FoF3 Geförderte Maßnahmen Tagungen und Anschubfinanzierungen
Die Forschungsschwerpunkte des Field of Focus 3 werden unter anderem durch kleinere Maßnahmen gestärkt. Darunter fallen Tagungen (bis 2023), aber auch Anschubfinanzierungen für Netzwerke und Forschungsprojekte. Der Research Council öffnet durch die Exzellenzmittel auch immer wieder Möglichkeitsräume für das Ausloten neuer interdisziplinärer Forschungsthemen. Die untenstehenden Maßnahmen eint ihr explorativer Charakter.
Tagungen und Anschubfinanzierungen im FoF 3
Co-Finanzierung Pilotprojekt „Carbon Footprint im Forschungsbetrieb“
(Förderung im Schwerpunkt Transformationsprozesse 2024-2026)
Gemeinsam mit den Research Councils der anderen drei Fields of Focus und in Kooperation mit dem HCE wurde eine Referentenstelle für die Entwicklung eines Konzepts zur Ermittlung des Carbon Footprints von laufenden und künftigen Forschungsprojekten geschaffen. Neben der Berechnung wird das Konzept auch einen Leitfaden zur Verringerung des CO2-Ausstoßes bereits in der Planungsphase von Forschungsprojekten umfassen. Dr. Florian Freundt hat gemeinsam mit den vier Research Councils vier größere Projekte aus allen Wissenschaftsbereichen in die erste Projektphase aufgenommen. Der Research Council begleitet die Maßnahme durch zwei Mitgliedschaften im Sustainability Think Tank der Universität (Thorsten Moos, Nele Schneidereit).
Projektleitung: HCE
Kontakt: Dr. Florian Freundt florian.freundt@hce.uni-heidelberg.de
Workshopreihe/Netzwerk ENACTING TRUST. Affektive Selbstgestaltung und der Wiederaufbau von Vertrauen
(Förderung in den Schwerpunkten Transformationsprozesse/ Freundschaft und Feindschaft 2024-2025)
Die Gruppe untersucht Prozesse des Wiederaufbaus von Vertrauen. Sie konzentriert sich dabei auf jene Aspekte, die in den vertrauenden Individuen gelagert sind. Hierzu analysiert es Prozesse der Emotions- und Selbstregulation und ihre Bedeutung für das Vertrauenserleben. Dass Vertrauen eine fundamentale Rolle in der Ausbildung sozialer und gesellschaftlicher Strukturen spielt und abdingbar für soziale Kohäsion ist, ist schon länger Gegenstand ausgeprägter Debatten in der Philosophie, Psychologie und den Sozialwissenschaften. Damit verglichen wurde die Vertrauenswiederherstellung bislang nur wenig betrachtet. Das von philosophischen Theorien ausgehende Projekt ist interdisziplinär angelegt und beleuchtet Dynamiken der Vertrauenswürdigkeit, aber auch Vertrauensfähigkeiten, die für die Genese, Aufrechterhaltung und Neubildung von Vertrauen unerlässlich sind.
Projektleitung und Kontakt: Dr. Philipp Schmidt philipp.schmidt@uni-heidelberg.de, Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs thomas.fuchs@urz.uni-heidelberg.de
Tagung „Populist Movements and Democratic Leadership“
(Förderung in den Schwerpunkten Transformationsprozesse/ Freundschaft und Feindschaft 2024)
Die März 2024 in Kooperation zwischen Politikwissenschaft und Romanistik ausgerichtete Tagung setzte sich sich mit der Figur des Anführers (leader) als Teil eines kulturellen Narrativs auseinander, das autoritäre Interventionen als notwendig ansieht, um in Krisenzeiten die Ordnung wiederherzustellen. Weltweit lässt sich beobachten, dass politische Führung „populistische Strategien“ einsetzt, um im Namen „des Volkes“ wichtige demokratische Institutionen und Verfahren zu untergraben. Die interdisziplinäre Tagung ließ neben Expert:innen zu sozialem Wandel und politischen Bewegungen mit Fokus auf Lateinamerika und Südeuropa auch Wissenschaftler:innen zu Wort kommen, die sich mit der Figur des (An)Führers in der kulturellen Vorstellungswelt (einschließlich Literatur und Ästhetik) befassen.
Projektleitung und Kontakt: PD Dr. Fernando Nina fernando.nina@rose.uni-heidelberg.de, Dr. Viktoria Hügel viktoria.huegel@univie.ac.at, Dr. Thomas Fuchs thomas.fuchs@urz.uni-heidelberg.de
Tagung „Zeit und Sprache. Wissenschaften im Dialog“
(Förderung in den Schwerpunkten Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition/Wissensforschung 2024)
Je nach Fachkultur und Kulturraum gibt es ganz unterschiedliche Zeitkonzeptualisierungen. Die interdisziplinäre Tagung thematisierte, wie sich diese Zeitvorstellungen in unterschiedlichen Fach- und Sprachkulturen niederschlagen. Im Fokus stehen fachspezifische Definitions- und Beschreibungspraktiken von Zeit, die sich in Sprache, aber auch anderen semiotischen Systemen zeigen. Die Tagung ist aus der Linguistik heraus konzipiert, denn alle auf der Tagung vertretenen Fachkulturen nutzen Sprache und andere Zeichensysteme, um sich dem Phänomen Zeit anzunähern. Zugleich haben die Fachdisziplinen ausgeprägte Forschungstraditionen und liefern spezifische Zugänge zum Phänomen Zeit mit ihren jeweiligen sprachlichen Ausprägungen, deren linguistische und fachliche Implikationen bislang selten Gegenstand einer interdisziplinären Diskussion waren. Die Tagung wurde am Europäischen Zentrum für Sprachwissenschaft (EZS) ausgerichtet, einer Kooperation zwischen der Universität Heidelberg und dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) Mannheim.
Projektleitung und Kontakt: Dr. Katharina Jacob katharina.jacob@gs.uni-heidelberg.de, Prof. Dr. Ekkehard Felder ekkehard.felder@gs.uni-heidelberg.de, Prof. Dr. Vahram Atayan atayan@iued.uni-heidelberg.de
Autumn School: „Die Sache mit dem Klima“
(Förderung in den Schwerpunkten Transformationsprozesse/Wissensforschung 2023)
Sachlichkeit ist eine zentrale Herausforderung für die Wissenskommunikation in Wissenschaft und Schule. Das gilt insbesondere bei gesellschaftlichen Großthemen wie dem Klimawandel und seinen Folgen. Die interdisziplinäre Autumn School 2024 für Promovierende und Post-Docs in Lehrkräftebildung und Fachwissenschaft der Frage nach, wie wir ‚sachgemäß‘ über den Klimawandel sprechen und zugleich dafür sorgen können, dass nicht haltlos gestritten, sondern Inhalte ankommen und ‚sachlich‘ diskutiert wird? Es kamen Forschende aus Klimawissenschaft, Wissensforschung, Soziologie, Lehrkräftebildung und anderen Disziplinen zusammen. Neben Vorträgen mit fachwissenschaftlichen Informationen und professionellen Erfahrungsberichten, gab es Workshops zu Methoden- und Perspektivbewusstsein und die Möglichkeit zum persönlichen Austausch der Wissenschaftler:innen in frühen Karrierephasen mit Expert:innen. Die Autumn School wurde von der Heidelberg School of Education (HSE) ausgerichtet, einer Kooperation zwischen Universität und Pädagogischer Hochschule Heidelberg.
Projektleitung und Kontakt: Dr. Dennis Dietz dietz@heiedu.uni-heidelberg.de
Tagung „Embodiment of Reason“
(Förderung im Schwerpunkt Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition 2023)
Die Verkörperungstheorie hat sich in vielen Bereichen der Philosophie des Geistes und der Kognitionswissenschaften als fruchtbar erwiesen. Das Problem, wie rationale Fähigkeiten verkörpert werden, ist jedoch bisher wenig erforscht worden. Die Konferenz verfolgte zwei komplementäre Ansätze: Die Verkörperung der Vernunft und die Vernunft des Körpers. Der erste Ansatz untersucht, wie die Vernunft durch körperliche Erfahrungen bedingt, geformt und konstituiert wird und wie rationale Fähigkeiten die leibliche Existenz in der Um- und Mitwelt enaktiv gestalten. Der zweite Ansatz erforscht den geübten Umgang mit der Umwelt, die gemeinsame Sinngebung mit anderen Personen und die Empathie gegenüber anderen als Ebenen von Rationalität, die ohne Leiblichkeit nicht vorstellbar sind. Die Gruppe kooperiert mit dem TRN „Cognitive Science“ und hat ihre Fragestellungen im Rahmen des TRN „Digitaler Animismus“ neu auf Interaktionen mit ‚Quasi-Subjekten‘ perspektiviert
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs thomas.fuchs@urz.uni-heidelberg.de
Anschubfinanzierung Gruppe „Interreale Orte“
(Förderung im Schwerpunkt Transformationsprozesse, Kulturelles Erbe 2021-2022)
Die Initiative „Interreale Orte. Aufgeladene Geographien in historischer Perspektive“ fragte nach geographisch gebundenen Vorstellungen, die eine göttliche (oder teuflische) Sphäre physisch greifbar machen. Insbesondere die Rückwirkung solcher ‚Interrealen Orte‘ auf die Gesellschaft, die sie konstruiert, steht im Fokus des Projektes. Schwerpunkt war dabei eine Untersuchung für die Vormoderne in transkultureller, vergleichender Perspektive. Wissenschaftler:innen aus der mittelalterlichen Geschichte, der Ur- und Frühgeschichte und den Südasienstudien haben eine Projektskizze geworfen und Vertreter:innen der Area Studies an einen Tisch gebracht.
