1982
Der Mediziner, Psychoanalytiker und Schriftsteller Alexander Mitscherlich gehört zu den großen kritischen Gelehrten der Nachkriegszeit. Er trug wesentlich dazu bei, die Psychoanalyse in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Isolation zu führen.
Die Universität Heidelberg gehörte zu den wichtigen Stationen seines Lebens: 1939 legte Mitscherlich hier sein medizinisches Staatsexamen ab, 1941 wurde er bei Viktor von Weizsäcker promoviert. Danach arbeitete er als Neurologe an der Ruperto Carola. 1945 gehörte Mitscherlich dem sogenannten Dreizehnerausschuss an, der den Neuaufbau der Universität organisierte. Nach einer Zwischenstation in Zürich gründete er 1949 die Abteilung für Psychosomatische Medizin, aus der später die Klinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin hervorging, die erste deutsche Klinik dieser Fachrichtung. 1952 erhielt er eine außerplanmäßige Professur für psychosomatische Medizin. An der Ruperto Carola blieb Mitscherlich bis 1966, bevor er nach Frankfurt zog, wo er das von ihm gegründete Sigmund-Freud-Institut leitete.
1967 veröffentlichte er zusammen mit seiner Frau Margarethe Mitscherlich das in Heidelberg begonnene Buch „Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens“, das die Abwehrhaltung eines großen Teils der deutschen Bevölkerung bei der Verarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit thematisierte. Internationale Beachtung fand Mitscherlich auch mit seiner Dokumentation der Nürnberger Ärzteprozesse im Jahr 1947.