Das kaiserzeitliche ‘loutro’ im arkadischen Thelpousa
Das von der Gerda Henkel Stiftung geförderte deutsch-griechische Forschungsprojekt verfolgt das Ziel einer architektonischen Bauaufnahme und erstmaligen Publikation des konventionell als ‚loutro’, d. h. als Badeanlage, bezeichneten kaiserzeitlichen Ziegelbaus auf der Agora der in Westarkadien am Ufer des Ladon gelegenen Polis Thelpousa. Das antike Stadtgebiet blieb trotz einiger Beschreibungen durch Reisende des 19. Jahrhunderts lange Zeit unbeachtet, bis der französische Archäologe J. Roger erstmals im Jahre 1939 kleinere Testgrabungen vornahm und Teile der Randbebauung der Agora freilegte. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen sind im Wesentlichen unpubliziert. Dennoch haben sie gezeigt, dass das ‚loutro’ unmittelbar im Zentrum der ca. 130 x 120 m messenden Platzanlage liegt. Ungeachtet eines in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegenen Interesses an der materiellen Kultur des römischen Griechenlands spielt der Ziegelbau von Thelpousa in der Forschungsdiskussion keinerlei nennenswerte Rolle, weil er bislang nur spärlich beschrieben wurde. Seine Signifikanz für die Urbanistik und den kulturellen Wandel in der römischen Provinz Achaia kann indes nicht hoch genug eingeschätzt werden, handelt es sich doch um einen der tatsächlich wenigen nachweisbaren Fälle eines tiefgreifenden baulichen Eingriffes in die traditionelle Raumorganisation einer Agora im kaiserzeitlichen Griechenland. Gegenüber dem Forschungsparadigma der Athener Agora wird damit der Fokus bewusst auf eine kleine, bislang nahezu unerforschte Polis ausgeweitet.
Dr. Johannes Fouquet (Universität Heidelberg) und Dr. Georgios Doulfis (Universität Athen, Alumnus)
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Blick nach Süden in das Tal des Ladon bei Thelpousa |
Kartendaten: © OpenStreetMap-Mitwirkende, SRTM | Kartendarstellung: © OpenTopoMap (CC-BY-SA)
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