Vortrag über eine berühmte Galilei-Fälschung
27. Juni 2016
Um eine Aufsehen erregende Fälschung einer Ausgabe von Galileo Galileis Buch „Sidereus Nuncius“ geht es in einem Vortrag, zu dem die Universitätsbibliothek Heidelberg am Donnerstag, 30. Juni 2016, einlädt. Der international renommierte Kunsthistoriker Prof. Dr. Horst Bredekamp von der Humboldt-Universität zu Berlin berichtet darüber, wie er Zielscheibe eines raffinierten Betrugs wurde. Der Wissenschaftler wird die Fälschung erörtern und mit Hilfe einer stark vergrößernden Spezialkamera für Dokumente Details aus dem Band vorführen und analysieren. Die Veranstaltung gehört zum Begleitprogramm der Ausstellung „FAKE: Fälschungen, wie sie im Buche stehen“, die aktuell in der Universitätsbibliothek zu sehen ist. Der Vortrag mit dem Titel „Der New Yorker Sidereus Nuncius. Punkt für Punkt“ findet im Handschriftenlesesaal der Bibliothek, Plöck 107-109, statt und beginnt um 18.15 Uhr.
Den Betrug initiierte 2005 der italienische Antiquar, Privatgelehrte, frühere Bibliotheksdirektor und Bücherdieb Marino Massimo De Caro. Er fälschte nicht irgendein Exemplar von Galileos 1610 erschienener Schrift „Sidereus Nuncius“ („Der Sternenbote“), in der der Astronom seine mit einem Teleskop gemachten Beobachtungen mitteilte, sondern De Caro wählte eine Ausgabe, in der Galileo vermeintlich eigenhändige Mondzeichnungen per Hand eingetragen hatte. „Die 2007 von Horst Bredekamp vorgenommene Präsentation und Auswertung dieses Bandes galt seinerzeit als wissenschaftliche Sensation – bis das Buch 2012 als Fälschung entlarvt wurde“, erklärt Prof. Dr. Henry Keazor vom Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg. „Da Bredekamp seit den 90er Jahren die These vertreten hatte, dass Handzeichnungen für Galileis Erkenntnisprozess von zentraler Bedeutung gewesen waren und er ihn daher mit Künstlern verglichen hatte, war er die naheliegende Zielscheibe für De Caros Betrug.“
Der gefälschte Band, der normalerweise in New York verwahrt wird, ist zurzeit in der Heidelberger Ausstellung zum Thema Kunstfälschung zu sehen. Die Schau mit mehr als 200 Exponaten wird noch bis Mitte Februar 2017 gezeigt.