hei_ONLINE Vortrag: Antisemitismus im Internet 2.0
Pressemitteilung Nr. 64/2021
1. Juli 2021
Ruperto Carola Ringvorlesung erinnert im Sommersemester an den Biochemiker Otto Meyerhof
Über „Antisemitismus im Internet 2.0 als kultureller Gefühlswert: Das digitale Echo der Vergangenheit“ spricht Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel, Wissenschaftlerin am Institut für Sprache und Kommunikation der Technischen Universität Berlin. Ihr Vortrag ist Teil der Ruperto Carola Ringvorlesung „Otto Meyerhof – Ein Wissenschaftlerleben zwischen Ruhm und Vertreibung“, mit der die Universität Heidelberg im Sommersemester an einen der bedeutendsten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts erinnert. Von 1929 an als Forscher in Heidelberg tätig, entzogen die Nationalsozialisten Otto Meyerhof 1935 die Lehrbefugnis und zwangen ihn zu Emigration und Flucht. Die Videoaufzeichnung des Vortrags ist von Montag, 5. Juli 2021, an abrufbar über heiONLINE – das zentrale Portal der Universität mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.
Die Artikulation und Verbreitung von Antisemitismen nimmt weltweit zu – insbesondere über den wichtigsten Kommunikationsraum im 21. Jahrhundert, das Internet, wie die Referentin betont. In ihrem Vortrag wird sie die Ergebnisse eines umfangreichen Projekts zum Thema „Antisemitismus 2.0“ vorstellen. Sie geben datenbasiert Auskunft darüber, wie judenfeindliches Gedanken- und Gefühlsgut tagtäglich und zur Gewohnheit werdend in den sozialen Medien verbreitet wird. Prof. Schwarz-Friesel wird dabei auch der Frage nachgehen, welche Relevanz dabei der klassische Anti-Judaismus hat. So zeigt sich das digitale Echo der Vergangenheit im Web als Manifestation der kulturellen Konstante Judenfeindschaft. An der Technischen Universität Berlin leitet Monika Schwarz-Friesel das Fachgebiet Allgemeine Linguistik. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören kognitive und emotionale Strukturen von Judenhass, Sprache und Antisemitismus sowie digitale Kommunikation und massenmediale Beeinflussung.
Der Biochemiker Otto Meyerhof, 1922 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, hatte an der Heidelberger Universität studiert und wurde hier auch promoviert. 1929 übernahm er in Heidelberg die Leitung des Instituts für Physiologie am neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung und wurde zum ordentlichen Honorarprofessor der Medizinischen Fakultät ernannt. Als sich die Arbeitsbedingungen für den jüdischen Wissenschaftler zunehmend verschlechterten, beschloss er 1938, Deutschland zu verlassen. Er forschte in Paris, musste jedoch 1940 über Spanien und Portugal in die USA fliehen, wo er an der Pennsylvania University einen Lehrstuhl für Physiologische Chemie erhielt. Otto Meyerhof starb 1951 in Philadelphia.
Die Ruperto Carola Ringvorlesung ist Teil eines Konzepts von Fokusthemen. Damit wird die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftlich relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit herantragen. Die Ringvorlesung zu Otto Meyerhof wurde gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Schmitt von der Medizinischen Fakultät Heidelberg konzipiert. Sie ist Teil des Fokusthemas „Freund und Feind“. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen setzen sich aus der Sicht ihrer Disziplin mit drängenden Fragen von Antisemitismus und Diskriminierung auseinander. Die Vorträge, zu denen aktuell keine Zuhörer in Präsenz zugelassen sind, werden aufgezeichnet und sind als Video jeweils montags über das Portal heiONLINE abrufbar.