Um mit den wachsenden Anforderungen im Zuge von Globalisierung
und internationaler Wettbewerbsfähigkeit Schritt halten zu können,
müssen auch an den Universitäten neue Strukturen ausprobiert
werden, damit jene als Studienstandort attraktiv bleiben. Eine
Möglichkeit hierzu ist die in den letzten Jahren begonnene
Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen. Trotz aller
hiermit verbundenen Euphorie dürfen die Probleme, die sich aus der
Einrichtung und aus der Gestaltung dieser neuen Studiengänge
ergeben, nicht übersehen werden. Sie wurden schon oben unter II.4
dargestellt.
Im Berichtszeitraum wurden folgende Bachelor- und Master-
Studiengänge neu eingerichtet:
- Bachelor-Studiengang „Anwendungsorientierte Informatik“
In diesem sechs-semestrigen Studiengang wurde der Studienbetrieb
zum Wintersemester 2001/2002 aufgenommen; er ist konzipiert für 60
Studierende, die jeweils im Wintersemester mit dem Studium
beginnen können. Ein entsprechender Master-Studiengang als
weiterführende Qualifikation wird derzeit von der Fakultät erstellt, so
dass dann eine durchgehende Ausbildung bis zur Promotion möglich
sein wird.
Nach einigen Gesprächen wurde auch die Einrichtung eines neuen
Lehramtsstudienganges im Beifach Informatik vom Ministerium
genehmigt. Die Fakultät für Mathematik und Informatik erarbeitet
derzeit ein Konzept, um auch einen Hauptfachstudiengang Informatik
einrichten zu können.
- Master-Studiengänge im Lehrexport
Die beiden neuen Master-Studiengänge „Health Economics“ und
„European Political Studies“ unterstreichen die internationalen
Beziehungen der Universität Heidelberg zum einen mit der
Economics University in Hanoi und zum anderen durch die
Einrichtung des Heidelberg Centers in Santiago de Chile.
Im einzelnen ist für den Master-Studiengang „Health Economics“
auszuführen, dass dieser Studiengang zwei Semester umfasst und
von Dozenten der Universität Heidelberg sowie der Universität Hanoi
vollständig an der Economics University in Hanoi durchgeführt wird.
Er wendet sich an ausgebildete Mediziner oder Angehörige
medizinischer Berufsgruppen, die durch diesen Studiengang befähigt
werden sollen, Konzepte und Methoden der Gesundheitsökonomie
auf Planung, Finanzierung und Bewertung von Gesundheitsmaßnahmen
und –systemen anzuwenden.
Der Master-Studiengang „European Political Studies“ ist ein
einjähriger internationaler Studiengang und wird zum Teil am neu
gegründeten Heidelberg Center in Santiago de Chile und zum Teil an
der Universität in Heidelberg durchgeführt. Ziel des Studienganges
ist es, Wirtschafts-, Sozial-, Rechts- oder Geschichtswissenschaftlern
des spanischsprachigen Auslandes vertiefte Kenntnisse der
europäischen Politik sowohl auf der Ebene der Nationalstaaten als
auch der Europäischen Union zu vermitteln. Diese Kenntnisse sollen
die Absolventen auf eine Tätigkeit mit besonderem Bezug zu Europa
vorbereiten; hierbei ist insbesondere zu denken an nationale und
internationale Verwaltungen, den Diplomatischen Dienst, Verbände
oder Unternehmen sowie politische Ämter.
Neben diesen bereits vom Ministerium genehmigten und auch schon
eingerichteten Bachelor- bzw. Master-Studiengängen laufen Planungen
in zahlreichen anderen Fächern, neue Studiengänge einzurichten.
- „Master-Studiengang“ American Studies
Hervorzuheben ist die geplante Einrichtung eines Heidelberger
Centrums Amerikastudien (HCA). Das Heidelberger Centrum
Amerikastudien will die Aktivitäten derjenigen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler der Universität Heidelberg bündeln, vertiefen und
öffentlich sichtbar machen, die sich in Forschung und Lehre mit der
Geschichte und Gegenwart der westlichen Hemisphäre im allgemeinen,
der USA im besonderen beschäftigen. Das interdisziplinäre Zentrum soll
drei Funktionen erfüllen: als öffentliches Forum, als Forschungszentrum
und als Lehreinheit, das einen englischsprachigen Aufbaustudiengang
„Master in American Studies“ anbietet.
Während in der Forums- und Wissenschaftsfunktion eine gesamtamerikanische,
hemisphärische Ausrichtung (mit Schwerpunkt USA)
angestrebt wird, soll sich der „Master in American Studies“ allein auf
die USA beziehen. Durch die Einbeziehung Lateinamerikas in die
Forums- und Wissenschaftsfunktion kann auch der Wissens- und
Personaltransfer vom neugegründeten Heidelberg Center Lateinamerika
in Santiago de Chile nach Heidelberg erheblich erleichtert
werden.
Den wissenschaftlichen Kern des Zentrums bilden die bestehenden
Lehrstühle und Professuren der Universität, die amerikakundliche
Forschung und Lehre betreiben (zum Beispiel: Anglistik, Geschichte,
Geographie, Kunstwissenschaft, Musikwissenschaft, Philosophie,
Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Religionswissenschaft,
Soziologie, Volkswirtschaftslehre). Grundsätzlich ist das HCA in der
Forums- und Wissenschaftsfunktion für alle Fächer offen, soweit sie
gemeinsame interdisziplinäre Fragestellungen und Forschungsprojekte
planen und realisieren. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler arbeiten jeweils auf Zeit in konkreten Projekten mit
in- und ausländischen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Der
Studiengang hingegen erzwingt eine sinnvolle Auswahl von Fächern
und Themen. Dieser Studiengang ist wissenschaftlich fundiert und
zugleich auf die Praxis hin orientiert.