Das zentralpalästinensische Arabisch
Das zentralpalästinensische Arabisch scheint recht gut dokumentiert zu sein. Einerseits haben wir die Grammatik von Leonhard Bauer "Das Palästinische Arabisch - Die Dialekte des Städters und des Fellachen" (4. Auflage Leipzig, 1926), die auch eine umfangreiche Chrestomathie enthält, andererseits auch die wunderbare zweibändige Textsammlung von Schmidt/Kahle "Volkserzählungen aus Palästina - gesammelt bei den Bauern von Bir-Zet" (Göttingen 1918/1930).
Während meines Studiums in Heidelberg, gerade als ich an meiner Magisterarbeit über den Dialekt von il-Xalīl (Hebron) arbeitete, bekam ich einen palästinensischen Studienkollegen, der aus einem Dorf in der Nähe von Bīr Zēt stammt. Obwohl das jenseits meines aktuellen Arbeitsgebiets lag, bat ich ihn, mir eine Geschichte auf Band zu sprechen. Das Resultat setzte mich in Erstaunen, denn es stand in einigen wesentlichen Punkten deutlich im Widerspruch zu den Angaben in der Literatur. An dieser Stelle sei lediglich erwähnt:
- Keine Imala der Femininendung.
- Das suffigierte Personalpronomen der 3. Person mask. Sg. lautet auf -a
- Die selbständigen Personalpronomen der 3. Person Sg. tauchen in den Varianten hūta (mask.) und hīta (fem.) auf.
Einige Jahre später, 1998, beschloss ich, dieser Sache auf den Grund zu gehen und mich für einige Zeit den Bauerndialekten in der Gegend von Ramallah zu widmen. Mit einem bis unter das Dach vollgepackten Fiat kamen meine Frau und ich im Herbst 1998 in der West Bank an, um ein Jahr lang dort zu leben. Wir fanden eine Wohnung in Bīr Zēt und - was ich als den größten Glücksfall der ganzen Unternehmung betrachte - einen Helfer, Taḥsīn ʿAlāwnih, der mich in die umliegenden Dörfer zu den Aufnahmen begleitete und mir anschließend beim Abhören der Aufnahmen half.
In diesem Jahr gelang es mir bei insgesamt 120 Sprechern aus 68 Dörfern Aufnahmen zu machen, darunter auch Dörfer die 1948 zerstört wurden und deren Gebiet jetzt zum Staatsgebiet von Israel gehört, z.B. habe ich einige schöne Aufnahmen einer alten Frau aus dem berühmten Dēr Yāsīn. Unter den 120 Sprechern, die ein Durchschnittalter von 66 Jahren hatten, finden sich 34 Frauen und 14 Christen.
Mit Unterstützung von Professor Werner Arnold und der Fritz Thyssen-Stiftung sind die Texte und ein Glossar dazu 10 Jahre später als Buch erschienen. Eine Grammatik dazu folgte als dritter Band 2013. Die bibliographischen Daten der Bände lauten:
Ulrich Seeger
Leseprobe Texte (PDF) Leseprobe Glossar (PDF) |
Ulrich Seeger
Leseprobe Grammatik (PDF)
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Die Audioaufnahmen zu den Texten können im Semitischen Tonarchiv — SemArch angehört werden.
Kontakt Autor: seeger@uni-hd.de