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Tuscheabreibung – Kopie einer buddhistischen Steinschrift

Sammlung des Projekts Buddhistische Steinschriften, Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Bei der Abbildung handelt es sich um die Kopie einer Steinplatte mit eingemeißelter Inschrift. Die Steinplatte gehört zu einem Set von insgesamt 894 Platten, auf denen die chinesische Version der Abhandlung über die Stufen der Yoga Praxis geschrieben steht. Finanziert durch Klöster und Privatleute wurde der Text Ende des 11. Jahrhunderts im Wolkenheimkloster (Yunju si 雲居寺) nahe Peking von 42 Steinmetzen angefertigt. Ausgrabungen im Jahre Mitte des 20. Jahrhunderts förderten dort das wohl größte Inschriften-Projekt der Weltgeschichte in seiner vollen Dimension zutage.

Zusätzlich zu den oberirdisch aufbewahrten Steinplatten bargen Archäologen etwa 10.000 weitere Exemplare, fein säuberlich aufgereiht in Gruben. Sie entstanden zwischen dem frühen 7. und späten 12. Jahrhundert, als buddhistische Mönche ihre heiligen Schriften auf beständigen Stein übertrugen. Damit wollten sie ihre Lehren über das prophezeite Ende der Welt hinaus für die Ewigkeit bewahren. Insgesamt wurden etwa 15.000 Platten produziert, die über 1600 Texte mit circa 31 Millionen Schriftzeichen enthalten.

Für die Reproduktion und die spätere Publikation der Funde entschieden sich die modernen Wissenschaftler:innen jedoch nicht etwa für Fotografien der Originale. Sie fertigten stattdessen von jeder Platte Tuscheabreibungen wie die hier gezeigte an und bedienten sich damit einer jahrtausendalten Technik. Dabei wird angefeuchtetes Papier mit einer Art Besen in die Vertiefungen des Steins getrieben und anschließend mit einem Tupfballen Tusche auf das Objekt aufgetragen. Bis auf die Vertiefungen wird so das gesamte Papier gefärbt und nur die Schriftzeichen bleiben weiß. Durch den hohen Kontrast sind sie besonders gut lesbar. Tuscheabreibungen geben die Form der Schriftzeichen exakt wieder, sind einfach anzufertigen und zu transportieren.

Papier, Höhe 54 cm, Breite 84 cm, Tuscheabreibung: 1960er und 1970er Jahre (Original: zwischen 7. und 12. Jh. n. u. Z.), Inventarnummer FS.S.04.2, Sammlung des Projekts Buddhistische Steinschriften, Heidelberger Akademie der Wissenschaften

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