SPIRITUS MUSICAE –
5. Heidelberger Summer School zu Musik und Religion
03. BIS 10. JULI 2016
Jesus: Mensch – Prophet – Messias
Bilder: v.l.n.r. Kreuztragender Christus (El Greco), Resurrection (Piero della Francesca), Ein Christus nach dem Leben (Rembrandt van Rijn)
Vom 03.07. bis 10.07.2016 findet unter dem Titel "SPIRITUS MUSICAE" die 5. Heidelberger Summer School zu Musik und Religion statt. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der Hochschule für Kirchenmusik mit der Theologischen und Musikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Heidelberg.
Sonntag, 03. Juli 2016
Friedenskirche Heidelberg-Handschuhsheim
17.00 Uhr |
Konzert »Messiah« Carmen Buchert, Kai Wessel, Hans Jörg Mammel, Matthias Horn Eintritt: 12,- € / 18,- € / 22,- € (ermäßigt 8,- € / 14,- € / 18,- €) Karten über die Webseite der Heidelberger Kantorei und an der Abendkasse erhältlich. „O Freund, welch ein großes Werk ist dieser Messias, ein wahres christliches Epos in Tönen.“ „Händels ‚Messias‘ ist mir gleichsam eine compendiöse Verkündigung des gesamten Christentums“ Diese beiden aus dem schier unendlichen Meer enthusiastischer Kommentare zu Händels „Messiah“ herausgegriffenen Zitate mögen ein Licht auf die Ausnahmestellung dieses Oratoriums werfen. Seine über alle Länder- und Konfessionsgrenzen hinweggehende Wirkung hat sicherlich zum einen mit der Textvorlage von Charles Jennens zu tun, in der die Gestalt Jesu, des Messias, nicht so sehr als Person in den Fokus genommen wird, sondern vielmehr ihre heilsgeschichtliche Wirkung, ihr Versprechen einer Erlösung aller Menschen - „I know, that my redeemer liveth“, zum andern natürlich mit der genialen musikalischen Umsetzung Händels. Hier ist es, wie sonst selten in der Musik, gelungen, das Einfache mit dem Überwältigenden und wirklich Berührenden zu verbinden. Die Musikerinnen und Musiker der Heidelberger Kantorei, der Kammerphilharmonie Mannheim und das namhafte Solistenensemble werden alles daransetzen, die umwerfende Wirkung dieses epochalen Werkes erneut zum Klingen zu bringen. |
Donnerstag, 07. Juli 2016
Hochschule für Kirchenmusik, Hildastraße 8, Raum C
19.00 Uhr |
Privatdozentin Dr. Maike Schult, Universität Kiel »Warum bist du gekommen, uns zu stören?« Dostojewskis Romanfragment aus den „Brüdern Karamazov“ (1879) gehört zu den bekanntesten Texten der Weltliteratur. Früh seinem Kontext entschlüpft, hat er die Gemüter erhitzt und Kontroversen provoziert: Christus kehrt noch einmal auf die Erde zurück und trifft auf einen Kirchenvertreter, der sich die Deutung über ihn nicht wegnehmen lassen will. Der Vortrag bettet den Text ins Romangeschehen ein und fragt nach seiner gleichnishaften Wirkung auf Theologie und Musik. Musikalische Umrahmung: Helmut Barbe - 3 Christusbilder |
Freitag, 08. Juli 2016
Hochschule für Kirchenmusik, Hildastraße 8, Raum C
10.00 Uhr |
Prof. Dr. Silke Leopold »Händels Messias« Händels "Messias" gilt als Inbegriff des Oratoriums. Dabei stellt der Text, die Dramaturgie und die Erzählweise eher die große Ausnahme in seinem Oratorienschaffen dar als die Regel. In einem Parforceritt durch das Alte und das Neue Testament wird die christliche Verheißung zu drei Themenkreisen verarbeitet – Geburt, Passion und Auferstehung. Händels Musik ist eine gleichermaßen mannigfaltige Kompilation unterschiedlichster Schreibarten; sie reichen von strenger Polyphonie bis zu jenem prächtigen Klangereignis des Hallelujah, das ein Zeitgenosse „Händels großen Wauwau-Stil“ nannte, von opernhafter Virtuosität bis zu schlichter Innigkeit. Welche religiösen und künstlerischen Ideen Händel und sein Librettist Charles Jennens verfolgten, ist Thema dieses Vortrags. |
11.00 Uhr |
Prof. Dr. Panja Mücke »Zwischen Passionsgeschichte, Politik und Opernszenerie« Der "Messias" gehört zu jenen Oratorien Händels, die sich seit der Uraufführung ungebrochener Popularität und kontinuierlicher Präsenz im Musikleben erfreuen. Daher überrascht es kaum, dass dieses Oratorium in den gut 270 Jahren Rezeptionsgeschichte auch radikale neue Deutungen und gravierende Modifikationen erfuhr, die im Zentrum des Vortrags stehen sollen – angefangen von den frühen Übersetzungen und Bearbeitungen (wie dem italienischen "Messias" für Mannheim 1777) über die Tendenzen zur Monumentalisierung im 19. Jahrhundert und die politischen Lesarten in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts bis hin zu szenischen Realisierungen, die sich seit der Jahrtausendwende häufen (z.B. für Wien 2009 und Kopenhagen 2012/Frankfurt am Main 2016). |
12.00 Uhr |
Prof. Dr. Dirk Werle »Jesus bei Klopstock« Friedrich Gottlieb Klopstock ist innerhalb der deutschen Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts eine herausragende, dabei aber nicht einfach einzuordnende Figur. Mit seinem Versepos „Der Messias“ hatte er bei den Zeitgenossen immensen Erfolg, aber schon nach wenigen Jahrzehnten wirkte dieser Text unzeitgemäß und entfaltete keine größere Wirkung mehr. Mit seinen Hymnen in freien Rhythmen hat Klopstock hingegen ein Modell für moderne Lyrik vorgegeben, das eine immense Langzeitwirkung entfaltete, in seiner Zeit aber nicht unbedingt als ‚moderne Lyrik‘ im Sinne avantgardistischer, experimenteller Poesie wahrgenommen wurde. Nun spielt sowohl in Klopstocks Epos, als auch in vielen seiner Hymnen und Oden, Jesus als Figur eine zentrale Rolle. Die Bedeutung dieser immens autoritativen und traditionsreichen Figur für Klopstocks Schreiben und seine Positionierung in unterschiedlichen Gattungsgeschichten, aber auch für seine zeitgenössische und langfristige Wirkung wird im Vortrag dargestellt und erläutert. |
14.00 Uhr |
Prof. Dr. Dr. Elsabé Kloppers »Comfort, ye, comfort, ye my people…« In Südafrika hat Händels "Messias" eine ambivalente Rezeptionsgeschichte. Obwohl bereits seit dem 19. Jahrhundert aufgeführt, erregten die Aufführungen in Johannesburg 1959 unerwartet große Aufmerksamkeit: Das Werk wurde von schwarzen Chören in einem primär „weißen Gebiet“ gesungen – zu einem Zeitpunkt, als die Apartheid an Dynamik gewann! Manche sahen diese Aufführungen als ein Mittel, gegen die Apartheid zu protestieren und Barrieren zu durchbrechen, für andere aber wurde Apartheid dadurch verstärkt: das Werk wäre „westlichen“ Ursprungs und würde aufgeführt nach den Normen der Weißen. Haben Sänger und Zuhörer im Werk vielleicht auch einen inhärenten politischen Aufruf zum Handeln gehört, ihre Umstände und die der anderen zu ändern? Fünfzig Jahre später diente der „South African Messias“ (Libretto in allen Amtssprachen des Landes) als Erinnerung an den langen Weg, den die Menschen in Südafrika genommen haben und an die Kraft der Musik, Haltungen zu ändern. |
15.00 Uhr |
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerd Theißen »Zwischen Faszination und Skepsis« Warum schwankt die Forschung bei Jesus zwischen historischer Zuversicht und Skepsis, Faszination und Kritik? Die einen wollen den „historischen Jesus“ von kirchlichen Verfälschungen befreien, die anderen sehen in einer religiös transformierten Geschichte den „wahren Jesus“. Die einen brauchen historische Skepsis, um sich von den Bildern in den Quellen zu lösen, die anderen wollen durch eben diese Skepsis diese Bilder aufwerten. Der Vortrag will die innere Dynamik, die in der Jesusforschung zu einem ständigen Schwanken zwischen Faszination und Skepsis führt, transparent machen. Die Instabilität der Jesusforschung ist letztlich in der Quellenlage selbst begründet. Wissenschaft kann dafür sorgen, dass aufgrund dieser Quellen ein Dialog über Jesus geführt wird, der sich an bewährte Methoden hält und durch theologische Reflexion die Grenzen unseres Wissens akzeptiert. |
16.00 Uhr |
Prof. Dr. Theo Sundermeier »Jesus, Sohn der Maria, nur ein Prophet?« Auf seiner Himmelsreise vom Tempelberg aus traf Mohamed im zweiten Himmel Jesus. Er beschrieb ihn wie folgt: „Jesus war von heller Hautfarbe, weder klein noch groß, mit glattem Haar und vielen Flecken im Gesicht, als sei er gerade aus dem Bad gekommen. Man dachte, sein Haar tropfe vor Wasser, ohne dass jedoch welches daran war.“ (aus Mohammeds Leben von Ibn Ishâk). |
17.00 Uhr |
Prof. Bernd Stegmann »Manfred Kluge – De Salvatore mundi« Die Einführung zu Manfred Kluges 1962 entstandener Komposition „De Salvatore mundi“ richtet den Blick auf ein äußerst interessantes Werk moderner Kirchenmusik. Ungewöhnliche Klangsinnlichkeit, strenge Konstruktion, sowie die Tiefe der religiösen Dimension verleihen dieser Kantate eine Ausnahmestellung. Die Beziehung zu Händels „Messiah“ ist dabei nicht durch die musikalische Sprache gegeben, sondern durch das Sujet, Jesu Wirken in komplexer Weise in Musik zu setzen. |
20.00 Uhr |
Friedenskirche Heidelberg-Handschuhsheim Konzert »Jesus-Messiah« Vokalsolisten & Band der HfK, Badischer Kammerchor der HfK Eintritt: 12,- € (ermäßigt 8,- €) Karten über die Hochschule für Kirchenmusik und an der Abendkasse erhältlich. 1992 entstand mit großem technischen und personellen Aufwand das CD-Projekt „ Handel’s Messiah - A Soulful Celebration“. Namhafte Musiker der Gospel- und Jazzszene wie Quincy Jones und andere produzierten damals eine hinreißende Einspielung. Wir freuen uns, dass es nun gelungen ist, für unsere Summer School den weithin bekannten Jazzmusiker Christoph Schönherr für die Einstudierung und Leitung des Konzertes „Jesus - Messiah“ gewonnen zu haben, in dem einige Stücke dieser legendären Sammlung zu hören sein werden. Allein das „Halleluja“ strahlt eine derartige musikantische Energie aus, dass sich schon deswegen ein Besuch des Konzertes mit dem Badischen Kammerchor der HfK lohnt. |
Sonntag, 10. Juli 2016
Peterskirche Heidelberg, Plöck 70
10.00 Uhr |
Universitätsgottesdienst »Manfred Kluge – De Salvatore mundi« Badischer Kammerchor der HfK, Kammerphilharmonie Mannheim Liturgie / Predigt: Helmut Schwier Kammerphilharmonie Mannheim, Badischer Kammerchor der HfK |