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Romedio Schmitz-Esser romedio.schmitz-esser@zegk.uni-heidelberg.de
Anschubfinanzierung Gruppe „Objects of Attraction“
(Förderung in den Schwerpunkten Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition/Kulturelles Erbe 2021-2022)
Die Gruppe „Objects of Affection“ fragt nach den Bedingungen, Mechanismen, und Wechselwirkungen für jene Vorgänge gefragt werden, in denen Objekte von Menschen als mit besonderer Bedeutung ausgestattet werden bzw. als solche empfunden werden: Wie z.B. kommt es, dass aus dem allgemeinen ‚Hintergrundrauschen‘ der uns beständig umgebenden Objekte einzelne von uns als herausgehoben wahrgenommen bzw. (dann in der Folge vielleicht auch physisch) herausgehoben werden, indem sie z.B. gesammelt oder als besonders kostbar präsentiert werden? In der Gruppe arbeiten Wissenschaftler:innen aus einer Vielzahl von Disziplinen zusammen, darunter Kunstgeschichte, Philologien, Philosophie, Psychologie, Ethnologie und Politikwissenschaft, Kooperationen zu Sammlungen (Sammlung Prinzhorn) und Museen bestehen oder sind in Planung.
Projektleitung: Prof. Dr. Henry Keazor henry.keazor@zegk.uni-heidelberg.de
Anschubfinanzierung Gruppe „Heimat(en)“
(Förderung im Schwerpunkt Kulturelles Erbe 2021-2024)
Die interdisziplinäre Gruppe hat ihre Arbeit im Jahr 2020 unter der Leitung von Christiane Wiesenfeldt aufgenommen und konnte Mittel für einen Sonderforschungsbereich bei der DFG einwerben, der 2024 seine Arbeit in Kooperation mit Teilprojekten an fünf weiteren Standorten aufgenommen hat. In der gemeinsamen Arbeit geht es darum, warum und wie Heimat einen selbstverständlichen Teil des menschlichen Weltverhältnisses einnimmt. Dazu werden die Vielfalt und die Dimensionen von Heimat ergründet und modelltheoretisch in historisch und global vergleichender Perspektive analysiert. Untersucht wird neben der komplexen Semantik des deutschen Begriffs Konzepte und Praktiken naturräumlicher und soziokultureller Verbundenheit in ganz verschiedenen gesellschaftlichen, medialen und kulturellen Kontexten. Dabei wird Heimat als dynamisches Modell verstanden, das von der Vormoderne bis in die Gegenwart präsent ist, beobachtet und analysiert, so dass Heimat für eine gemeinsame Forschungsleistung vieler geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen operationalisierbar wird.
Projektleitung: SFB-Sprecherin Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt christiane.wiesenfeldt@zegk.uni-heidelberg.de
Anschubfinanzierung Gruppe „Artistic Alternatives to the Antigypsy Gaze“
(Förderung im Schwerpunkt Wissensgeltung 2020-2022)
Die Gruppe legt einen Fokus auf den Vergleich zwischen Antiziganismus und anderen Formen des Rassismus, vor allem des Antisemitismus, und beleuchtet unter anderem die Auswirkungen des Themas Holocaust auf Filmerzählungen und visuelle Vorstellungen. ‚Zigeuner‘-Spielfilme stellen seit den Anfängen des Kinos ein gesamteuropäisches Phänomen dar. Ihnen kommt – im Sinne einer Gegenfolie – eine zentrale Funktion bei der Konstruktion und Neuverhandlung homogener nationaler Identitäten in Europa zu. Ziel ist es, über das Freilegen stereotypisierender Wahrnehmungsraster hinaus alternative Konzepte zu entwickeln: etwa durch die Analyse erfolgreicher künstlerischer Strategien, die darauf abzielen, antiziganistische Stereotype mit filmischen Mitteln zu dekonstruieren. Durch die enge Kooperation mit außeruniversitären Partnern liegt ein starker Akzent auf dem Transfer in die Zivilgesellschaft. Es konnte eine Beteiligung an einer Forschungsgruppe sowie das BMBF-Projekt „MeAviA – Mediale Antiziganismen“ eingeworben werden, die Heidelberger Wissenschaftler:innen aus so verschiedenen Fächern wie Geschichte, Politikwissenschaft, Medizingeschichte, Kunstgeschichte und Romanistik hat zudem einen Antrag auf Verbundförderung eingereicht.
Projektleitung: Dr. Radmila Mladenova radmila.mladenova@zegk.uni-heidelberg.de