Vize-Präsident des Internationalen Strafgerichthofs (IStGH) in Den Haag Hans-Peter Kaul
1943 bis 2014
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag kann als Lebenswerk von Hans-Peter Kaul gelten.
Als Verhandlungsführer der deutschen Delegation stritt Kaul von 1996 bis 2002 leidenschaftlich für die Einrichtung des Gerichts, an dem er dann auch als erster Deutscher Richter war. Der Richter, Völkerrechtler und Diplomat hatte an der Ruperto Carola Jura studiert und beide Staatsexamen abgelegt. Der mitten im Zweiten Weltkrieg geborene Jurist nannte als Antrieb für seinen unermüdlichen Einsatz für die Errichtung eines Weltstrafgerichts „die Erlebnisse der unglaublichen, ich betone das ausdrücklich, der unglaublichen faktischen und moralischen Katastrophe, die Deutschland über die Welt und über sich selbst gebracht hat“.
Bevor Hans-Peter Kaul Richter in Den Haag wurde, hatte er jahrzehntelang als Diplomat gearbeitet: Im Auswärtigen Amt kümmerte er sich um die Vereinten Nationen, später war er in den Deutschen Botschaften in Israel, Norwegen und Washington sowie in der Deutschen Vertretung der Vereinten Nationen in New York tätig. 2002 wurde er zum Botschafter des Auswärtigen Amts für den IStGH ernannt, an dem er ein Jahr später Richter wurde. Von 2004 bis 2009 wirkte Hans-Peter Kaul als Vizepräsident des Gerichts, 2006 wurde er für eine zweite Amtszeit bis 2015 wiedergewählt. Im Juli 2014 starb er jedoch nach kurzer, schwerer Krankheit. Geprägt von seinen Erfahrungen sagte der Hauptmann der Reserve kurz vor seinem Tod, er sei zum Pazifisten geworden, der nur in absolut äußersten Notfällen den Einsatz bewaffneter militärischer Gewalt tolerieren könne: „Denn sie führt fast automatisch zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Es gibt keinen Militäreinsatz ohne Verbrechen.“