Geförderte Maßnahmen Digital Humanities
Der Research Council im Field of Focus 3 unterstützt die Etablierung und Weiterentwicklung der Digital Humanities an der Universität Heidelberg seit seinem Bestehen im Jahr 2011. Er bündelt die zahlreichen Initiativen und Kompetenzen. Mit Einrichtung der Koordinationsstelle im Jahr 2020 wurde die allgemeine DH-Förderung entsprechend der an der Uni Heidelberg besonders ausgeprägten Schwerpunkte Digital Heritage und Digital Linguistics gelenkt. Seit 2023 wird als dritte Säule die Verbindung zum Interdisziplinären Zentrum für wissenschaftliches Rechnen (IWR) für den Bereich Computational Humanities und KI-Entwicklung und Anwendung stark ausgebaut. Die Mittel des DH-Fonds dienen dem weiteren Ausbau in den drei Bereichen sowie der Vernetzung der digitalen Forschungen national und international.
Digital Humanities
Entwicklung eines Tools zur Erfassung Tironischer Noten
Die an der UB umgesetzte Maßnahme dient der Entwicklung eines Tools zur Erfassung nicht standardisierter Schriftzeichen in digitalen Editionen, der tironischen Noten. Die Maßnahme unterstützt das Anschubprojekt zu „Stenographie in historischen Dokumenten“, der der Vorbereitung eines Langzeitprojekts dient.
Förderung: 2024
Projektleitung und Kontakt: Dr. Jochen Apel für die UB jochen.apel@ub.uni-heidelberg.de, Prof. Dr. Tino Licht für das Stenographie-Projekt tino.licht@zegk.uni-heidelberg.de
Veranstaltungsreihe des HCDH, „KI in Anwendung“
Generative KI revolutioniert Bildungssysteme weltweit. Das Potenzial großer Sprachmodelle, Wissensvermittlung individualisiert zu unterstützen, ist enorm, genauso wie ihre Risiken. Und doch steht diese Entwicklung erst ganz am Anfang – und die nächste Generation von GPT-Assistenten schon in den Startlöchern! Die Veranstaltungsreihe schließt die Heidelberg School of Education (HSE) und das Heidelberg Center for Digital Humanities (HCDH) zusammen, um mit den Forschenden und Lehrenden der Universität Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zusammen Nutzungsszenarien für KI in der Hochschullehre (u.a. mit Fokus auf das Lehramt) zu entwickeln und zu erproben.
Projektleitung und Kontakt: Dr. Florian Nieser florian.nieser@uni-heidelberg.de
RAGE – Roman and Greek Emotions. Ein digitaler Zugang zu Emotionen in der Klassischen Philologie
Das Verbundprojekt zwischen Computerlinguistik und Klassische Philologie (Gräzistik) zielt darauf ab, die altphilologische und die computerlinguistische Emotionsforschung zusammenzubringen. Ein zentrales Ergebnis wird eine computergestützt erstellte Datenbank zu Emotionen in der lateinischen und griechischen Literatur sein, die als Ressource für zukünftige Forschungen dienen wird. Um den zeitintensiven manuellen Annotationsprozess zu optimieren, werden im Rahmen des Projekts Methoden entwickelt, die den Annotator:innen maschinengenerierte Vorschläge zur Verfügung stellen. Darüber hinaus wird ein auf modernen Large Language Models (LLMs) basierendes System entwickelt und trainiert, das in der Lage sein wird, bisher nicht behandelte Texte hinsichtlich ihrer emotionalen Aspekte auf der semantischen Ebene automatisch zu annotieren.
Projektleitung: Prof. Dr. Anette Frank frank@cl.uni-heidelberg.de, PD Dr. Thomas Kuhn-Treichel tkuhntr@uni-heidelberg.de, Dr. Jonathan Geiger jonathan.geiger@skph.uni-heidelberg.de, Frederik Riemenschneider riemenschneider@cl.uni-heidelberg.de
Kontakt: Frederik Riemenschneider riemenschneider@cl.uni-heidelberg.de
Exploring Digital Coptic Papyrology
Das Projekt zielt darauf ab, Methoden der digitalen Geisteswissenschaften zu nutzen, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern. Durch die Integration verschiedener Fachgebiete wie Papyrologie, Informatik und Koptologie entwickelt die Gruppe neue digitale Ansätze zur Verbesserung der bereits laufenden Plattform papyri.info. Aufbauend auf den umfangreichen Erfahrungen mit papyri.info wird dabei die Kodierung koptischer Texte in einem Workshop im September 2024 gemeinsam mit Expert:innen weiterentwickelt.
