Gesamtedition der lateinischen und deutschen Werke Paul Flemings
Digitale Edition
Bedeutender Vertreter der frühbarocken Lyrik erhält eine digitale Werksedition
Geplant ist ein nach dem Single-Source-Publishing-Prinzip erstellter Hybrid aus buchförmiger und digitaler Edition, das dem Charakter von Paul Flemings Œuvre optimal entspricht. Fleming ist ein für die europäische Literatur-, Geistes- und Kulturgeschichte zentraler Autor. Seine Texte reflektieren in exemplarischer und in seinem Umfeld sonst kaum anzutreffender Breite die für das 17. Jahrhundert typischen literarischen, künstlerischen, wissenschaftlichen und konfessionellen Diskurse und Lebensbereiche: Der studierte Mediziner gilt als bedeutendster Vertreter der frühbarocken Lyrik und des literarischen Neostoizismus. Er nahm nicht nur verschiedene antike Traditionen, sondern auch zeitgenössische poetische Strömungen auf und führte sie fort, was ihn zur zentralen Figur des mitteldeutschen Poetennetzwerks und zum wichtigsten Protagonisten des deutschen Petrarkismus macht.
Als Sohn eines protestantischen Pfarrers integrierte Fleming in seine Dichtung zentrale Aspekte des Luthertums, orientierte sich aber ebenso an jesuitischer Andachtsfrömmigkeit. Damit führte er die Pluralität lateinischer Dichtungstraditionen fort, setzte aber gleichzeitig die Opitz’sche Reform der deutschen Dichtung konsequent um. Zudem entwickelte Fleming die deutsche Ode entscheidend weiter und brachte mit seinen deutschsprachigen Dichtungen z.T. intermediale, musikoliterarische Gebilde hervor. Fleming war zudem Teilnehmer einer mehrjährigen Handelsexpedition nach Russland und Persien und hielt seine außergewöhnlichen Erfahrungen des Fremden poetisch fest.
Wichtige Impulse für die Kultur-, Medizin- und Geographiegeschichte der Frühen Neuzeit erwartet
Die geplante Edition gilt als eines der dringlichsten Desiderate der germanistischen und latinistischen Frühneuzeitforschung, da Flemings Werk bisher nur in einer stark revisionsbedürftigen Edition aus dem 19. Jahrhundert zugänglich ist. Auf Grund der Vielgestaltigkeit und kulturellen Relevanz von Flemings Dichtung wird die Edition darüber hinaus auch der Kultur-, Medizin- und Geographiegeschichte der Frühen Neuzeit wichtige Impulse verleihen.
Wenngleich die Digitalisierung des Gesamtwerks Flemings bereits einen wichtigen ersten Schritt darstellt, kann nur eine kritische Edition die notwendige Vermittlungsleistung erbringen, die der Komplexität der historisch bedeutenden Texte gerecht wird. Das Ziel ist die übersichtliche Zusammenführung des Gesamtwerks und die Kontextualisierung von dessen Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte. Darüber hinaus soll eine Übersetzung der lateinischen Lyrik den Zugang zum Werk erheblich erleichtern, zumal Flemings Sprache durch eine Abkehr von klassizistischen Idealen und mehrdeutige Lesarten gekennzeichnet ist.
Beteiligte Personen
Ansprechpartner:innen
TCDH:
Dr. Thomas Burch burch@uni-trier.de
Dr. Claudia Bamberg bamberg@uni-trier.de
Heidelberg:
Prof. Dr. Dirk Werle dirk.werle@gs.uni-heidelberg.de
Dr. Katharina Worms katharina.worms@gs.uni-heidelberg.de
Weitere Beteiligte
Universität Bonn:
PD Dr. Beate Hintzen
Prof. Dr. Gernot Michael Müller
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn (ULB)
Laufzeit und Fördergeber
Das Projekt startete im Jahr 2022 mit einer Gesamtlaufzeit von 8 Jahren
und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Publikationen
Beate Hintzen: Paul Fleming, in: St. Arend u.a. (Hgg.): Frühe Neuzeit in Deutschland 1620–1720. Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon, Bd. 3, Sp. 44-66., Berlin und Boston, 2021.
Gernot Michael Müller: Die „Germania generalis“ des Conrad Celtis. Studien mit Edition, Übersetzung und Kommentar, Tübingen 2001 (Frühe Neuzeit 67).
Dirk Werle: „Barocke“ Lyrik lesen, Frankfurt a.M. 2019.
Burch, Thomas (zus. mit Claudia Bamberg): Inventarisieren, Analysieren und Archivieren vernetzt. Digitalisierung und Edition größerer Briefkorpora mit der virtuellen Editionsplattform »Forschungsnetzwerk und Datenbanksystem (FuD)«. In: Hanna Delf von Wolzogen, Rainer Falk (Hgg.): Fontanes Briefe ediert. Würzburg: Königshausen & Neumann 2014, S. 265–282.