HeiConnect Modern Literary Manuscripts as Cultural Heritage: Valuation, Archivization, Digitization
Das Projekt widmet sich der Erforschung literarischer Handschriften als Kulturerbephänomene und nimmt dabei aus literaturwissenschaftlicher, kultursoziologischer, wirtschaftstheoretischer und wissenschaftshistorischer Perspektive verschiedene Aspekte des Umgangs mit ihnen in den Blick. Literatur als kulturelles Erbe zu konzeptualisieren hat eine ideengeschichtliche Tradition, die mindestens bis ins späte achtzehnte Jahrhundert zurückreicht und in deren Rahmen Literatur in der Regel abstrakt als immaterielle Ausdrucksform vorgestellt wird. In Abgrenzung zu dieser herkömmlichen Beschreibung literarischer Texte befasst sich das Forschungsvorhaben mit der konkreten materiellen und artefaktischen Dimension von Literatur als kulturellem Erbe, insbesondere mit Schriftstellermanuskripten sowie deren Kuratierung und Rezeption. Im Unterschied zu einer vormodernen Abschriftenkultur lässt sich seit etwa 1800 eine Aufwertung der Singularität der Autorhandschrift beobachten, deren Entstehung und weitere Entwicklungsgeschichte im Hinblick auf die drei Themenbereiche Wertung, Archivierung und Digitalisierung näher untersucht werden sollen. Im Zentrum des Interesses stehen britische und nordamerikanische Akteure, Praktiken und Institutionen vom Beginn des neunzehnten Jahrhunderts bis in die Gegenwart, wobei gleichzeitig eine komparatistische Offenheit gegenüber anderen historischen und geographischen Kontexten gegeben ist. Ziel des Vorhabens ist die Analyse institutioneller, kultureller und gesellschaftlicher Rahmungen moderner literarischer Manuskripte. Hierdurch sollen im Dialog zwischen Geistes- und Sozialwissenschaft Theorie und Methodik der Kulturerbeforschung im Bereich Literatur und Materialität vorangetrieben werden.
Ansprechpartner
Tim Sommer
Anglistisches Seminar