RAN Newsletter 02/2023 Neue Fördermöglichkeiten für Kurzaufenthalte in Heidelberg

Die Programmlinie „HAIreconnect Tandem“ eröffnet neue Perspektiven: Ab sofort kann auch der akademische Nachwuchs von HAIreconnect profitieren. Ehemalige Gastwissenschaftler:innen können dazu im Tandem Nachwuchswissenschaftler:innen einen ersten Einblick in die Heidelberger Forschungslandschaft ermöglichen.

Seit 2012 fördert HAI mit dem Programm „HAIreconnect“ Wiedereinladungen internationaler Gastwissenschaftler:innen mit einem Zuschuss für Kurzaufenthalte in Heidelberg. 64 Forscher:innen aus 29 Ländern haben diese Kurzzeitstipendien bereits genutzt, um beispielsweise im persönlichen Austausch laufende Forschungsprojekte zu stärken oder auch neue Projekte zu initiieren. 2023 ist die zusätzliche Programmlinie „HAIreconnect Tandem“ gestartet, mit der Forscher-Alumni vielversprechende Nachwuchswissenschaftler:innen für einen Forschungsaufenthalt in Heidelberg nominieren können. Bei ihrem ersten Heidelberg-Besuch können diese beispielsweise wissenschaftliche Kontakte knüpfen oder ein Promotionsvorhaben beziehungsweise einen Postdocaufenthalt anbahnen oder vorbereiten. Voraussetzung ist die persönliche und begründete Empfehlung einer ehemaligen Gastwissenschaftlerin oder eines ehemaligen Gastwissenschaftlers aus dem Research Alumni Netzwerk, der oder die auch gemeinsam mit dem oder der Mentee anreisen kann.

Als erstes HAIreconnect-Tandem kamen Ende Juni / Anfang Juli 2023 die beiden chilenischen Rechtswissenschaftler Dr. Adolfo Andrés Wegmann Stockebrand und Diego Ojeda Soto gemeinsam für zehn Tage nach Heidelberg. Adolfo Wegmann, der von 2010 bis 2014 Doktorand am Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft bei Prof. Dr. Christian Baldus war, lehrt und forscht als Ordentlicher Professor für Bürgerliches Recht, Römisches Recht und Rechtsvergleichung an der Pontificia Universidad Católica de Chile in Santiago de Chile; sein früherer Student Diego Ojeda ist seit vier Jahren sein wissenschaftlicher Mitarbeiter und möchte gerne wie sein Mentor in Heidelberg promovieren.

Porträt Adolfo Andrés Wegmann Stockebrand
Porträt Diego Ojeda Soto

„Der Besuch in Heidelberg war für mich eine sehr bereichernde Erfahrung“, resümiert der 24-Jährige. „Ich bin gekommen, um Professoren kennenzulernen und die Universität und ihre Bibliotheken zu besuchen – und ich habe bereits in den ersten Tagen viele Bücher gefunden, die für meine Forschung nützlich sind.“ Sein Mentor Adolfo Wegmann hat während des Aufenthalts als offizieller Vertreter seiner Fakultät die Kooperation mit der Heidelberger juristischen Fakultät vorangetrieben, denn nachdem die Partnerschaft zwischen beiden Universitäten schon lange vertraglich geregelt ist, soll nun auch die Zusammenarbeit der Fakultäten mit einem Vertrag fixiert werden. Daneben hat Adolfo Wegmann den Aufenthalt für Forschungen am Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft genutzt – und seinen Schüler mit dem Institut bekannt gemacht.  

„Da Diego Ojeda eine akademische Karriere einschlagen will, habe ich für ihn schon früh an Heidelberg und Prof. Baldus gedacht“, erklärt Adolfo Wegmann. Er selbst hat mit 26 Jahren angefangen, Deutsch zu lernen, nachdem er Christian Baldus bei einem Forschungsaufenthalt in Chile kennenlernte und dieser ihm eine Promotion in Heidelberg anbot: „Schon eine Woche später habe ich nach einem Deutschkurs gesucht!“ In dieser Hinsicht ist Diego Ojeda im Vorteil, da er bereits als Kind ein Jahr in Deutschland lebte, weiter Deutsch lernte und daher die Sprache schon jetzt gut spricht – ideale Voraussetzungen also für eine Promotion in Heidelberg und natürlich auch förderlich bei seinen ersten persönlichen Kontakten während seines HAIreconnect-Aufenthalts.

Aber lohnt sich generell ein für maximal zehn Tage geförderter HAIreconnect-Aufenthalt auch bei einer so weiten Anreise wie aus Chile? „Ja, auf alle Fälle – sowohl für einen kurzen Forschungsaufenthalt als auch für die Kontaktpflege“, ist Adolfo Wegmann überzeugt, der bereits zum dritten Mal nach seiner Promotion an den Neckar zurückgekehrt ist. „Wenn man, wie ich bei meinem jetzigen Besuch, sogar beides unterbringen will, ist die Zeit zwar etwas knapp, aber gut geplant und mit Konzentration klappt auch das – vor allem, wenn man sich schon auskennt und genau weiß, was man machen will: Wenn ich montags ankomme, sitze ich dienstagmorgens bereits in der Bibliothek und arbeite.“ Von Adolfo Wegmanns Erfahrung und seinen Kenntnissen hat auch Diego Ojeda profitiert: So verlor er keine Zeit mit Orientierung, sondern konnte die zehn Tage optimal nutzen, um Kontakte für seine geplante Promotion zu knüpfen und sich auf diese bereits vorzubereiten.

„Heidelberg ist der erste und wichtigste Schritt auf dem Karriereweg von Diego Ojeda“, ist sich Adolfo Wegmann sicher. Denn auch, wenn chilenische Wissenschaftler:innen in aller Welt promovierten, ernte man doch den größten Respekt für eine Promotion in Deutschland: „Wenn jemand auf Deutsch wissenschaftlich arbeiten kann, ist ihm oder ihr großes Ansehen sicher, denn das gilt immer als höheres Niveau“, weiß er aus eigener Erfahrung. Und diese Erfahrung soll nun auch sein akademischer Zögling Diego Ojeda machen – der als Karriereziel wie sein Mentor eine Professur anstrebt.

Die Kurzaufenthalte im Rahmen von HAIreconnect sind exklusiv HAI-Mitgliedern vorbehalten, sie werden aus Spenden von Alumnae und Alumni bezuschusst. Voraussetzung für Bewerbungen für beide Programmlinien sind Einladungen beziehungsweise Empfehlungen des gastgebenden Institutes, der anschließende Auswahlprozess erfolgt kompetitiv. Spenden für das Programm HAIreconnect ermöglichen es, weitere Personen zu fördern.