FoF3 Geförderte Maßnahmen Thematic Research Network

In den unten gelisteten Thematic Research Networks (TRN) des Field of Focus 3 oder mit dessen maßgeblicher Beteiligung haben sich Forscher*innen zusammengefunden, die Forschungsthemen von hoher gesellschaftlicher Relevanz explorativ und interdisziplinär angehen. Die Netzwerke stärken die Forschungsschwerpunkte des Field of Focus 3, indem sie den Dialog innerhalb der Universität und mit außeruniversitären Gruppen zu einem wesentlichen Element ihres Vorgehens machen. Überwiegend wird die Weiterführung der Gruppen als Forschungsverbünde mit Drittmittelförderung angezielt.

Liste der TRN im FoF 3/mit FoF 3-Beteiligung

TRN FAMILY. Familien im Wandel – Transforming Families. Interdisziplinäre Studien zur Geschichte und Zukunft von Familien als symbolischer Ordnung und gelebter Organisation 

(Förderung in den Schwerpunkten Transformationsprozesse/ Materielles und immaterielles kulturelles Erbe 2024-2026)

Mutter, Vater, Kind – bis heute gilt das traditionelle Familienbild vielen als Maßstab und Ideal- wie Normvorstellung, obwohl aktuelle Entwicklungen in der Reproduktionsmedizin ebenso wie Regenbogenfamilien und außereuropäische Einflüsse traditionelle Ordnungen des familiären Zusammenlebens herausfordern. Sie verpflichten die Gesellschaft, sich damit zu beschäftigen, wer und was Familie zukünftig sein soll. Im Zuge dieses Transformationsprozesses ist eine Redefinition des Familienbegriffs und seiner Parameter ist erforderlich. Auf Grundlage interdisziplinärer Erkenntnisse suchen die am TRN FAMILY beteiligten Wissenschaftler:innen aus Geistes- und Sozialwissenschaften sowie den Lebenswissenschaften nach Antworten auf die Frage, wie Familie als soziale Ordnungsstruktur zukünftig gestaltet werden kann.
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern katja.patzel-mattern@uni-heidelberg.de
 

TRN Digitaler Animismus. Zuschreibungen von Subjektivität an künstliche Systeme in der Medizin 

(Förderung in den Schwerpunkten Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition/Transformationsprozesse 2024)

Infolge der fortschreitenden Etablierung künstlicher Intelligenz treten IT-Systeme an vielen Stellen zunehmend subjektförmig auf. Sie scheinen zu übernehmen, was bisher Menschen vorbehalten war: kommunizieren, assistieren, beraten, entscheiden und Entscheidungen in die Tat umsetzen. Soziale Praktiken etablieren sich, in denen Maschinen wie Subjekte, also als Quasi-Subjekte auftreten. Das gilt insbesondere für den medizinischen Bereich, wie etwa psychiatrische Chatbots, Assistenzroboter in der Pflege und KI-Systeme in der onkologischen Diagnostik zeigen. Die interdisziplinäre Gruppe analysiert die Auswirkungen, die der Einsatz solcher Systeme auf medizinische und pflegerische Praktiken und die an ihnen Beteiligten hat (wie Medizinprofessionelle und Patient:innen) sowie die entstehenden fachlichen und moralischen Herausforderungen. Der Begriff des digitalen Animismus erlaubt es, Fachdiskurse der Sozial- und Geisteswissenschaften aufeinander zu beziehen und mit denen der Technik-, Informations- und Kognitionswissenschaften sowie der Lebenswissenschaften zu verschränken.

Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Thorsten Moos thorsten.moos@ts.uni-heidelberg.de, Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs thomas.fuchs@urz.uni-heidelberg.de

Roboter Pepper

TRN Wissen im Kontext. Sprache und Denken in Natur- und Lebenswissenschaften 

(Förderung in den Schwerpunkten Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition /Wissen mit Fokus auf Geltungsfragen 2024-2026, gemeinsam mit FoF 1 und FoF 2)

Die gegenwärtige Gesellschaft wird von Wissensdiskursen dominiert. Dabei werden Wissensbereiche sehr unterschiedlich wahrgenommen. Das Wissen der Natur- und Lebenswissenschaften gilt oft als hermetisch, zugleich gehen wir gesellschaftspolitisch von einem mündigen zoon politikon aus, das solide Kenntnisse auch aus diesen Bereichen für verantwortungsvolles Handeln benötigt. Auch auf individueller Ebene ist ein adäquater sprachlicher und kognitiver Zugang zu natur- und lebenswissenschaftlichem Wissen oft von zentraler Bedeutung (z.B. im Zusammenhang medizinischer Behandlungen). Die Spannung zwischen Wissensmenge und tatsächlichem Wissen erhält durch die Demokratisierung des Wissenstransfers im Internet eine weitere Problemdimension, weil Expert:innen nicht mehr uneingeschränkt akzeptiert werden. Es bedarf einer systematischen Analyse des Wissenstransfers und der Wissensverarbeitung in der Gesellschaft. In der Gruppe werden linguistische Fachkommunikationsforschung, Korpuslinguistik, Computerlinguistik und Informatik mit sprachaffinen und an Vermittlung interessierten Natur- und Lebenswissenschaften verbunden. Das interdisziplinäre Projektteam beabsichtigt, eine Wissenstransferplattform zu realisieren, die Wissensübertragung erleichtert. Die Gruppe kooperiert mit dem HCDH und dem Europäischen Zentrum für Sprachwissenschaften (EZS).

