Ruperto Carola Ringvorlesung: Freiheit?! Die Universität als Diskursraum Ruperto Carola Ringvorlesung: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“. Der verfassungsrechtliche Rahmen für den Diskursraum Universität
- Termin in der Vergangenheit
- Montag, 28. Oktober 2024, 18:00 Uhr
- Neue Universität, Aula, Grabengasse 3-5, 69117 Heidelberg
- Prof. Dr. Ekkehart Reimer, Universität Heidelberg, Institut für Finanz- und Steuerrecht
Im vergleichenden Verfassungsrecht ist die Wissenschaftsfreiheit eine Leerstelle, und selbst die moderne Charta der Grundrechte der Europäischen Union setzt die akademische Freiheit gegenüber der Freiheit von Kunst und Forschung zurück. Der verfassungsrechtliche Vollschutz von Forschung, Lehre und akademischer Selbstverwaltung ist eine deutsche Besonderheit. Schon deshalb bedarf sie der Erklärung und Erläuterung. Der Vortrag skizziert die Dimensionen dieses Grundrechts und diskutiert anhand ausgewählter Fälle, wer Schuldner und Gläubiger der Wissenschaftsfreiheit ist, wie weit sie reicht und vor welchen Herausforderungen Universitäten, Kultusverwaltungen und Gerichte gegenwärtig stehen.
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Freiheit?! Die Universität als Diskursraum
Universitäten haben eine entscheidende Funktion und Rolle in der Demokratiebildung. Sie sind Diskursraum: Ihre Aufgabe ist es, wissensbasiert, in Offenheit und in gegenseitiger Wertschätzung unterschiedliche Positionen zu erörtern. Sie sollen über einen analytisch-kritischen Zugriff zur Versachlichung von Debatten beitragen.
In Deutschland ist Wissenschaftsfreiheit als Freiheit zum offenen Disput deswegen ein hohes Gut. Sie ist jedoch nicht mit Meinungsfreiheit gleichzusetzen. Vielmehr meint Wissenschaftsfreiheit, dass Wissenschaftler:innen ihre Arbeit in Forschung und Lehre unabhängig betreiben können. Dabei können sie sich auf das Grundgesetz berufen: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei (Art. 5, Abs. 3).
Wie robust ist aber diese Freiheit angesichts der Polarisierungen in unserer Gesellschaft? Wie verhält sich die Universität gegenüber Versuchen, Wissenschaft zu instrumentalisieren oder politisch zu lenken? Wo und wie entstehen rote Linien, wer deklariert oder verschiebt sie? Und schließlich: Wie steht es um Freiheit, um Wissenschafts- und Meinungsfreiheit in anderen Teilen der Welt, und was können wir aus der Vergangenheit lernen?
Mit Bezug auf das Wissenschaftsjahr 2024, das dem Thema Freiheit gewidmet ist, wird sich die Ruperto Carola Ringvorlesung als die zentrale öffentliche Vortragsreihe der Universität Heidelberg mit der Rolle von Universitäten und Wissenschaft in der Gesellschaft und in aktuellen politischen Konflikten aus unterschiedlichen Blickwinkeln auseinandersetzen. Auch aus transkultureller Perspektive sollen dabei Fragen von Diskurs, Dissens und Disput, von Positionierung, Polarisierung und Perspektivierung im gesellschaftlichen Dialog diskutiert werden.
Die Vortragsreihe wurde konzipiert von der Sinologin Prof. Dr. Barbara Mittler und der Medienanthropologin Prof. Dr. Christiane Brosius vom Heidelberger Centrum für Transkulturelle Studien (HCTS). Die Ruperto Carola Ringvorlesung wird von der Ausstellung „Mächtiger als das Schwert: Freiheit Schreiben“ im Universitätsmuseum und im Betriebswerk Heidelberg sowie einer Konzertreihe zum Thema „Vom Willen zur Freiheit“ begleitet. Beide Formate werden im Rahmen des Wissenschaftsjahrs Freiheit in Kooperation mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften veranstaltet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt.