1911 – 1929 Carl Neumann und das eigenständige Institut
„Nun verfiel ich völlig der Anziehung der Kunst‟
Carl Neumann: Über den Zusammenhang von Wissenschaft und Leben. Leipzig 1924, S. 37.
Der promovierte Historiker Carl Neumann (1860-1934) kommt durch den Besuch einiger Vorlesungen Jacob Burckhardts in Basel zur antiken Kunst. Mit dem „Rembrandterlebnis“ erfolgt um die Jahrhundertwende eine weitere Neuorientierung. Besonders in seiner Kieler Zeit engagiert sich Neumann auch außerhalb des Hörsaals: Er wird Vorsitzender des Kunstvereins, arrangiert Ausstellungen im Kunstmuseum und beteiligt sich intensiv an Umbau und Innengestaltung der Aula der Universität, sowie am Neubau der Kunsthalle.
Neumann und Thode
Neumanns Vielseitigkeit und Wandelbarkeit findet nicht überall Anklang. Sein Vorgänger in Heidelberg, Henry Thode, spricht sich in einem Separatvotum gegen Neumann aus, da er ihn „nicht als Kunsthistoriker betrachten“ könne. Neumann selbst berichtet später von der gemeinsamen Zeit mit Thode: „Die äußeren Beziehungen blieben dauernd korrekt, ja freundlich. Die inneren Beziehungen fehlten; wir haben in den vielen Jahren niemals über wissenschaftliche Dinge gesprochen.“
1916: Gründung des eigenständigen Instituts
Zu den wichtigsten Entwicklungen der Ära Neumann gehört die Loslösung vom Archäologischen Institut und die Gründung eines eigenständigen Instituts 1916. Zuvor war es zwischen Friedrich von Duhn, dem Direktor des Archäologischen Instituts, und Neumann wiederholt zu Unstimmigkeiten wegen der gemeinsamen Benutzung von Büchern, Bildmaterial und Sammlungen gekommen. Zudem empfand Neumann Entscheidungen von Duhns über die Abteilung für Neuere Kunst als Eingriff in seinen Kompetenzenbereich.
Publikationen (Auswahl)
- Bernhard von Clairvaux und die Anfänge des zweiten Kreuzzugs. Leipzig 1882. (Dissertation)
- Die Weltstellung des byzantinischen Reiches vor den Kreuzzügen. Leipzig 1894. (Habilitation)
- Rembrandt. 2 Bände. Stuttgart, München 1901-1924.
Schülerinnen und Schüler (Auswahl)
- Wilhelm Fraenger (1917)
- Klaus Graf von Baudissin (1922)
- Hubert Schrade (1922)
- Adolf Jannasch (1923)
- Fritz Neugass (1924)
- Anna Seghers (eigtl. Netty Reling, 1924)