Philosoph, Psychiater Karl Jaspers
1883 bis 1969
Karl Jaspers, der als Vertreter der Existenzphilosophie einer der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts war, lehrte und forschte als Psychiater und Philosoph an der Ruperto Carola.
Jaspers studierte von 1906 an in Heidelberg Medizin und wurde 1909 mit einer Arbeit über „Heimweh und Verbrechen“ promoviert. 1913 legte er an der Philosophischen Fakultät seine Habilitationsschrift „Allgemeine Psychopathologie“ vor, die noch heute als richtungsweisendes Standardwerk der Psychiatrie gilt. In seiner wissenschaftlichen Arbeit als Psychologe und Psychiater beschäftigte sich Jaspers zunehmend mit philosophischen Fragen und wechselte schließlich an das philosophische Seminar, an dem er 1922 Ordinarius wurde.
Während der NS-Zeit erhielt Jaspers wegen seiner jüdischen Ehefrau und seiner politischen Haltung Lehr- und Publikationsverbot. Zwei Wochen, bevor das Ehepaar 1945 deportiert werden sollte, wurde Heidelberg von der US-Armee befreit. Nach Kriegsende gehörte Jaspers dem sogenannten Dreizehnerausschuss an, der den Neuaufbau der Universität organisierte. Er nahm seine wissenschaftliche Tätigkeit an der Ruperto Carola wieder auf, die ihm 1946 die Ehrensenatorenwürde verlieh. Auch aus Enttäuschung über die politische Entwicklung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der keine ernsthafte Diskussion über die NS-Zeit stattfand, wechselte Jaspers 1948 in die Schweiz an die Universität Basel und wurde 1967 Schweizer Staatsbürger. Bis zu seinem Tod 1969 äußerte er sich immer wieder zu zeitpolitischen Fragen wie zur atomaren Aufrüstung oder zum Ost-West-Konflikt, aber auch zur politischen Entwicklung der Bundesrepublik. Seit 1983 verleiht die Ruperto Carola zusammen mit der Stadt Heidelberg den Karl-Jaspers-Preis, der anlässlich Jaspers’ 100. Geburtstag gestiftet wurde. 2010 wurde am Universitätsklinikum Heidelberg eine Karl-Jaspers-Professur für philosophische Grundlagen der Psychiatrie eingerichtet, die Brücken zwischen Philosophie, Psychiatrie und Neurowissenschaften schlagen soll. Das Karl Jaspers Zentrum für Transkulturelle Forschung der Universität ist Sitz des Exzellenzclusters „Asien und Europa im globalen Kontext“.