2. Universitätsbibliothek
Das Berichtsjahr 2002 war auch im Bereich der Universitätsbibliothek (UB) durch den
weiter voranschreitenden Strukturwandel der Informationsversorgung geprägt. Neben
der Bereitstellung der klassischen Medien (Buch, Mikroformen, Videos usw.) hat die Universitätsbibliothek
ihr Angebot an digitalen Informationsquellen ausgebaut. Das Portal
Helios bietet ein als vorbildlich anerkanntes Spektrum elektronischer Informationen und
Dienstleistungen. Helios baut auf einer www-basierten Informationsinfrastruktur auf.
Die wichtigsten Bausteine der elektronischen Bibliothek sind:
Netzbasierte Datenbanken: Über eine WWW-Schnittstelle stellt die UB bibliographische
Datenbanken, Lexika, Wörterbücher sowie Volltextsammlungen im universitären Netz
zur Verfügung.
Elektronische Zeitschriften: Ende 2002 umfasste das von der UB administrierte Heidelberger
Angebot an elektronischen Zeitschriften 2.185 Titel. Bezüglich der Titelanzahl nimmt
Heidelberg unter den baden-württembergischen Universitäten den Spitzenplatz ein.
Multimediaserver HEIDOK: Heidok verfügt heute über 2.805 Online-Dokumente. Es können
neben reinen Volltexten auch Multimediadokumente mit Ton, Bild, Film und Computeranimation
eingebracht werden. Der Server ermöglicht Hochschulangehörigen die
Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten im Internet und den dauerhaften Zugriff
(Archivcharakter).
Elektronische Dokumentenlieferdienste: Die elektronischen Dokumentenlieferungen, d.h.
die Digitalisierung von Aufsätzen aus den Printzeitschriften und ihre elektronische Lieferung
auf die Rechner der Besteller, florieren. Hier ist besonders der Aufsatzlieferdienst
aus den geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschriften der UB zu nennen, der seit
2001 den älteren Lieferdienst aus den medizinisch-naturwissenschaftlichen Zeitschriften
ergänzt.
Elektronische Kataloge: Die Recherche- und Selbstbedienungsfunktionen des HEIDIOPACs
machen den elektronischen Hauptkatalog für den Bestand aller Bibliotheken der
Universität Heidelberg zu einem komfortablen Informationsinstrument. Als wichtige
Verbesserung des Jahres 2002 ist die retrospektive sachliche Erschließung des Titelbestands
besonders zu erwähnen. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Digitalisierung
des alten alphabetischen Katalogs der UB bis Erscheinungsjahr 1935, die von der Universitätsgesellschaft
finanziell gefördert wurde. Damit liegen die alphabetischen Hauptkataloge
der UB bis zum Erscheinungsjahr 1985 komplett in digitalisierter Form vor und
ergänzen den HEIDI-OPAC. Die Nutzung der elektronischen Kataloge nimmt weiter zu.
Heidelberger Dozentenbibliographie: Dies ist die laufend aktualisierte Online-Bibliographie
der Heidelberger HochschullehrerInnen, die seit 2002 auch WissenschaftlerInnen der
Pädagogischen Hochschule und der Hochschule für Jüdische Studien offen steht. Ende
2002 wurden insgesamt 9.769 Dokumente nachgewiesen.
Einrichtung eines Digitalisierungszentrums: Gestützt auf das auch international beachtete
DFG-Projekt zur „Digitalisierung spätmittelalterlicher Bilderhandschriften aus der
Bibliotheca Palatina“ hat sich die UB entschlossen, die Digitalisierung von wertvollen
Handschriften und Büchern in den regulären Aufgabenkatalog ihrer „Digitalen Bibliothek“
aufzunehmen. In der im Aufbau befindlichen Digitalisierungswerkstatt wird zur
Zeit in Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Stadtarchiv die Digitalisierung der Heidelberger
Adressbücher aus den Jahren 1839-1943“ durchgeführt.
Virtuelle Fachbibliotheken im WWW: Gemeint sind die fachgebundenen Internetportale, die
die UB auf ihrer Homepage unter dem Eintrag „Virtuelle Fachbibliotheken“ ausweist.
Neben den traditionell informationsreichen Fachportalen für die Sondersammelgebiete
Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Ägyptologie, verdient das Fachportal „Virtuelle
Fachbibliothek Mathematik“ Aufmerksamkeit, das in 2002 eine besonders hohe
Nutzung verzeichnete.
Als weitere webbasierten Dienste seien genannt: Online-Tutorial zur Bibliotheksbenutzung;
Schulungsveranstaltungen zur Förderung der Informationskompetenz; CIP-Pool
mit Multimedia-Arbeitsplätzen sowie Einrichtung eines Funknetzes in den Lesebereichen
der Universitätsbibliothek.
Dieser Leistungskatalog und die seit Jahren kontinuierlich steigenden Zugriffszahlen
weisen die Universitätsbibliothek Heidelberg als modernen Informationsanbieter aus.
