Parallel zur Erarbeitung der Konzeption für die Beteiligung am
Wettbewerb führte der Landesforschungsbeirat durch zwei
Arbeitsgruppen Querschnittsevaluationen der Lebenswissenschaften
und der Informationswissenschaften durch. Die sich für die
Universität Heidelberg abzeichnenden exzellenten Ergebnisse dieser
Evaluationen waren entscheidend für den Erfolg im Wettbewerb um
die lebenswissenschaftlichen Zentren, aus dem die Universität
Heidelberg mit 28 Mio. Euro für einen Zentralbau für ein zentrenübergreifendes
Netzwerk „Quantitative Analyse molekularer und
zellulärer Biosysteme“ (BIOQUANT) hervorging. Das Gebäude ist als
Kristallisationskern dieses Netzwerks konzipiert. Daran beteiligt sind
Arbeitsgruppen aus allen an der Universität Heidelberg vertretenen
Zentralen wissenschaftlichen Einrichtungen einschließlich des
Zentralinstituts für Seelische Gesundheit und der Netzwerke
Infektiologie und Simulation sowie Institutionen, die für das
BIOQUANT-Konzept zentrale Fragestellungen bearbeiten. Ziel von
BIOQANT ist es, biologische Prozesse und deren Fehlregulation als
räumliche und zeitliche Interaktionen von Molekülen, Molekül-
Ensembles und Zellverbänden quantitativ darzustellen, um daraus
grundlegende Mechanismen sowie Erkenntnisse für Therapie und
Prophylaxe von Krankheiten abzuleiten. Dies beinhaltet entscheidend
die Zusammenführung der stärker methodisch ausgerichteten
Aspekte der Lebenswissenschaften mit Forschungsgruppen, die
fundamentale Probleme der Biowissenschaften bearbeiten. Das
Konzept sieht vor, dass die personellen Ressourcen und zum Teil auch
die Geräte, insbesondere im Infrastrukturbereich aus den beteiligten
Gruppen und Institutionen kommen und von den Arbeitsgruppen
anteilig finanziert werden. Es sind keine neuen Stellen aus
Landesmitteln vorgesehen. Das Konzept sieht vielmehr vor, dass sich
alle an BIOQUANT beteiligten Gruppen in Kooperation um national
und international kompetitiv vergebene Mittel für Forschung und
Lehre bewerben und in Zusammenarbeit mit der Industrie zusätzliche
Mittel einwerben. Dieser Wettbewerb ist wesentlich für die Qualität
und Fähigkeit zur Innovation. Das BIOQUANT-Gebäude umfasst ca.
5.000 qm Hauptnutzfläche und wird im Zentrum des Neuenheimer
Feldes, westlich des Verfügungsgebäudes, errichtet. Der Baubeginn
wird 2003/04 erfolgen.
b. Evaluierungen durch den Landesforschungsbeirat
Der Landesforschungsbeirat hat im Jahr 2001 mit der Evaluation der
baden-württembergischen Forschungslandschaft im Hinblick auf die
internationale Wettbewerbsposition begonnen. Ziel der Evaluation ist
es, strategische Handlungsoptionen für die Forschungspolitik zu
erarbeiten. Die Querschnittsevaluation konzentrierte sich auf die
Aspekte Qualität, Leistungsfähigkeit, Schwerpunktbildung und Profilierung
sowie interne und externe Strukturen.
Zunächst galt das Interesse den beiden Fachbereichen „Lebenswissenschaften“
und „Informatik/Informationstechnik“. Die umfangreichen
Selbstberichte der Universität Heidelberg wurden im Juni
2001 abgeschlossen, eine Anhörung sowie eine „Vor-Ort-Begehung“
mit den entsprechenden Arbeitsgruppen des Landesforschungsbeirates
haben bereits stattgefunden. Die abschließenden
Evalutionsberichte sind jedoch nicht vor Juni 2002 zu erwarten.
c. Anträge für Forschungsnetzwerke
Die Forschungs- und Entwicklungsförderung ist zunehmend auf die
Vernetzung von komplementären Kompetenzen in Universitäten,
Forschungseinrichtungen und Unternehmen in spezifischen
Themenbereichen ausgerichtet, um bestehende Synergiepotentiale
zu erschließen. Dieser Förderstrategie folgen beispielsweise sowohl
Förderprogramme der Europäischen Kommission, von Bundes- und
Landesministerien sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Kompetenzzentren
Die Universität Heidelberg hat sich am Ideenwettbewerb des
Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-
Württemberg zum Thema „Kompetenzzentren, Landesforschungsverbünde“
beteiligt. Ziel der Förderinitiative ist es, interdisziplinäre
Kompetenzen in zukunftsfähigen neuen Forschungsfeldern zu
bündeln und neue Wege in der Forschungszusammenarbeit
verschiedener Institutionen aufzuzeigen. Die Begutachtung erfolgt in
einem zweistufigen Verfahren. Zwei Ideenskizzen für Kompetenzzentren,
die in Heidelberg koordiniert werden, wurden mit finanzieller
Förderung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und
Kunst zu detaillierten Projektanträgen ausgearbeitet:
Das Netzwerk „Modellierung und Simulation“ wird von Prof. G. Wittum
vom Interdisziplinäres Zentrum für Wissenschaftliches Rechnen
koordiniert. Neben der Universität Heidelberg sind vier weitere
Universitäten beteiligt.
An dem interdisziplinären und institutionenübergreifenden Netzwerkantrag
„Resistenzentwicklung humanpathogener Erreger“ mit
dem Sprecher Prof. H.-G. Kräusslich sind vier badenwürttembergische
Universitäten sowie Industrieunternehmen
beteiligt.
Mit einer endgültige Förderentscheidung ist für beide Netzwerke erst
im Lauf des Jahres 2002 zu rechnen.
DFG-Forschungszentrum Simulation
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft beabsichtigt, durch die
Konzentration von Exzellenz, Ressourcen und Kompetenz
international renommierte Forschungszentren in Deutschland
aufzubauen. Die Universität Heidelberg hat sich im Jahre 2001 mit
einem Antrag mit einem Volumen von etwa 18,9 Mio. Euro zum Thema
„Modellierung und Simulation in den Bio- und Umweltwissenschaften“
an dem Programm beteiligt. Mit dem Antrag zeigt
die Universität ihre Bereitschaft, die strategische und thematische
Planung an diesem Themenbereich auszurichten. Der Antrag wird
von Prof. Jäger vom Interdisziplinären Zentrum für Wissenschaftliches
Rechnen koordiniert. Daneben sind mit dem Zentrum für
Molekulare Biologie, dem Biochemie-Zentrum Heidelberg und dem
Interdisziplinären Zentrum für Neurowissenschaften weitere
Einrichtungen der Universität sowie mit dem Deutschen
Krebsforschungszentrum, dem Max-Planck-Institut, dem Europäischen
Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und dem
European Media Laboratory (EML) auch außeruniversitäre
Forschungseinrichtungen aus Heidelberg beteiligt. Die Gutachtersitzung
hat im Frühjahr 2002 stattgefunden und dazu geführt, daß
Heidelberg neben einem gemeinsamen Antrag der Berliner
Universitäten mit dem Konrad Zuse Zentrum für die Endausscheidung
vorgeschlagen wurde. Leider hat das Berliner
Rechenschaftsbericht des Rektorats 2001/2002
Konsortium den Zuschlag erhalten. Allerdings haben die Gutachter zu
erkennen gegeben, daß sie Überlegungen, das Projekt in einen SFB
zu überführen, unterstützen würden.