Ruperto Carola Ringvorlesung
1945: Epochenschwelle und Erfahrungsraum
Am 8. und 9. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Europa, am 2. September 1945 folgte die Kapitulation Japans, die den Krieg auch in Ostasien und im Pazifik beendete. Der größte militärische Konflikt der Weltgeschichte forderte über 60 Millionen militärische und zivile Todesopfer, darunter sechs Millionen europäische Juden, die dem von Nazi-Deutschland verübten Menschheitsverbrechen des Holocaust zum Opfer fielen. Unzählige Menschen verloren Angehörige, Heimat, Hab und Gut.
Der Zweite Weltkrieg hat die deutsche, europäische und globale Erinnerungskultur geprägt und die Verpflichtung in unserem Bewusstsein verankert, dass sich eine solche Katastrophe niemals wiederholen darf. Doch achtzig Jahre später ist der Krieg mit dem russischen Überfall auf die Ukraine nach Europa zurückgekehrt. Die Universität Heidelberg möchte mit ihrer Ruperto Carola Ringvorlesung zum Kriegsende 1945 daher auch einen Beitrag zu einer Erinnerungskultur leisten, in deren Zentrum die Verteidigung von Freiheit, Frieden und Demokratie steht.
Der Fokus auf 1945 als Epochenschwelle und Erfahrungsraum eröffnet zwei sich ergänzende Perspektiven: die rückschauende Deutung, die das Ende des Zweiten Weltkrieges in die Brüche und Kontinuitäten der Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet, und die Rekonstruktion des unmittelbaren menschlichen Erlebens und Erleidens. Die neun Referentinnen und Referenten der Ruperto Carola Ringvorlesung werden beide Dimensionen exemplarisch in lokalen, nationalen und internationalen Kontexten in den Blick nehmen. Dabei wird deutlich, dass sich das Kriegsende 1945 mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Erinnerungen und historischen Zäsuren verbindet.

Öffentliche Vortragsreihe
AULA DER ALTEN UNIVERSITÄT, MONTAGS 18.15 UHR
Die Veranstaltungen werden aufgezeichnet.
Veranstaltungstermine
5. Mai 2025
Wie Kriege enden: 1918 und 1945 im Vergleich
Prof. Dr. Jörn Leonhard
Historisches Seminar
Universität Freiburg
12. Mai 2025
„Heidelberg, die Unversehrte“? Neubeginn, Rekonstruktion und konservative Modernisierung nach 1945
Prof. Dr. Philipp Gassert
Historisches Institut
Universität Mannheim
19. Mai 2025
Nach dem Krankenmord: Psychiatrie am Ende des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit
Prof. Dr. Maike Rotzoll
Institut für Geschichte der Pharmazie und Medizin
Universität Marburg
26. Mai 2025 – Neue Aula
„Das Unerträgliche ertragen“: Japan und das Kriegsende in Asien 1945
Dr. Takuma Melber
Heidelberg Centre for Transcultural Studies
Universität Heidelberg
2. Juni 2025
Kriegsende in der Ukraine: Aufarbeitung deutscher Besatzungsverbrechen, neue Säuberungen und nationalistischer Untergrundkampf
Prof. Dr. Tanja Penter
Historisches Seminar
Universität Heidelberg
16. Juni 2025
1945: Eine Stunde Null?
Prof. Dr. Martin Sabrow
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung
Potsdam
23. Juni 2025
„Die Amerikaner riechen nach Weißbrot“: Amerikanische humanitäre Hilfe und das lange Kriegsende in Westeuropa
Prof. Dr. Elisabeth Piller
Historisches Seminar
Universität Freiburg
30. Juni 2025
Die Überlebenden: Deutsche Juden und jüdische Displaced Persons in Nachkriegsdeutschland
Prof. Dr. Atina Grossmann
Berlin/New York
7. Juli 2025
„Sicherstellung“: Kulturgüter in der „Alpenfestung“ zu Kriegsende 1945
Prof. Dr. Kerstin von Lingen
Institut für Zeitgeschichte
Universität Wien