Psychologisches Institut Forschungsethik systematisch im Psychologiestudium verankern
18. November 2024
Ein frei zugängliches und flexibel anwendbares Konzept mit 13 Modulen unterstützt die Vermittlung ethischer Grundlagen der psychologischen Forschung in der Lehre
Um zentrale Aspekte der Forschungsethik in der Psychologie bereits im Bachelor- und Masterstudium verankern zu können, hat die Ethikkommission der Deutschen Gesellschaft für Psychologie unter Leitung von Prof. Dr. Ursula Christmann vom Psychologischen Institut der Universität Heidelberg ein Lehrkonzept mit 13 Modulen entwickelt. Die didaktische Aufbereitung forschungsethischer Themen soll Lehrende darin unterstützen, Studierenden systematisch die Prinzipien ethischen Handelns in der psychologischen Forschung zu vermitteln. Die Module decken ein breites Themenspektrum ab. Dabei geht es zum Beispiel um die Notwendigkeit von Forschungsethik, die Grundlagen moralischer Entscheidungen sowie die Umsetzung zentraler ethischer Prinzipien wie Selbstbestimmung, Nicht-Schädigung, Fürsorge und Gerechtigkeit. Zudem werden spezielle Fragestellungen wie ethische Herausforderungen in Labor- und Feldstudien, Forschung mit Kindern, Onlineforschung und das Thema Machtmissbrauch in der Wissenschaft behandelt. Die einzelnen Module lassen sich flexibel in die Lehre integrieren.
„Die Idee zur Entwicklung dieser Lehrkonzeption entstand aus der Beobachtung, dass sowohl Forschende als auch Lernende häufig nur unzureichend mit den verschiedenen Facetten der Forschungsethik vertraut sind. Dies zeigt sich insbesondere dann, wenn Ethikanträge erstellt werden und vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft nicht genau wissen, wie sie bestimmte ethische Aspekte berücksichtigen müssen“, erläutert Prof. Christmann, die als Vorsitzende der Ethikkommission für die Entwicklung des Lehrkonzepts verantwortlich zeichnet. Zwar seien die Themen Berufsethik und Berufsrecht sowie Ethik in Forschung und Praxis bereits im Bachelorstudiengang verankert, doch sei dies angesichts der Fülle der Inhalte nicht ausreichend. Der systematische Einsatz der Module im Psychologiestudium soll Studierende frühzeitig für ethisches Handeln in der Forschung sensibilisieren und ihnen Wissen für die Umsetzung an die Hand geben. „Wir wollen dabei nicht nur vermitteln, was gemacht werden muss, sondern auch warum es gemacht wird“, so die Heidelberger Wissenschaftlerin.
Das Lehrkonzept umfasst 13 Foliensätze, die einzeln oder als Block verwendet werden können. So lassen sich die Module je nach Wissensstand und spezifischem Bedarf sowohl in Grundlagen-, Methoden- und Vertiefungsseminaren als auch in Vorlesungen oder Praktika einsetzen. Neben der grundlegenden Frage, warum Forschungsethik notwendig ist, bieten die Module beispielsweise auch eine Einführung in die Datenschutzgrundverordnung oder gehen auf Besonderheiten der Forschungsethik in interdisziplinären, kulturpsychologischen sowie biopsychologischen Kontexten ein. Die inhaltliche Grundlagenvermittlung wird dabei kombiniert mit Beispielen und Übungsaufgaben. Nicht zuletzt bietet das Lehrkonzept auch konkrete Hilfen beim Verfassen von Ethikanträgen in verschiedenen Forschungsbereichen. Die Foliensätze wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mehrerer Universitäten und Forschungseinrichtungen entwickelt. Sie sind auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Psychologie frei zugänglich.