Projektleitung und Kontakt: 

 

TRN „Sprache – Leib – Interaktion“ – Multimodale Interaktionslinguistik 

(Förderung im Schwerpunkt Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition 2024-2025)

Multimodale Interaktionslinguistik untersucht, wie nichtsprachlicher Ausdruck (Mimik, Gestik, Blickrichtung) in die sprachliche Interaktion eingeht. Die Gruppe befasst sich dabei mit der zeitlichen Strukturierung der sprachlichen Interaktion als ein elementares Ordnungsprinzip. Vor allem die Berücksichtigung der leiblichen Kommunikationsressourcen (Gesten, Blick etc.) hat gezeigt, dass ein praktisches Problem der Interaktant:innen darin besteht, die Zeitlichkeit und Sequenzialität ihrer Handlungen miteinander in Einklang zu bringen, insbesondere wenn sie gleichzeitig mehreren Handlungssträngen nachgehen. Während Zeitlichkeit vorwiegend in der Interaktionalen Linguistik als eine grundlegende Dimension gesprochener Sprache erforscht wurde, ist die sequenzielle Organisation der Interaktion der zentrale Untersuchungsgegenstand der Konversationsanalyse. Die Gruppe wird Zeitlichkeitsrelationen sowohl innerhalb als auch außerhalb dieser abgesteckten Sequenzstruktur erforschen. Diese Relationen sind in der bisherigen Forschung nur marginal untersucht worden und ermöglichen eine Betrachtung verschiedener Ebenen der Interaktionsanalyse. Am Netzwerk sind Wissenschaftler:innen verschiedener Sprachen sowie des Instituts für Deutsche Sprache Mannheim (IDS) beteiligt.

Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Elwys De Stefani elwys.destefani@rose.uni-heidelberg.de

 

TRN Heidelberger Editionen und Texterschließung (HEDIT)

(Förderung im Schwerpunkt Materielles und immaterielles kulturelles Erbe 2024-2026)

Aufgabe des TRN HEDIT ist es, die Heidelberger Aktivitäten im Bereich von Editionen und Texterschließung zu verknüpfen, sichtbar zu machen, zu verbessern und zu verstärken. Sowohl gedruckte wie digitale Editionen werden berücksichtigt, daneben aber auch editionsbezogene Projekte, die große Textmassen erschließen (Repertorien, Verzeichnisse etc.). Das TRN versteht sich als Bestandteil des Konzepts „Transforming Cultural Heritage“; es zielt darauf ab, das textförmige Kulturerbe so zu erschließen und zu präsentieren, dass neue (digitale) Formen und Praktiken der wissenschaftlichen und öffentlichen Nutzung möglich werden. Getragen wird der interdisziplinäre Verbund von jenen Heidelberger Wissenschaftler:innen der Universität, der Hochschule für jüdische Studien sowie der Akademie der Wissenschaften, die bereits editorisch tätig sind oder waren oder neue Editionen planen, unterstützt von einzelnen nationalen wie internationalen Kooperationspartnern. Das Netzwerk verbindet zudem das Heidelberg Center for Digital Humanities (HCDH) und die UB Heidelberg (insbes. das Digitalisierungszentrum sowie den Verlag HeiUP). Als Organisationsform des TRN wurde eine Forschungsstelle eingerichtet.

Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Ludger Lieb ludger.lieb@gs.uni-heidelberg.de

MRA Cognitive Science (CogSci)

(Förderung im Schwerpunkt Sprachliche Interaktion und Körperlichkeit von Kognition 2021-2024 gemeinsam mit den Fields of Focus 1, 2 und 4)

Ziel der Gruppe CogSci ist es, Erkenntnisse aus den verschiedenen beteiligten Disziplinen, die sich mit menschlicher, tierischer und auch künstlicher Kognition beschäftigen, zusammenzuführen und so synergetisch neue kognitionswissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren. An der Gruppe sind Forschende aus allen vier Fields of Focus der Universität Heidelberg beteiligt; explizit wird bei der interdisziplinären Zusammenarbeit ein Methodenpluralismus forciert. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der quantitativen Erfassung und Modellierung kognitiver Prozesse mit Hilfe von Verhaltensbeobachtungen und (neuro-)physiologischen Messungen, aber auch qualitative und theoretische Ansätze werden genutzt. Die Vision dieser Initiative ist es, einen Schwerpunkt Kognitionswissenschaften in Forschung und Lehre an der Universität Heidelberg zu etablieren, in dem sich transdisziplinäre Breite mit fachlicher Exzellenz vereint.
Projektleitung: Prof. Dr. Jan Rummel jan.rummel@psychologie.uni-heidelberg.de
Kontakt: PD Dr. Johannes Gerwien gerwien@idf.uni-heidelberg.de
 

