Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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3. Universitätsbibliothek
 
Angebot an virtuellen und digitalen Informati-
onsquellen erweitert
  a. Stand der Informationsversorgung durch die Universitätsbibliothek

Das Berichtsjahr 2001 kennzeichnet in besonderer Weise den medialen Wandel, dem die Informationsdienstleistungen der Universitätsbibliothek unterworfen sind. Neben die Bereitstellung von sog. klassischen Medien (Buch, Mikroformen, Videos usw.) ist in zunehmendem Maße ein paralleles Angebot an virtuellen und digitalen Informationsquellen getreten, das den hybriden Charakter der Universitätsbibliothek deutlich macht.

Das Portal Helios bietet ein beeindruckendes, vielfach als vorbildlich anerkanntes Spektrum elektronischer Informationen und Dienstleistungen. Es baut auf einer webbasierten Informations-Infrastruktur auf. Die wichtigsten Bausteine der Digitalen Bibliothek sind:

  • www-basiertes Angebot von 179 Datenbanken (bibliographischeund Faktendatenbanken, Lexika, Wörterbücher sowie Volltextsammlungen mit durchschnittlich 440 Aufrufen pro Tag).
  • www-basierter Pool von z.Zt. 1.883 lizenzierten elektronischen Zeitschriften mit durchschnittlich 1.466 Aufrufen pro Tag. Die meistgenutzten E-Journals stammen inhaltlich aus dem naturwissenschaftlich-medizinischen Bereich.
  • Bereitstellung des integrierten Bibliotheksinformationssystems HEIDI mit den Benutzungs-Komponenten HEIDI-OPAC (Redesign durch IT-Team der Universitätsbibliothek), Verlinkung mit den sonstigen elektronischen Teilkatalogen, laufend verbesserte Metasuche (pro Tag durchschnittlich 7.828 Aufrufe).
  • Multimediaserver HEIDOK mit z.Zt. 1.655 Dokumenten (Volltextserver mit Archivcharakter für die langfristige Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten im Internet und den dauerhaften Zugriff).
  • Heidelberger Dozentenbibliographie (laufend aktualisierte Online- Bibliographie der Heidelberger HochschullehrerInnen).
  • Digitalisierung wertvoller bzw. besonders gefragter Bibliotheksbestände und Kataloge (u.a. die Digitalisierung und ikonographische Erschließung von Teilen der Bibliotheca Palatina, insbesondere der Manessischen Liederhandschrift, sowie der Sachsenspiegelhandschrift; unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Graz durchgeführt).
  • Elektronische Kommunikationsmittel (E-Mail-Liste: UB-INFO, diverse elektronische Formulare für Anschaffungsvorschläge, Beschwerden usw.)
  • Virtuelle Fachbibliotheken im WWW, die fachgebundene Internetportale für die wissenschaftliche Nutzung aufbereiten
  • Online-Tutorial zur Bibliotheksbenutzung
Ausweitung des HEDD-
Dienstes auf die Geistes- und Sozialwis-
senschaften
 
  • Elektronische Dokumentenlieferdienste (insbesondere der bundesweit wegweisende HEDD-Dienst (HEDD = Heidelberger electronic document delivery), der seit 2001 auf den geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschriftenbestand ausgeweitet wurde und in durch den 2001 24.422 Aufsätze gescannt wurden).
  • CIP-Pool (Multimedia-Arbeitsplätze, Einrichtung eines Mobile Pools im Lesebereich der Universitätsbibliothek).
Dieser Leistungskatalog weist die Universitätsbibliothek Heidelberg als modernen Informationsanbieter aus. Auf Landesebene wird der „Digitalen Bibliothek Baden-Württemberg“ mitgearbeitet.

Mit Zunahme der digitalen Informationsversorgung ist jedoch auf absehbare Zeit keine Minderung der Kosten für die Informationsbeschaffung und keine Entlastung des Erwerbungsetats der Universitätsbibliothek verbunden. Vielmehr müssen die elektronischen Informationsdienste parallel zur klassischen Buchbibliothek finanziert werden.

Weiterhin angespannte Finanzlage   b. Haushaltssituation und Bestandsentwicklung

Nur durch Aufstockung der Grundausstattung, durch Zuflüsse aus dem Drittmittelbereich sowie durch Einsatz von Investitionsmitteln und Sponsorengeldern für die Literaturerwerbung ist es 2001 gelungen, den Zuwachs an klassischen und elektronischen Medien mit 43.000 Einheiten, rd. 3.800 Mikroformen und 6.111 Zeitschriftenabonnements auf dem Vorjahresniveau zu halten. Aus dem Grundausstattungsbetrag, den der Globalhaushalt seit 1997 für die Universitätsbibliothek vorsieht, kann die Literaturerwerbung nur noch zu 67 v.H. finanziert werden. Die Bibliotheken sehen sich jedoch bei stagnierenden bzw. rückläufigen Budgets anhaltenden Preissteigerungen im Literaturbereich ausgesetzt (bekannt sind die exorbitanten Kosten naturwissenschaftlich-medizinischer Zeitschriften und Datenbanken), die der Unterhaltsträger nicht mehr kompensieren kann. Die wirtschaftliche Situation hat sich für die Universitätsbibliothek im Jahre 2002 dramatisch verschlechtert, da das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst seine Zuschüsse auf Dauer einstellt und die Universität die Aufstockung des Grundbudgets, die bereits in den letzten beiden Jahren zur Aufrechterhaltung einer interdisziplinären Grundversorgung unverzichtbar gewesen ist, trotz gestiegenen Informationsbedarfs und sich fortsetzenden Preisverfalls nicht garantieren kann.

Im Jahre 2001 belief sich der Medienbestand der Universitätsbibliothek Heidelberg auf mehr als 3 Mio. Einheiten. Dazu kommen rd. 500.000 Mikroformen und AV-Medien und mehr als 2000 Netzpublikationen.

Zur Zeit werden Überlegungen angestellt, die Spendenfreudigkeit privater Geldgeber anzuregen, Konsortialfinanzierungen im Bibliothekssystem zu forcieren, regionale Absprachen zur Steuerung, Verteilung und Belieferung von Zeitschriften herbeizuführen, pay-perview- Bezugswege zu prüfen und das E-publishing im wissenschaftlichen Bereich zu fördern. Allerdings darf man sich nicht darüber täuschen, dass es sich hier nur um Stützungsmaßnahmen handeln kann, die die finanzielle Situation abmildern, jedoch nicht beheben können.

c. Bestandsnutzung

Trotz rasanter Steigerung der elektronischen Informationsdienste wird die klassische Buchbibliothek in gleichbleibender Intensität genutzt. Die Outputstatistik verdeutlicht die Situation: Medienausleihen und Verlängerungen beliefen sich 2001 wie im Vorjahr auf rd. 1,2 Mio. Vorgänge. Die Buchausgaben ohne Verlängerungen wiesen sogar eine Steigerung um 8 v.H. gegenüber 2000 auf. Bemerkenswert ist der gegenüber den Vorjahren erheblich gestiegene Ausleihanteil an älterer Literatur vor 1980. Eine progressive Tendenz zeichnet sich auch bei der Zahl der aktiven Benutzer ab, die gegenüber dem Vorjahr um 4 v.H. gewachsen ist und nun bei 29.234 liegt. Erfreulich ist das weitere Absinken der passiven Fernleihe (= Leihgesuch an auswärtige Bibliotheken) auf 17.242 Bestellungen in 2001, das sind 13,8 v.H. weniger als 2000. Diese Entwicklung bestätigt den soliden und bedarfsgerechten Bestandsaufbau der Universitätsbibliothek Heidelberg.

Der Umgang mit den elektronischen und konventionellen Dienstleistungen wird durch ein System von fachlichen Einführungen und Schulungen demonstriert. Im Jahre 2001 wurden die Veranstaltungen von 2.384 Teilnehmern besucht.

Codices Palatini Latini fertig gestellt   d. Erschließung des Altbestands

Neben Retrokonversionsverfahren und der noch laufenden Digitalisierung des ältesten alphabetischen Katalogs der Universitätsbibliothek (-1935) können nennenswerte Fortschritte in der wissenschaftlichen Katalogisierung der Codices Palatini, dem berühmtesten Handschriftenfonds der Universitätsbibliothek Heidelberg, berichtet werden. Der vierte und letzte Katalog-Teilband der Codices Palatini Latini wurde fertig gestellt. Er wird demnächst im Druck erscheinen.

Im Anschluss an die Förderung der Stiftung Kulturgut Baden- Württemberg konnten die Katalogisierungsarbeiten an den Codices Palatini Germanici über ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft nahtlos fortgesetzt werden. Mit Erscheinen des ersten Teilkatalogs ist 2003 zu rechnen. Ab Beschreibungsjahr 2002 werden die Katalogisate in die Handschriftendatenbank eingegeben. Sie sind damit weltweit über Internet verfügbar.

