Heidelberg Center for Cultural Heritage Vortrag: Restitution – und jetzt?
Pressemitteilung Nr. 78/2024
3. Juli 2024
Die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy spricht über die Rückgabe von Kulturgütern aus kolonialen Zusammenhängen
Mit der Rückgabe von Kulturgütern, die während des 19. und 20. Jahrhunderts aus kolonialen Zusammenhängen nach Europa verbracht wurden, beschäftigt sich Prof. Dr. Bénédicte Savoy in einem Vortrag an der Universität Heidelberg. Die Kunsthistorikerin, Wissenschaftlerin an der Technischen Universität Berlin, spricht darin unter anderem über einen Bericht zur Restitution afrikanischer Kulturgüter, den sie 2018 mit dem senegalesischen Wissenschaftler Prof. Dr. Felwine Sarr im Auftrag des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron erarbeitet hat. Die Veranstaltung mit dem Titel „Restitution – und jetzt?“ findet am 10. Juli 2024 in der Aula der Neuen Universität statt. Sie ist Teil der öffentlichen Reihe „Herausforderung Kulturerbe?!“, zu der das Heidelberg Center for Cultural Heritage und die universitäre Flagship-Initiative „Transforming Cultural Heritage“ einladen. Beginn ist um 18.15 Uhr.
Seit längerem wird in vielen europäischen Ländern über die Rückgabe von Kulturgütern aus kolonialen Zusammenhängen diskutiert. Einen Wendepunkt stellt dabei die Restitution der königlichen Schätze von Abomey an die Republik Benin im Jahr 2021 dar. „Diese Schätze, 1892 von französischen Truppen erbeutet und lange in Paris ausgestellt, symbolisieren mit ihren 2,5 Tonnen Gesamtgewicht ein bedeutendes Stück Erinnerungskultur“, betont Prof. Savoy. Ihre Restitution verdeutliche, dass die physische Rückführung von kulturell und historisch wertvollen Gütern „tektonische Verschiebungen“ in geopolitischen Zusammenhängen herbeiführen kann. Diese wirken sich nicht nur auf Museen und Kulturstätten aus, sondern betreffen auch Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, so die Kunsthistorikerin. Vor diesem Hintergrund wird sie sich in ihrem Vortrag mit der Frage beschäftigen, warum das Thema Restitution trotz bereits erzielter Erfolge, die den Weg für kulturelle Gerechtigkeit ebneten, noch immer so kontrovers diskutiert wird.
Bénédicte Savoy studierte Germanistik in Paris und Berlin. Im Anschluss daran war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am deutsch-französischen Centre Marc Bloch in Berlin tätig. Mit einer Arbeit zum französischen Kunstraub in Deutschland um 1800 wurde sie im Jahr 2000 an der Universität Paris VIII promoviert. Von 2003 bis 2009 war Bénédicte Savoy Juniorprofessorin am Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der Technischen Universität Berlin, seit 2009 ist sie dort Professorin für Kunstgeschichte der Moderne. Von 2016 bis 2021 hatte sie zugleich eine Professur am Collège de France in Paris inne. Ihr gemeinsam mit Felwine Sarr verfasster Bericht über die Restitution afrikanischer Kulturgüter, der sich für die Rückgabe von kulturellen Artefakten ausspricht, stößt seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2018 auf große internationale Resonanz.