TRN Umwelten – Umbrüche – Umdenken

(Förderung im Schwerpunkt Transformationsprozesse 2020-2022, Wiederaufnahme für 2025 geplant)

Unter dem Eindruck der allgegenwärtigen globalen Umweltkrise als einem großen gesellschaftlichen wie ökologischen Umbruch geht es dem TRN um das transdisziplinär ausgerichtete Verstehen von zeitlich und regional unterschiedlichen Beschreibungen dieser katastrophischen Situation sowie das Erkennen und Nutzen von Handlungsräumen, die sich aus dem damit verbundenen Umdenken ergeben. Das Netzwerk macht es sich also zur Aufgabe, im transdisziplinären Dialog von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften die globale Umweltkrise sowie ihre Wirkung auf Individuum und Gesellschaft zu analysieren. Die dadurch ausgelösten bzw. zu erwartenden Umbrüche erfordern, das Verhältnis von Mensch und Umwelt neu – und das heißt umfassend und disziplinenübergreifend – in den Blick zu nehmen. Über die in Heidelberg bestehenden Netzwerke zum Center for Apocalyptic and Postapocalyptic Studies (CAPAS), dem BMBF-Projekt Worldmaking und dem Center for the Environment (HCE) hinaus kooperiert das TRN mit der KU Eichstätt (Lehrstuhl Prof. Dr. Friederike Reents) und dem Rachel Carson Center „Environment and Society“ an der LMU München.
Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Barbara Mittler barbara.mittler@zo.uni-heidelberg.de

TRN Stiftungen in der Longue Durée. Wege zu einer interkulturellen Analyse

(Förderung im Schwerpunkt Materielles und immaterielles kulturelles Erbe 2020-2023)

Stiften, Spenden und Sammeln spielt eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, die Gemeinwohlorientierung und den Erhalt von kulturellem Erbe. Gemeinwohl und kulturelles Erbe dürfen dabei nicht mit gesellschaftlicher Integration gleichgesetzt, sondern müssen zugleich auf Spannung und Konflikthaftigkeit hin betrachtet werden, und zwar nicht nur im westeuropäischen Kontext unserer Zeit. Allerdings werden entsprechende Modelle fast nur an diesem Kontext ausgerichtet. Durch interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen der Geistes- und Sozialwissenschaften erarbeitet die Gruppe die Grundlagen für eine diachron und kulturübergreifend tragfähige Theorie des Stiftens, indem sozialwissenschaftliche Modellbildung dezidiert mit außer-europäischen, altertums-, regional- und religionswissenschaftlichen Perspektiven verbunden wird. Von diesen Vorarbeiten ausgehend wird ein größerer Forschungsverbund vorbereitet, in dem durch Mitarbeit weiterer Disziplinen diese Themen weiter ausgearbeitet und empirisch fundiert bearbeitet werden können.

Projektleitung: Prof. Dr. Joachim-Friedrich Quack Joachim_Friedrich.Quack@urz.uni-heidelberg.de
Kontakt: Dr. Gudrun Schimpf gudrun.schimpf@csi.uni-heidelberg.de

 

TRN Wissensgeltung

(Förderung im Schwerpunkt Wissensforschung mit Fokus auf Geltungsfragen 2020-2023)

Das Forschungsnetzwerk befasst sich mit der Geltung von Wissen und dessen Genesen sowie der Gestaltung von Wissensräumen und Wissensartefakten als Medien der Durchsetzung von Wissensansprüchen. Ziel ist es, die Diskurse und Praktiken zu verstehen, mit denen Akteure, Personengruppen und soziale Netzwerke Wissen Geltung verleihen. Unter welchen Voraussetzungen werden Aussagen für Wissen gehalten und von relevanten gesellschaftlichen Gruppen anerkannt? Für diese Frage ist weniger relevant, was Wissen ist, sondern es muss geklärt werden, unter welchen Parametern etwas von jemandem für Wissen gehalten wird und unter welchen weiteren Parametern dieser Anspruch so anerkannt wird, dass es zu Veränderungen von Theorien, Praktiken und ihren Materialisierungen kommt. Die Arbeit der Gruppe besteht in der inhaltlichen Weiterentwicklung an Geltungsfragen, theoretischen Rahmungen und empirischen Zugängen. Außerdem wächst das Netzwerk gezielt weiter und sucht den kritischen Austausch mit KollegInnen an der Universität Heidelberg und externen PartnerInnen. Ein Ziel ist die längerfristige Etablierung von Forschung um Fragen der Wissensgeltung an der Universität Heidelberg.

Projektleitung und Kontakt: Prof. Dr. Andrea Albrecht andrea.albrecht@gs.uni-heidelberg.de, Prof. Dr. Joachim Kurtz kurtz@hcts.uni-heidelberg.de