Ruperto Carola Ringvorlesung: Immaterielles Erbe – eine Zukunftsressource? Internationale Vernetzung und Technologietransfer. Die Dombauhütten des Mittelalters und ihr Erbe für die Gegenwart
- Termin in der Vergangenheit
- Wednesday, 3. May 2023, 18:15
- Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
- Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, Köln
Die Bauhütten an den Kathedralbaustellen waren seit dem 11. Jahrhundert internationale Zentren für Baukultur. Steinmetze und Werkmeister aus ganz Europa kamen zusammen. Sie trugen neue technische Errungenschaften und neue Formideen weiter – internationale Vernetzung und Technologietransfer könnte man dies nennen. Auch in der Gegenwart suchen Verantwortliche für den Erhalt der großen Kirchen in Europa den Zusammenschluss und tauschen sich aus. Seit 2020 ist das Bauhüttenwesen als immaterielles Kulturerbe durch die UNESCO anerkannt.
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Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?
Mit ihrem Konzept von Fokusthemen trägt die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftliche relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit heran. Zu den Angeboten im Sommersemester 2023 gehört die Ruperto Carola Ringvorlesung mit dem Titel „Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?“.
Die UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Erbes der Menschheit wurde 2003 verabschiedet. Sie hat der Anerkennung des Konzepts des immateriellen Erbes global zu einem Durchbruch verholfen, in vielen Ländern mittlerweile aber auch nationale Listen immateriellen Erbes initiiert. Im Zentrum der Umsetzung standen bisher insbesondere regionale, auch indigene Kulturtraditionen etwa aus den Bereichen Musik, Schauspiel, Erzählen, Handwerk, Kochkunst oder auch religiös-spirituelle Praktiken. Lange Zeit wurde die Konvention insbesondere als ein Schutzinstrument für regionale Traditionen des globalen Südens gesehen, mittlerweile werden jedoch auch von mitteleuropäischen Staaten regelmäßig Nominierungen für die Schutzlisten der UNESCO-Konvention vorgelegt. Die Kulturwissenschaften sind in die Prozesse des „Making of“ des immateriellen Erbes involviert, diskutieren darüber hinaus aber auch die Erarbeitung und Umsetzung der UNESCO-Konvention kritisch: Macht es überhaupt Sinn, angesichts von Globalisierungs- und Modernisierungsprozessen sowie touristischer Inanspruchnahmen, entsprechende Traditionen als „Kulturerbe“ zu schützen? Werden damit überholte, kaum mehr verstandene Kulturformen und restaurative Gesellschaftsverständnisse konserviert? Oder kann umgekehrt die Aktivierung immateriellen Erbes eine Ressource für die Zukunftsgestaltung darstellen? Zum 20-jährigen Jubiläum der UNESCO-Konvention werden diese Fragen im Rahmen der Ruperto Carola Ringvorlesung diskutiert: in übergreifender Weise und auch in Bezug auf konkrete ausgewählte Kulturtraditionen.