Die laufende Mitarbeit in Landesarbeitsgruppen zur Mitgestaltung der „Digitalen Bibliothek
Baden-Württemberg“ sind für die IT-Abteilung der Universitätsbibliothek selbstverständlich
geworden. Die UB Heidelberg beteiligt sich zur Zeit an der Entwicklung der
„Virtuellen Auskunft“ und am Aufbau der Online-Fernleihe.
Trotz hoher Inanspruchnahme der elektronischen Informationsdienste ist die klassische
Buchbibliothek nicht rückläufig. Auch auf diesem Sektor sind Nutzungssteigerungen zu
verzeichnen. Eine progressive Tendenz zeichnet sich auch bei der Zahl der aktiven
Benutzer ab, die im Dreijahresvergleich gegenüber dem Jahr 2000 um 5,4 v.H. auf 29.655
angewachsen ist.
Es darf davon ausgegangen werden, dass die UB Heidelberg wie in den Vorjahren
bundesweit zu den fünf ausleihstärksten Bibliotheken zählt.
Neben verschiedenen Retrokonversionsprojekten bei den älteren Druckbeständen sind
wesentliche Fortschritte in der wissenschaftlichen Katalogisierung der Codices Palatini,
des berühmtesten Handschriftenfonds der Universitätsbibliothek Heidelberg, zu verzeichnen.
Der vierte und letzte Katalog-Band der Codices Palatini Latini ist 2002 publiziert
worden. Der erste Katalogband der Codices Palatini Germanici wurde 2002 fertiggestellt
und befindet sich zur Zeit im Druck. Im Berichtszeitraum abgeschlossen wurde
auch das DFG-Projekt zur „Digitalisierung spätmittelalterlicher Bilderhandschriften aus
der Bibliotheca Palatina“, durch das 30 hochbedeutende Handschriften mit über 14.000
Textseiten und 2.000 Illustrationen digitalisiert, kunsthistorisch erschlossen und über das
WWW bereitgestellt wurden.
Nach Inkrafttreten der baden-württembergischen Hochschulgesetznovelle zum 1.1.2000
hat die Universitätsbibliothek begonnen, den Auftrag des Gesetzgebers zur Einführung
eines wirtschaftlichen Ressourcenmanagements im Heidelberger Bibliothekssystem zu
realisieren. Ein direktes Weisungsrecht über alle Bibliotheksbeschäftigten setzt den
Direktor der Universitätsbibliothek in die Lage, die notwendigen Reformen für eine Integration
des Bibliothekssystems zu gestalten. Um einen betriebswirtschaftlich nachvollziehbaren
Personaleinsatz zu erleichtern, werden zum 1.4.2003 alle Bibliotheksstellen bei
der UB gepoolt. Folgende organisatorische Maßnahmen konnten bereits eingeleitet bzw.
vollzogen werden:
– Einführung einer Jahresstatistik für alle Institutsbibliotheken ab 2002 sowie Installation
von Besucherzählgeräten in einigen großen Bibliotheken als Grundvoraussetzung
für jede betriebswirtschaftliche Planung;
– Einführung des elektronischen Erwerbungssystems SISIS in einigen großen dezentralen
Bibliotheken;
– Konzeptionelle Überlegungen zur Einrichtung eines integrierten Medienzentrums für
die Institute, die im Zuge der Nachfolgebelegung der Ludolf-Krehl-Klinik in die Bergheimer
Straße umziehen werden.
Am 24. Juli 2002 wurde mit Herrn Dr. Veit Probst ein neuer Leitender Bibliotheksdirektor
der Universitätsbibliothek Heidelberg und des Bibliothekssystems ernannt. Über eine
strukturelle Neuorganisation des inneren Betriebes und die Zusammenführung mehrerer
Abteilungen innerhalb der UB konnten schlankere Geschäftsgänge und damit mehr
Arbeitseffizienz erreicht werden. Ende 2002 wurden grundlegende Reorganisationsarbeiten
beim Betrieb des Bibliotheksinformationssystems SISIS vorgenommen, das sukzessive
auch in den Institutsbibliotheken eingeführt werden soll. Für die Koordinierung
des Bibliothekssystems und die Unterstützung der Institutsbibliotheken wurde in der UB
eine Managementzentrale eingerichtet.
Die Neuorganisation der UB ist vor dem Hintergrund sich verändernder finanzieller
Rahmenbedingungen um so notwendiger: Aufgrund der Sparzwänge des Landes fallen
finanzielle Zuweisungen geringer aus. Gleichzeitig steigen die Preise auf dem Buchmarkt,
insbesondere im Bereich naturwissenschaftlicher oder medizinischer Zeitschriften.
Neben einer weiteren Professionalisierung des Bibliothekssystems wird sich die Universität
auch weiterhin um Förderer bemühen, die sich für den Bestand, die Pflege und
den weiteren Ausbau des an verschiedenartigste Medien gebundenen wissenschaftlichen
Wissens engagieren möchten.