Förderung: 2024
Projektleitung und Kontakt: Dr. James Cowey james.cowey@urz.uni-heidelberg.de, Dr. Loreleï Vanderheyden lorelei.vanderheyden@uni-heidelberg.de
Schreiben nach der Briefkultur: E-Mails – Dynamiken der Normierung und Standardisierung
E-Mails
Seit über 50 Jahren wird die E-Mail als persönliches und professionelles Kommunikationsmittel benutzt. Sowohl die Heterogenität der Schreibsituationen und des Formalitätsgrades der E-Mail als auch ihre aktuelle Entwicklung in Richtung einer oft distanzierten, in professionellen Kontexten genutzten Kommunikationsform werfen Fragen rund um die Standardisierung und den Sprachgebrauch in den E-Mails auf. Die mit dem SSC umgesetzte Maßnahme erarbeitet aus Datenspenden ein E-Mail-Korpus (Französisch, Spanisch, Portugiesisch), das linguistisch hinsichtlich Morphologie, Syntax und Informationsstruktur untersucht werden und für Anschlussforschungen zugänglich gemacht werden soll.
Förderung: 2024-2025
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Sybille Große sybille.grosse@rose.uni-heidelberg.de
heiEDITION – Heidelberger Editionen vernetzt: Entwicklung einer Schnittstelle (API) für heiEDITIONS nach dem Standard „Distributed Text Services (DTS)“
In Kooperation mit universitären sowie nationalen und internationalen Partnern stellt die Universitätsbibliothek Heidelberg unter Anwendung ihrer digitalen Editionsinfrastruktur heiEDITIONS Online-Ausgaben ganz unterschiedlicher Textkorpora bereit. Mit dem Digitalisierungsworkflow DWork3 und Heidelberger HTML-Viewer heiVIEWER 4 unterstützt heiEDITIONS die TEI-Auszeichnung sowie die Visualisierung von TEI-Daten in verschiedenen Modi (Quelle, Lesen, Synopse, Reister etc.). Die Nachnutzung der stets im Open Access bereitgestellten Daten war bisher nicht optimal, weil es an einer Schnittstelle (API) fehlte, um die lokale Datenbereitstellung für die Überführung in größere Korpora zu ermöglichen. Die Maßnahme implementiert eine API nach Standard Distributed Text Services (DTS), wodurch insbesondere maschineller Zugriff auf Texte möglich wird.
Förderung: 2024
Projektleitung und Kontakt: Dr. Jochen Apel jochen.apel@ub.uni-heidelberg.de
Computational Theology. Methoden – Praktiken – Perspektiven
Im deutschsprachigen Raum ist das Verbundprojekt TheoLab Heidelberg ein zentraler Standort für die Entwicklung einer Computational Theology. Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen aus Theologe und Digital Humanities wurde auf einem Workshop (September 2023) die Computational Theology weitergedacht und disziplinär vertieft. Als Ergebnis wird der erarbeitete State-of-the Art digitaler Forschung in der Theologie in Form eines Kompendiums für die Referenzdisziplinen zugänglich gemacht werden (Kompendium Computational Humanities, Bd. 1 Forschungen der Digital Humanities, Bd. 2 Potentiale digitaler Forschung in der Theologie).
