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Karl-Jaspers-Preis Brillante Forscherpersönlichkeit

Pressemitteilung Nr. 115/2019
6. November 2019

Der Heidelberger Sinologe Rudolf G. Wagner erhält posthum den Karl-Jaspers-Preis

Eine „ungewöhnlich brillante und produktive Forscherpersönlichkeit“ wird mit dem Karl-Jaspers-Preis geehrt: Posthum erhält diese Auszeichnung der Heidelberger Sinologe und Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Rudolf G. Wagner, der wenige Tage nach der Bekanntgabe der Ehrung verstorben ist. Die Universität Heidelberg vergibt den mit 25.000 Euro dotierten Preis gemeinsam mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Stadt Heidelberg. Er gilt einem wissenschaftlichen Werk von internationalem Rang, das von „philosophischem Geist getragen ist“. Besonders gewürdigt wird Prof. Wagners „Vision von Transkulturalität“ als leitendem Prinzip für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung. Anstelle der Preisverleihung wird in einer Feierstunde an das Wirken des Wissenschaftlers erinnert. Die Veranstaltung findet am 14. November 2019 in der Aula der Alten Universität statt und beginnt um 18.30 Uhr.

Porträt Rudolf G. Wagner

Als Forscher für sein außergewöhnliches Detailwissen weit über China hinaus bekannt, hat sich Rudolf G. Wagner auf einem zeitlich, thematisch und geographisch breit gespannten Forschungsgebiet bewegt. Seine Forschungsinteressen reichten von der klassischen chinesischen Philosophie bis zur gegenwärtigen Politik Chinas. Prof. Wagner knüpfte damit an Karl Jaspers‘ Interesse für Weltgeschichte und Weltphilosophie an. „Jaspers Beschreibungen von welthistorischen ,Achsenzeiten‘ haben ihn zum Vordenker der transkulturellen Weltdeutungen gemacht, die im kulturhistorisch ausgerichteten und zugleich philologisch äußerst solide fundierten Werk von Rudolf G. Wagner ihren Widerhall finden“, heißt es in der Begründung für die Vergabe des Karl-Jaspers-Preis an den Heidelberger Sinologen. Prof. Wagner habe dabei den kulturtheoretischen Ansatz der Transkulturalität von einer übergeordneten, rein programmatischen Ebene in die Detailforschung getragen und hier sein enormes Potential für die geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung aufgezeigt.

Rudolf G. Wagner (1941 bis 2019) studierte Sinologie, Japanologie, Politikwissenschaft und Philosophie in Bonn, Heidelberg und Paris (Frankreich) sowie in München, wo er 1969 auch promoviert wurde. Anschließend war er an der Harvard University und der University of California in Berkeley (USA) tätig. 1972 wechselte er als Assistenzprofessor an die Freie Universität Berlin, an der er sich 1981 habilitierte. Nach weiteren Forschungsaufenthalten in den USA wurde der Wissenschaftler 1987 auf eine Professur für Sinologie an die Universität Heidelberg berufen. Auf seine Initiative geht das Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ zurück, dessen Direktor er fünf Jahre lang war. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt Prof. Wagner mehrfach Auszeichnungen, darunter 1993 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er wurde zum außerordentlichen Professor an der Shanghai Academy of Social Sciences ernannt und forschte regelmäßig in China.

Der Karl-Jaspers-Preis erinnert an einen „Gelehrten, dessen Lebenswerk in Psychopathologie, Philosophie und Weltphilosophie international Anerkennung gefunden hat“. Zudem wollen die Stifter Jaspers‘ „Kampf gegen den Ungeist einer Epoche dankbar würdigen“. Karl Jaspers (1883 bis 1969) war als Mitbegründer der Existenzphilosophie einer der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Assistenz an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg habilitierte er sich für Psychologie und lehrte von Anfang der 1920er-Jahre bis zu seiner Entlassung durch das NS-Regime Philosophie an der Ruperto Carola. Nach Kriegsende gehörte Jaspers dem sogenannten Dreizehnerausschuss an, der den Neuaufbau der Universität organisierte. Er nahm seine wissenschaftliche Tätigkeit an der Ruperto Carola wieder auf, die ihm 1946 die Ehrensenatorenwürde verlieh. Anlässlich seines 50. Todestages in diesem Jahr steht Karl Jaspers im Fokus zahlreicher Veranstaltungen.

Der Karl-Jaspers-Preis wurde bislang elfmal vergeben, zuletzt an das Forscherpaar Prof. Dr. Aleida Assmann und Prof. Dr. Jan Assmann (2017) sowie den Historiker und ehemaligen Bildungspolitiker Prof. Dr. Hans Maier (2014).