DFG-Projekt "Medieval Maritime Predation: A Database Supported Analysis of Mediterranean Violence"
Updates Best Practice DMMP
a. https://hcdh.hypotheses.org/1784
b. https://hcdh.hypotheses.org/1778
c. https://hcdh.hypotheses.org/580
d. https://hcdh.hypotheses.org/451
Projektbeschreibung: Medieval Maritime Predation: A Database Supported Analysis of Mediterranean Violence
Bernat de Vilamarí, Pero Niño, Giuliano Gattilusio oder Carlo Zeno waren im spätmittelalterlichen Mittelmeerraum als Seeräuber bekannt., aber war Gewalt ihre einzige Einnahmequelle? Was taten sie sonst noch, warum und für wen? Erzeugten gegensätzliche Ansichten desselben Entrepreneurs Spannungen zwischen konkurrierenden Seeherrschaften? Und in welchem Ausmaß litten oder profitierten Seeherrschaften schließlich von diesen See-Experten?
Diese und verwandte Fragen möchten Nikolas Jaspert, Victòria Burguera und Laurin Herberich mithilfe der Database of Medieval Maritime Predation beantworten, einem flexiblen und relationalen Instrument, konzipiert zur Erfüllung der folgenden fünf Anforderungen:
- Identifizierung der geographischen Handlungsräume und der sozialen Karrieren - in der Tat der Prosopographie – der Seeräuber und ihrer Opfer
- Rekonstruktion ihrer Kommunikationsnetzwerke
- Hervorhebung der diplomatischen und diskursiven Rahmenbedingungen und Effekte maritimer Gewalt
- Kartographierung geographischer Brennpunkte und diachroner Variationen des Seeraubs
- Evaluation des wirtschaftlichen Gewinns von Seeraub
Die DMMP soll die simultane und großflächige Analyse personen-, handels- sowie politikbezogener Daten erlauben. Text-, Bild- und Sachquellen werden nicht nur mit ihrem jeweiligen Originaldokument oder -artefakt verlinkt sein, sondern auch mit den für sie relevanten Geodaten. GIS Tracking in Kombination mit nautischem Fachwissen soll die geographische Eingrenzung potentieller Seeraubzwischenfälle, individueller Routen sowie regulärer Itinerarien erlauben.
Der Datenzugriff soll via Textsuche, Kategoriensuche sowie Kartensuche möglich sein. Letztere soll nicht nur die einfache synchrone geographische Visualisierung von Informationen liefern (z.B. alle Seeraubzwischenfälle eines Jahres), sondern auch komplexe diachrone Itinerarien derselben nachverfolgen können (z.B. sich ändernde Seeraubbrennpunkte oder Seeräuberitinerarien im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts). Man denke an Seeräuber und Händler, Beute und Ware oder Gerüchte und Nachrichten. Durch ihr offenes Design soll die DMMP ein Mehrzweckinstrument nicht nur zur Beantwortung bereits gestellter Fragen über Seeraub sein, sondern auch zur Formulierung noch zu stellender Fragen.
Die eingangs gestellten Fragen werden in zwei Monographien, eine zum westlichen Mittelmeer von Victòria Burguera, eine zum östlichen Mittelmeer von Laurin Herberich, diskutiert werden. Durch die parallele Dateneingabe und Konsultation der DMMP wird es Burguera und Herberich beispielsweise möglich sein, Seeraubzwischenfälle aus zerstreuten Informationen zu rekonstruieren und transimperiale Personennetzwerke aufzudecken.
Gemeinsam werden beide Monographien die Erforschung des mittelalterlichen Mediterraneums vorantreiben und für Perspektivwechsel sorgen: 1) von der Nordsee zum an Quellen reichen Mittelmeer, 2) dort von interreligiöser zu intrareligiöser Gewalt und zuletzt 3) von einem auf limitierter Quellenbasis basierendem Seeräuberverständnis zu einem auf grenzüberschreitender Analyse basierenden Verständnis derselben als transimperiale Entrepreneure. Dies soll ermöglicht werden durch das Zusammentragen und Analysieren von Informationen aus den wichtigsten Archiven des christlichen, mittelalterlichen Mediterraneums (l’Arxiu de la Corona d’Aragó, l’Archivio di Stato di Genova, l’Archivio di Stato di Venezia, National Archives of Malta), was die prospektive Ausweitung auf die islamische Welt des Mittelalters nicht ausschließt.
Sowohl die Ergebnisse der in der dreijährigen Förderungsperiode betriebenen Forschung als auch die Operabilität der DMMP sollen während eines internationalen Workshops an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Jahr 2025 veranschaulicht und diskutiert werden.
Bild: Schlacht von Zonchio, 1499