Ruperto Carola Ringvorlesung Kirchhoffs Doktorarbeit 2.0 – Ein Feldkäfig als Neutrinowaage
1. Juli 2024
In seiner Doktorarbeit widmete sich Gustav Kirchhoff (1824 bis 1887) der Erforschung der Elektrizität. Noch heute sind die nach ihm benannten „Kirchhoffschen Regeln“ für elektrische Stromkreise fundamental in der Elektrotechnik verankert. Doch auch die moderne Astroteilchenphysik profitiert von seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Am Karlsruher Institut für Technologie kombinieren Forscherinnen und Forscher in der Teilchenwaage KATRIN elektrische und magnetische Felder in einem großen Feldkäfig, um die Masse der Neutrinos zu messen – sie ist so gering, dass sie bis heute nicht genau angegeben werden kann. Dabei kommen diese Leichtgewichte unter den bekannten Elementarteilchen milliardenfach häufiger im Universum vor als Atome und haben zu dessen Entwicklung als „kosmische Architekten“ beigetragen. In ihrem Vortrag wird Prof. Valerius diese Schlüsselrolle der Neutrinos erläutern und aufzeigen, wie Gustav Kirchhoffs wissenschaftliches Werk das Verständnis dieser Elementarteilchen bis heute bereichert – Teilchen, die erst über 100 Jahre nach Abschluss seiner Doktorarbeit entdeckt wurden.
Prof. Dr. Kathrin Valerius
Kathrin Valerius studierte Physik an der Universität Bonn, mit Schwerpunkten in Astronomie und Teilchenphysik. An der Universität Münster wurde sie 2009 mit einer Arbeit auf dem Gebiet der Astroteilchenphysik promoviert; dafür wirkte sie am Design des KATRIN-Experiments zur Messung der Neutrinomasse mit. Nach wissenschaftlichen Stationen in Erlangen und Paris (Frankreich) mit dem Schwerpunkt Gammastrahlungs-Astronomie wechselte sie 2014 als Leiterin einer Helmholtz-Nachwuchsgruppe an das Karlsruher Institut für Technologie. Dort hat sie seit 2020 eine Professur für Experimentelle Astroteilchenphysik inne. Zu ihren Forschungsfeldern gehören die Neutrinophysik und die direkte Suche nach dunkler Materie.