Ruperto Carola Ringvorlesung: Immaterielles Erbe – eine Zukunftsressource? Intangible heritage politics and the (unattainable) goal to reduce inequalities
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- Wednesday, 7. June 2023, 18:15
- Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
- Prof. Dr. Kristin Kuutma, University of Tartu (Estland), Department of Ethnology
The UNESCO-defined intangible cultural heritage or living heritage domain and its management is fundamentally retrospective, and yet by its political alignment suggests pursuit the UN futurist Agenda 2030 for Sustainable Development Goals. This talk will particularly engage with the goal of reducing inequalities. The critical inquiry unpacks the entangled socio-economic implications and resource command in relation to designated heritage practices. Remarkable sites of meaning emerge here for minority groups which project the absence of rights to self-determination. Alongside resource command, these reflections analyse inequalities in the politics of recognition. The ethnographic material is based on long-term fieldwork at ICH-related targeted meetings.
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Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?
Mit ihrem Konzept von Fokusthemen trägt die Universität Heidelberg zweimal jährlich gesellschaftliche relevante Forschungsfragen in unterschiedlichen Formaten an die breite Öffentlichkeit heran. Zu den Angeboten im Sommersemester 2023 gehört die Ruperto Carola Ringvorlesung mit dem Titel „Immaterielles Erbe: eine Zukunftsressource?“.
Die UNESCO-Konvention zum Schutz des immateriellen Erbes der Menschheit wurde 2003 verabschiedet. Sie hat der Anerkennung des Konzepts des immateriellen Erbes global zu einem Durchbruch verholfen, in vielen Ländern mittlerweile aber auch nationale Listen immateriellen Erbes initiiert. Im Zentrum der Umsetzung standen bisher insbesondere regionale, auch indigene Kulturtraditionen etwa aus den Bereichen Musik, Schauspiel, Erzählen, Handwerk, Kochkunst oder auch religiös-spirituelle Praktiken. Lange Zeit wurde die Konvention insbesondere als ein Schutzinstrument für regionale Traditionen des globalen Südens gesehen, mittlerweile werden jedoch auch von mitteleuropäischen Staaten regelmäßig Nominierungen für die Schutzlisten der UNESCO-Konvention vorgelegt. Die Kulturwissenschaften sind in die Prozesse des „Making of“ des immateriellen Erbes involviert, diskutieren darüber hinaus aber auch die Erarbeitung und Umsetzung der UNESCO-Konvention kritisch: Macht es überhaupt Sinn, angesichts von Globalisierungs- und Modernisierungsprozessen sowie touristischer Inanspruchnahmen, entsprechende Traditionen als „Kulturerbe“ zu schützen? Werden damit überholte, kaum mehr verstandene Kulturformen und restaurative Gesellschaftsverständnisse konserviert? Oder kann umgekehrt die Aktivierung immateriellen Erbes eine Ressource für die Zukunftsgestaltung darstellen? Zum 20-jährigen Jubiläum der UNESCO-Konvention werden diese Fragen im Rahmen der Ruperto Carola Ringvorlesung diskutiert: in übergreifender Weise und auch in Bezug auf konkrete ausgewählte Kulturtraditionen.