Ruperto Carola Ringvorlesung Stress und Resilienz
30. Mai 2022
Nimmt die Stressbelastung in den Industriestaaten zu – und wenn ja, warum? Schon vor der Corona-Pandemie wurde diese Frage diskutiert. Durch die Pandemie hat sich das nun noch verstärkt – hier vor allem bei Frauen und Familien, aber auch – unter anderem – bei Beschäftigten im Gesundheitswesen. Resilienz wiederum ist einer breiten Öffentlichkeit bekannt als etwas, das offensichtlich manchen Menschen dabei hilft, ohne die negativen Auswirkungen von Stress durch Krisen zu gehen oder sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Krankenkassen, aber auch Unternehmen bieten ihren Mitgliedern seit einigen Jahren Resilienz-fördernde Maßnahmen an. Techniken wie Meditation oder Achtsamkeit erfuhren einen ungeahnten Boom. Wie die Referentin betont, sind gleichzeitig Stimmen laut geworden, die eine Verlagerung der Lösung struktureller Probleme auf den Einzelnen kritisieren. In ihrem Vortrag wird Prof. Schwieren erläutern, was die Wissenschaft unter Stress und seinen Auswirkungen auf Körper und Psyche sowie unter Resilienz versteht. Anhand der Belastung von Frauen und Familien in der Corona-Pandemie will sie der Frage nachgehen, ob der aktuelle Diskurs über Stressbelastung und Widerstandskraft zu stark auf das Individuum fokussiert ist – und inwiefern dadurch notwendige Problemlösungen auf struktureller Ebene verzögert oder vermieden werden.
Prof. Dr. Christiane Schwieren
Christiane Schwieren studierte Politikwissenschaft und Geschichte sowie Psychologie an der Universität Heidelberg. 2003 wurde sie mit einer wirtschaftspsychologischen Arbeit an der Universität Maastricht (Niederlande) promoviert. Es folgten Aufenthalte an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona (Spanien) und an der Kyoto Sangyo University in Japan. Von 2006 bis 2008 forschte sie als Postdoktorandin an dem von den Universitäten Mannheim und Heidelberg sowie dem Karlsruher Institut für Technologie getragenen Sonderforschungsbereich 504 „Rationalitätskonzepte, Entscheidungsverhalten und ökonomische Modellierung“. Daran anschließend hatte sie eine START-Professur für Verhaltensökonomik am Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften der Ruperto Carola inne. Seit 2011 ist sie dort Professorin für Organizational Behaviour. Über ihre wissenschaftliche Tätigkeit hinaus ist Christiane Schwieren seit 2019 Gleichstellungsbeauftragte der Universität Heidelberg.