Förderung: 2023
Projektleitung und Kontakt: PD Dr. Frederike van Oorschot frederike.vanoorschot@oek.uni-heidelberg.de, Dr. Christopher Nunn christopher.nunn@theologie.uni-heidelberg.de
Rechtsarchäologische Sammlung Hans Fehr
Die rechtsarchäologische Sammlung von Prof. Dr. Hans Fehr (1874-1961) wird seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts am Institut für geschichtliche Rechtswissenschaft der Universität Heidelberg verwahrt. Sie umfasst 645 historische Bilddokumente, die abstrakten Rechtsvorstellungen Ausdruck verleihen oder rechtlich bedeutsame Vorgänge von der Antike bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts bezeugen. In Kooperation mit dem HCDH und der Universitätsbibliothek Heidelberg wurde die Sammlung nun umfassend über die Plattform HeidICON digitalisiert. Dabei wurden schriftliche Bildinhalte ebenso wie die handschriftlichen Beschreibungen und Anmerkungen Fehrs umfassend transkribiert, sodass sie vollständig durchsuchbar sind. Außerdem wurden die Dokumente entsprechend der GND verschlagwortet. Die Sammlung ist hier somit erstmals einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich.
Förderung: 2022
Projektleitung: Prof. Dr. Christian Hattenhauer christian.hattenhauer@igruni-heidelberg.de
Kontakt: Adrian Koslowski adrian.koslowski@igr.uni-heidelberg.de
CoReTo Computational Modeling of Complex Research Topics from the Humanities (CoReTo)
Linguistisch-geisteswissenschaftlich und computerlinguistisch-informatisch ausgerichtete Forschungsansätze und -kulturen zur Erforschung sprachlicher Phänomene in großen Datensätzen (Big Data) sind aufgrund unterschiedlicher Erkenntnisinteressen, Herangehensweisen und Zielsetzungen nicht ohne Weiteres kompatibel: Während bei ersteren eine inhaltliche und detaillierte Charakterisierung und Modellierung eines komplexen Untersuchungsgegenstandes im Vordergrund steht, zielt letzterer schwerpunktmäßig auf die Entwicklung komplexer Modelle und Algorithmen zur Operationalisierung von Forschungsthemen ab. Das Projekt verfolgte die Annäherung beider Forschungskulturen im Rahmen des konkreten Anwendungsszenarios der mit computationellen Methoden schwer greifbaren Sprachhandlung Moralisierung.
Förderung: 2022-2023
Projektleitung und Kontakt: Dr. Maria Becker maria.becker@gs.uni-heidelberg.de, Prof. Dr. Ekkehard Felder ekkehard.felder@gs.uni-heidelberg.de
Projektpartner: Prof. Dr. Marcus Müller (TU Darmstadt) marcus.mueller@tu-darmstadt.de
Early Chinese Periodicals Online (ECPO)
ECPO wurde von der Heidelberg Research Architecture (HRA), der Heidelberg Digital Humanities Unit, in Zusammenarbeit mit der Academia Sinica in Taiwan entwickelt. Es vereint mehrere wichtige digitale Sammlungen der frühen chinesischen Presse und macht sie für wissenschaftliche Gemeinschaften auf der ganzen Welt zugänglich. Sie unterscheidet sich von allen bestehenden Datenbanken chinesischer Zeitschriften dadurch, dass sie nicht nur Bildscans bereitstellt, sondern auch Materialien bewahrt, die in Nachdrucken, Mikrofilmen oder digitalen (sogar Volltext-) Ausgaben oft nicht enthalten sind, wie z. B. Werbung und Illustrationen. Das Projekt wurde unterstützt, um eine Ground Truth für Texte zu erarbeiten, die in unregelmäßigen Schriftmustern gedruckt wurden.
Förderung: 2022
Projektleitung und Kontakt: Matthias Arnold arnold@hcts.uni-heidelberg.de
Annotation von Moralisierungspraktiken
In dem Projekt „Annotation von Moralisierungspraktiken“ wurde ein Datenset mit Texten aus verschiedenen Wissensdomänen erstellt, in denen Sprachhandlungen des Moralisierens annotiert werden. Moralisierende Sprachhandlungen sind dabei solche diskursstrategischen Verfahren, in denen die Beschreibung von Streitfragen und erforderlichen Handlungen mit moralischen Begriffen enggeführt werden. Auf moralische Werte verweisendes Vokabular (wie beispielsweise “Freiheit”, “Sicherheit” oder “Glaubwürdigkeit”) wird dabei verwendet, um eine Forderung durchzusetzen, die auf diese Weise unhintergehbar erscheint und keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung bedarf. Der entstandene Datensatz kann zur automatisierten Erforschung des Phänomens der Moralisierung genutzt werden.