Im Herbst 2001 erschien der Katalog des Nachlasses „Gustav Radbruch“ im Buchhandel. Er wurde als Band 3 der hauseigenen Schriftenreihe veröffentlicht. Aus diesem Anlass veranstaltet die Universitätsbibliothek zusammen mit dem Universitätsarchiv im Sommer 2002 eine Ausstellung „Gustav Radbruch“ im Universitätsmuseum.

e. Das Heidelberger Bibliothekssystem

Mit Inkrafttreten der baden-württembergischen Hochschulgesetznovelle zum 1.1.2000 hat die Universitätsbibliothek begonnen, den Auftrag des Gesetzgebers zur Einführung eines wirtschaftlichen Ressourcenmanagements im Heidelberger Bibliothekssystem zu realisieren. Ein direktes Weisungsrecht über alle Bibliotheksbeschäftigte soll den Direktor der Universitätsbibliothek in die Lage versetzen, notwendige Reformen durchzusetzen. Angesichts der traditionell gewachsenen Zweischichtigkeit zwischen Universitätsbibliothek und dezentralen Bibliotheken sind Reorganisationsmaßnahmen aber nicht von heute auf morgen zu verwirklichen. Im ersten Schritt wurden die Bibliotheksverhältnisse der Instituts- und Seminarbibliotheken analysiert und in einigen Fällen durch Organisationsgutachten Lösungswege zur Verschlankung der Geschäftsgänge vorgeschlagen. Der überwiegend anzutreffende Modernisierungsrückstand der Geschäftsprozesse ist jedoch am ehesten durch die Einführung automatisierter Arbeitsverfahren zu beheben. In diesem Zusammenhang steht der Vorschlag der UB, ein elektronisches Erwerbungssystem zur Vorbereitung eines integrierten Geschäftsgangs in den dezentralen Bibliotheken einzuführen.

Modell „Altertums-
wissenschaft-
liche Bereichs-
bibliothek“
  Um eine Faktenbasis über Art und Aufwand der Bibliotheksgeschäfte in den dezentralen Bibliotheken zu erhalten, wurde 2002 erstmals eine Bibliotheksstatistik in den Institutsbibliotheken eingeführt. Die Bitten der Universitätsbibliothek an die dezentralen Bibliotheken, die immer noch vereinzelt geführten Zettelkataloge zugunsten der HEIDI-OPACNutzung einzustellen und die gewonnene Arbeitskapazität verstärkt in die Retrokonversion der Altbestände zu investieren, werden nicht immer konsequent genug umgesetzt. Die Folgen sind deutlich: mit insgesamt 1,7 Mio. Bestandsnachweisen im Südwestverbund (SWB) liegt das Heidelberger universitäre Bibliothekssystem klar hinter Freiburg (3 Mio.) und Tübingen (2,8 Mio.). Die teilweise stark beengten Raumverhältnisse in den Institutsbibliotheken resultieren u.a. auch aus der Archivierung von inzwischen entbehrlich gewordener Literatur. Um so wichtiger ist die Beachtung und Anwendung der Aussonderungsrichtlinien des Landes Baden- Württemberg, die noch verbessert werden kann. Kleinere bibliothekarische Betriebseinheiten ohne Fachpersonal durch Bündelung der Bibliotheksgeschäfte zu einem Organisationsverbund mit Fachpersonal zusammenzuschließen, ist bisher nur bei der „Altertumswissenschaftlichen Bereichsbibliothek“ gelungen, die 2001 gegründet wurde und aus betriebswirtschaftlicher Sicht modellhaft arbeitet.

Die bisher schon angedachten Reformansätze für ein effizienteres Ressourcenmanagement im Bibliothekssystem müssen in einen Bibliotheksentwicklungsplan münden, den die Universitätsbibliothek dem Anfang 2002 gegründeten Rektoratsausschuss „Information und Kommunikation“ vorlegen wird, der die Zuständigkeiten des früheren Bibliotheksausschusses, des EDV-Ausschusses und des Ausschusses Neue Medien in sich vereinigt.

f. Verwaltungsorganisation der Universitätsbibliothek

Nach rund zehnjähriger Amtszeit ist der Leitende Bibliotheksdirektor der UB Heidelberg, Dr. Hermann Josef Dörpinghaus, zum 31. August 2001 in den Ruhestand getreten. In Würdigung seiner Verdienste erhielt er die Verdienstmedaille der Universität. Seine Nachfolge wird 2002 geregelt.

Zur Verbesserung der Service- und Leistungsorientierung wurde die Infrastruktur der Universitätsbibliothek Anfang 2001 überarbeitet. Die Einrichtung einer medienbearbeitenden Organisationseinheit, die die Aufgaben der früheren Monographienakzession und der Formalkatalogisierung im Rahmen eines integrierten Geschäftsgangs übernimmt, soll zur Effizienzsteigerung beitragen und Synergieeffekte im personellen Bereich erwirtschaften. Damit wird die Basis zur Bewältigung des Aufgabenzuwachses im Bereich der digitalen Informationsversorgung verbreitert.




X. Dienstleistungen
2. Studienberatung und wissenschaftliche Weiterbildung
Vorwärts 4. Universitätsrechenzentrum

 

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