Ruperto Carola Ringvorlesung: Freiheit?! Die Universität als Diskursraum Ruperto Carola Ringvorlesung: Bildung als positive Freiheit – Kompetenz, Chancengerechtigkeit und Wohlbefinden
- Montag, 20. Januar 2025, 18:00 Uhr
- Alte Universität, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
- Prof. Dr. Anne Sliwka, Universität Heidelberg, Institut für Bildungswissenschaft
In dem Vortrag von Prof. Sliwka geht es um die fundamentale Bedeutung von Bildung für die Entwicklung von Selbstbestimmung, Selbstregulation und Teilhabe in einer dynamischen, von globalen Umbrüchen geprägten Welt. Anhand von Isaiah Berlins Konzept der positiven Freiheit und dem Capability Approach von Martha Nussbaum und Amartya Sen erörtert sie, wie Bildung nicht nur Wissen, sondern Capabilities entwickelt, die Menschen zur ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Teilhabe befähigen. Vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen – von wachsender Ungleichheit bis zur digitalen Transformation – wird der Fokus auf die Rolle von Bildung für Chancengerechtigkeit und Persönlichkeitsentwicklung gelegt, da sie es Individuen ermöglicht, ihr Potenzial zu entfalten und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und mitzuwirken.
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Freiheit?! Die Universität als Diskursraum
Universitäten haben eine entscheidende Funktion und Rolle in der Demokratiebildung. Sie sind Diskursraum: Ihre Aufgabe ist es, wissensbasiert, in Offenheit und in gegenseitiger Wertschätzung unterschiedliche Positionen zu erörtern. Sie sollen über einen analytisch-kritischen Zugriff zur Versachlichung von Debatten beitragen.
In Deutschland ist Wissenschaftsfreiheit als Freiheit zum offenen Disput deswegen ein hohes Gut. Sie ist jedoch nicht mit Meinungsfreiheit gleichzusetzen. Vielmehr meint Wissenschaftsfreiheit, dass Wissenschaftler:innen ihre Arbeit in Forschung und Lehre unabhängig betreiben können. Dabei können sie sich auf das Grundgesetz berufen: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei (Art. 5, Abs. 3).
Wie robust ist aber diese Freiheit angesichts der Polarisierungen in unserer Gesellschaft? Wie verhält sich die Universität gegenüber Versuchen, Wissenschaft zu instrumentalisieren oder politisch zu lenken? Wo und wie entstehen rote Linien, wer deklariert oder verschiebt sie? Und schließlich: Wie steht es um Freiheit, um Wissenschafts- und Meinungsfreiheit in anderen Teilen der Welt, und was können wir aus der Vergangenheit lernen?
Mit Bezug auf das Wissenschaftsjahr 2024, das dem Thema Freiheit gewidmet ist, wird sich die Ruperto Carola Ringvorlesung als die zentrale öffentliche Vortragsreihe der Universität Heidelberg mit der Rolle von Universitäten und Wissenschaft in der Gesellschaft und in aktuellen politischen Konflikten aus unterschiedlichen Blickwinkeln auseinandersetzen. Auch aus transkultureller Perspektive sollen dabei Fragen von Diskurs, Dissens und Disput, von Positionierung, Polarisierung und Perspektivierung im gesellschaftlichen Dialog diskutiert werden.
Die Vortragsreihe wurde konzipiert von der Sinologin Prof. Dr. Barbara Mittler und der Medienanthropologin Prof. Dr. Christiane Brosius vom Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien (HCTS). Die Ruperto Carola Ringvorlesung wird von der Ausstellung „Mächtiger als das Schwert: Freiheit Schreiben“ im Universitätsmuseum und im Betriebswerk Heidelberg sowie einer Konzertreihe zum Thema „Vom Willen zur Freiheit“ begleitet. Beide Formate werden im Rahmen des Wissenschaftsjahrs Freiheit in Kooperation mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften veranstaltet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.