Historiographie der Sprachwissenschaft und Gedächtnis der modernen Linguistik

SEKTION c2

KONZEPT DER SEKTION

Sektionsleiter: Gerda Haßler (Universität Potsdam) y María Luisa Calero Vaquera (Universidad de Córdoba)

Forschungen zur Geschichte der Sprachwissenschaft haben in Spanien und Deutschland eine unterschiedliche Intensität, können aber dennoch als in beiden Ländern etabliert betrachtet werden. Trotzdem werden sie von nicht mit ihnen befassten Linguisten häufig kaum zur Kenntnis genommen, was mitunter ein kurzes Gedächtnis ihrer Arbeiten bedingt. Im Normalfall objektbezogener Forschung wird sich der einzelne Wissenschaftler der Geschichte und Tradition der von ihm behandelten Fragestellungen nicht bewusst. Konfrontation mit dieser Geschichte kann sogar zu einem „historiographischen Paradoxon“ führen, das sich aus dem Verhältnis der beiden folgenden Tatsachen ergibt: (1) Aussagen über Sprache sind frei von zeitlicher Verankerung, sofern sie objektbezogen argumentativ von Belang sind. (2) Die Historiographie der Sprachwissenschaft gelangt zu Aussagen, deren Wahrheitswert indifferent gegenüber dem objektbezogen argumentativen Wert im wissenschaftlichen Denken ist. So falsch es ist, dass das Kastilische sich vor dem Latein auf der iberischen Halbinsel entwickelt habe, so ist doch die Tatsache, dass dies festgestellt wurde, eine wis­senschaftshistorische Wahrheit, die auf Zeithorizonte, Argumentationen und Absichten verweist. Für den Historiographen sind alle Annäherungsweisen an den Gegenstand relevant. Die Geschichte wird nicht als kumulative Entwicklung bis hin zur gegenwärtigen Lage der Disziplin betrachtet, und man versucht zu vermeiden, die Vergangenheit als Legitimation der Gegenwart zu benutzen. Ein objektbezogen arbeitender Wissenschaftler blickt ziel- und interessengeleitet in die Forschungsgeschichte zurück und konstruiert einen Forschungsstand als Ausgangspunkt, dessen historische Tiefenperspektive nicht interessiert. Unter dieser Perspektivierung entsteht ein Retrospektionshorizont, der für bestimmte Schulen und Epochen charakteristische Gemeinsamkeiten aufweisen kann.

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SEKTIONSPROGRAMM

Veranstaltungsort: Neue Universität, aula UGX61

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ABSTRACTS (ZUSAMMENFASSUNG)

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Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 19.03.2015
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