Die wachsende Bedeutung wissensbasierter Technologie für die
industrielle Wettbewerbsfähigkeit erfordert eine verstärkte Kooperation
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Technologietransfer
und Marketing sind darum zwei Aufgabenbereiche, die für die
Universitäten zunehmend an Bedeutung gewinnen und auch in
Heidelberg kontinuierlich ausgebaut werden. Hierzu zählt sowohl der
Aufbau entsprechender organisatorischer Strukturen als auch der
Aufbau von Kernkompetenzen, um das große mögliche Aufgabenspektrum
einzugrenzen und den tatsächlichen Unterstützungsbedarf
der Wissenschaftler abzudecken.
An der Universität wurde darum zunächst die Senatskommission für
Forschung um den Bereich Technologietransfer ergänzt. Gleichzeitig
wurde beschlossen, dass zukünftig ein Teil der Erträge aus
Lizenzverkäufen in den Forschungs- und Transferpool der Universität
einfließen. Mit diesen Mitteln können verstärkt transferrelevante
Forschungsprojekte unterstützt werden. Der Fokus der Technologietransferaktivitäten
liegt auf der regionalen Kooperation, der
Patentverwertung, der Messebeteiligung und dem Marketing. Hierbei
kommt der Zusammenarbeit mit dem Technologie-Lizenz-Büro (TLB)
ein hoher Stellenwert zu.
Schnittmengen in der regionalen Zusammenarbeit
Im Kontext des direkten Technologietransfers hat der regionale Raum
für den Aufbau von Netzwerken und Kooperationen einen hohen
Stellenwert. Es hat sich gezeigt, dass insbesondere dort die
Technologietransferstelle der Universität eine wichtige Promotorfunktion
erfüllen kann. Von den neu initiierten Firmenkontakten ist
insbesondere jener zur Firma Freudenberg hervorzuheben, woraus
sich eine Kooperation mit dem IWR sowie eine Zusammenarbeit im
„Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit im Rhein-Neckar-Dreieck“ ergeben
haben. Des Weiteren konnte der bestehende Gesprächskreis
„Biobusiness“ in eine Kooperation mit dem Bio-Region Rhein-
Neckar-Dreieck e.V. eingebracht werden und sich daraus der jetzige
Gesprächskreis Biotech entwickeln. Zu den in diesem Zusammenhang
ausgerichteten Veranstaltungen wurden jeweils externe
Gesprächspartner eingeladen – unter ihnen auch der badenwürttembergische
Wirtschaftsminister Döring. Die Schnittstelle zu
den Unternehmen der Bioregion konnte durch diese Aktivitäten
weiter ausgebaut werden.
Patentinformationen und Verwertungsoffensive des Bundes
Das Interesse an der wirtschaftlichen Verwertung von
Forschungsergebnissen ist auch in den Universitäten gestiegen.
Insbesondere bei der patentrechtlichen Sicherung des universitären
Know-hows zeigen die Wissenschaftler ein zunehmendes Interesse.
Das von der Technologietransferstelle organisierte eintägige Seminar
„Patente und Lizenzen“ war mit ca. 60 Teilnehmern doppelt so gut
besucht wie im Vorjahr. Auch die Erstberatung durch den
Transferbeauftragten wurde vermehrt nachgefragt. Im Zusammenhang
mit der Änderung des § 42 ArbNErfG und der damit verbundenen
Abschaffung des Hochschullehrerprivilegs wird dieser
Aufgabenbereich für die Universität noch weiter an Bedeutung
gewinnen. Für die Patentberatung und -verwertung werden damit
hohe Professionalität und Erfahrung unabdingbar. Die Universität
beteiligte sich darum im Verbund mit anderen Hochschulen des
Landes und dem Technologie-Lizenz-Büro (TLB) an der
Verwertungsoffensive des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung und konnte Fördermittel in Höhe von ca. 250.000 h
einwerben, die vom TLB verwaltet werden. Mit dieser Förderung kann
das Forschungsdezernat durch eine Mitarbeiterin des TLB unterstützt
und die Vor-Ort-Beratung für die Wissenschaftler intensiviert werden.
Auch im Berichtszeitraum war die Zusammenarbeit mit der
Technologie-Lizenz-Büro (TLB) der Baden-Württembergischen
Hochschulen GmbH, Karlsruhe, erfolgreich und führte zu vier
deutschen Patentanmeldungen, sechs PCT-Anmeldungen (also
internationale Patentanmeldungen nach den Regeln des Patent
Cooperation Treaty, internationale Patentübereinkunft der 90
wichtigsten Industrieländer) sowie zu drei US-Anmeldungen.
Messebeteiligungen
Messebeteiligungen dienen zum Aufbau von Industriekooperationen,
zur Verwertung anwendungsbezogener Forschung sowie zur
Außendarstellung der Universität. Gleichzeitig werden dadurch
Gründungsprojekte unterstützt. Die Beteiligung an 6 Industriemessen
(Cebit, Hannover Industriemesse, Envitec, Biotechnica, Medica,
Learntec) mit insgesamt 18 anwendungsorientierten Projekten stellt
die bislang umfangreichste Jahresbilanz der Technologietransferstelle
dar. Vor diesem Hintergrund konstatiert die Universität
mit Bedauern den Rückzug des Landes aus der universitären
Messefinanzierung.
Graphik: Präsentation des Kirchhoff-Instituts auf der Biotechnica 2001 in Hannover
Trotz der durchweg positiven Resonanz der Wissenschaftler auf die
Dienstleistung der Technologietransferstelle bei Messebeteiligungen
müssen diese Aktivitäten aufgrund der Streichung von Landesmitteln
zukünftig reduziert werden.