Förderung: 2021-2022
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Ekkehard Felder und Dr. Maria Becker maria.becker@gs.uni-heidelberg.de
OCR-Technologien im Vergleich Von Handschriften und Altdrucken zu Datenbankenstrukturen und HTR-Modellen
Das in der digitalen Sprachwissenschaft verankerte Projekt zielte auf die Erarbeitung einer Grundlage für die computergestützte Untersuchung vormoderner lexikographischer Werke und historischer Sprachkontakte im Bereich der Lexik und Begriffsgeschichte ab. Zum Ausbau einer technischen Infrastruktur für die digitale Erfassung mehrsprachiger Wörterbücher (Handschriften und Altdrucke) wurden die lexikographischen Daten im Hinblick auf ihre Verknüpfung in einer Datenbank aufbereitet. Hierzu wird für jede der fraglichen Sprachen (Griechisch, Kirchenslavisch, Lateinisch) ein Lemmatisierer weiterentwickelt und eingesetzt. Gleichzeitig wurde der zu untersuchende Datensatz mithilfe der HTR-Tools Transkribus und eScriptorium erweitert. In diesem Zusammenhang werden HTR-Modelle trainiert, für weitere automatische Transkriptionen angewandt und im Anschluss veröffentlicht. Parallel werden auch verschiedene OCR-Engines (CITlab HTR+, PyLaia, kraken) evaluiert und ihre Vor- und Nachteile abgewogen.
Förderung: 2021-2022
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Irina Podtergera epolyglott@slav.uni-heidelberg.de
Webapplikation für Heritage Walks (DANAM-Projekt)
In dem Projekt wurde eine webbasierten Anwendung für Kulturerbe-Spaziergänge entwickelt unter Verwendung der Daten und Materialien des frei zugänglichen und kostenlosen Digitalen Archivs für nepalesische Kunst und Denkmäler (DANAM). DANAM entstand im Rahmen des Nepal Heritage Documentation Project (NHDP) und ist die erste Datenbank ihrer Art, die das materielle und immaterielle Erbe Nepals in umfassender Form digital dokumentiert. Sie beherbergt und veröffentlicht detaillierte Informationen über den architektonischen, anthropologischen, historischen und geophysikalischen Status von überwiegend gefährdeten Denkmälern und damit verbundenen Objekten. Bis heute hat es bereits über 600 Denkmäler, 2700 Objekte und 1200 Inschriften des Kathmandutals und Westnepals dokumentiert. Die Daten von DANAM werden auch regelmäßig an heidICON der Universitätsbibliothek Heidelberg übermittelt und durch heiDOC zukunftsfähig gemacht.
Förderung: 2021-2022
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Christiane Brosius brosius@hcts.uni-heidelberg.de
Datenbank für die Personennamen der mittelassyrischen Texte
Ziel des Projekts „Datenbank für die Personennamen der mittelassyrischen Texte“ war es, eine funktionelle, webbasierte Datenbank zu erstellen, die den Anforderungen eines Projekts im Bereich der Namenskunde und der internationalen Standards für vergleichende Projekte nachkommt. Die Datenbank wurde begleitend zum DFG-Projekt „Die Prosopographie der mittelassyrischen Texte (PMA)“ entwickelt.
Förderung: 2021
Projektleitung: Dr. Arial Bagg ariel.bagg@ori.uni-heidelberg.de
Interdisziplinäres Forum digitaler Textwissenschaften InFoDiTex
Das Interdisziplinäre Forum digitaler Textwissenschaften wurde als Treffpunkt für Nachwuchswissenschaftler:innen konzipiert, um regelmäßig Theorie und Praxis der digitalen Textwissenschaften zu erörtern. Ziele waren Vernetzung von Nachwuchswissenschaftler*innen, Reflexion und Kennenlernen von DH-Methoden und die Vorstellung sowie Diskussion laufender DH-Projekte. Das Forum hat inzwischen sein Zentrum an der TU Darmstadt und ist enger Kooperationspartner der digitalen Theologie in Heidelberg.
Förderung: 2020
Projektleitung und Kontakt: Dr. Christopher Nunn christopher.nunn@theologie.uni-heidelberg.de