5. Entwicklungen im Reformprojekt IMPULSE
Das durch die Volkswagen Stiftung geförderte Reformprojekt IMPULSE ist im Jahre 2002
in seine zweite Förderperiode gegangen. Die künftigen Entwicklungen werden sich auf
drei Arbeitsfelder konzentrieren. Hier ist zunächst die universitätsweite Umsetzung und
Erweiterung der bedarfs- und leistungsorientierten Ressourcenverteilung zu nennen. In
sinnvoller Ergänzung zu diesem Vorhaben soll darüber hinaus die zur Zeit noch sehr zersplitterte
Institutslandschaft eine übersichtlichere Struktur erhalten. Zur Erleichterung
der Verwaltungsvorgänge und zur effektiven Deckung des stetig steigenden Informationsbedarfs
soll ein EDV-basiertes Führungs- und Informationssystem aufgebaut
werden. Über die Fortschritte auf den drei genannten Arbeitsfeldern wird im Folgenden
berichtet.
Bedarfs- und leistungsorientierte Budgetierung
Für die Ausstattung von Instituten und Seminaren mit Ressourcen für Forschung und
Lehre hat im Jahre 2002 eine neue Ära begonnen. Traditionell erfolgte die Zuweisung an
die wissenschaftlichen Einrichtungen über zweckgebundene Teilbudgets für spezielle
Aufgaben wie beispielsweise Personalmittel, Aversa, Hilfskraftmittel oder Exkursionszuschüsse.
Seit Einführung des Globalhaushalts können die Institute über die Verwendung
ihrer Mittel im Rahmen der rechtlichen Vorschriften frei entscheiden. Auch eine
Übertragbarkeit der Mittel über das Haushaltsjahr hinaus ist in Maßen möglich und wird
von den Instituten stark genutzt.
Für die Zuweisung der Globalbudgets ist jedoch ein Modell erforderlich, das den
Umfang der Zuweisungen bedarfs- und leistungsgerecht regelt. Die Universität steht
hier vor der schweren Aufgabe, dieses Modell einfach und transparent zu gestalten.
Dabei muss jedoch zugleich auf die sehr verschiedenartigen Anforderungen der Institute
an einer klassischen Volluniversität wie Heidelberg eingegangen werden.
Dem Vorgängerrektorat ist es gelungen, für diese Herausforderung ein Budgetierungsmodell
im Konzept auszuarbeiten, das diesen Anforderungen gerecht wird. Das inzwischen
unter dem Schlagwort ‚Budgetierungsmodell’ bekannte Konzept ist im Herbst
2001 von Senat und Universitätsrat gebilligt worden und hat im Berichtszeitraum 2002
seine universitätsweite Einführungsphase absolviert.
Grundsätzlich handelt es sich um ein Drei-Komponenten-Modell: Eine Grundausstattung
orientiert sich an der Professorenzahl der Einrichtung und wird ohne weitere Leistungsnachweise
gewährt. Ein einfacher Formelteil errechnet sich aus zweifelsfrei
ermittelbaren Leistungsindikatoren wie Prüfungen, Dissertationen oder Drittmitteleinwerbungen,
die mit einem vorher festgelegten Eurobetrag multipliziert werden. Eine
Heidelberger Spezialität ist der so genannte Verhandlungsteil. Das Rektorat möchte den
spezifischen Anforderungen der Heidelberger Institute und ihren Projekten in Forschung
und Lehre individuell gerecht werden und wird mit jedem Institut Budgetverhandlungen
führen. Mit diesen Verhandlungen sollen strategische Ziele verfolgt werden,
die weder aus der Distanz noch mit vorgefertigten Formeln umgesetzt werden können,
sondern das persönliche Gespräch mit den Wissenschaftlern erfordern.
Im Jahre 2002 wurde aus der Landeszuweisung von insgesamt 157 Mio. € ein Anteil von
63 Mio. € direkt an die Institute zur selbständigen Bewirtschaftung weitergegeben. Der
andere Teil fließt in Aufgaben wie die Finanzierung von Professoren und nichtwissenschaftlichem
Personal sowie an die nicht-wissenschaftlichen zentralen Einrichtungen.
Von den 63 Mio. € geht der Löwenanteil von 31 Mio. € in die Grundausstattung. Formelteil
und Verhandlungsteil haben mit 15 Mio. € bzw. 17 Mio. € einen etwa vergleichbaren
Umfang. Da die Verhandlungen mit den Instituten natürlich noch
nicht geführt werden konnten, wurde der Verhandlungsteil zunächst auf die bestehenden
Institutsbudgets normiert. Auf diesem Sektor sowie im Formelteil ist in den kommenden
Jahren mit Verschiebungen zu rechnen. Sie werden im Wesentlichen aus der
Grundausstattung herrühren, die im Verlaufe der nächsten Jahre moderat reduziert werden
soll.
Das Jahr 2002 hat eine ganze Reihe erster Erfahrungen mit dem neuen Instrument Budgetierungsmodell erbracht, die nun sorgfältig ausgewertet werden müssen. Grundsätzlich
bringt die Einführung eines neuen und noch unerprobten Instrumentariums eine
Vielzahl auch unerwarteter Probleme mit sich. Hier haben sich zum einen die Einfachheit
des Modells und zum anderen seine enge Integration in das IMPULSE-Projekt mit seiner
tatkräftigen und kompetenten Mannschaft bewährt. Aus Sicht des Rektorats ist zu sagen,
dass speziell die universitätsweite Information über das Modell und seine Eigenschaften
eine nicht zu unterschätzende Aufgabe darstellen. Veranstaltungen wie das Haushaltsforum
2002 in der Alten Aula haben geholfen und werden auch in Zukunft erforderlich
sein, um die unbedingt notwenige Akzeptanz für das Modell zu erhalten.
Das neue Budgetierungsmodell hat im Jahre 2002 seine ‚Feuerprobe’ bestanden. Bis zur
vollständigen Umsetzung des Verhandlungsteils ist jedoch noch ein langer und arbeitsreicher
Weg zu beschreiten.
Neuordnung der Institutsstrukturen
Die Aktivitäten zur Zusammenlegung von Instituten, welche schon in den Vorjahren
begonnen hatten (Kirchhoff-Institut für Physik, Heidelberger Institut für Pflanzenwissenschaften), wurden im Berichtsjahr fortgesetzt.
Im Sommersemester 2002 beschloss der Senat auf Antrag des Studienbereichs Molekulare
Biotechnologie, das bisherige Pharmazeutisch-Chemische Institut, das Institut für
Pharmazeutische Biologie und das Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie
zu einem gemeinsamen Institut für Pharmazie und Molekulare Biotechnologie
(IPMB) zu vereinigen. Der Universitätsrat hat diesem Beschluss zugestimmt. Das
neue Institut wurde der Fakultät für Biowissenschaften zugeordnet.
Auf Antrag der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät beschloss der Senat ebenfalls im
Sommersemester 2002 die Zusammenlegung des Alfred-Weber-Instituts, des Instituts für
International vergleichende Wirtschafts- und Sozialstatistik sowie des Instituts für
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte zum neuen „Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften“.
Das Institut wurde der neuen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen
Fakultät zugeordnet. Nach Zustimmung des Universitätsrats wurde die Neugliederung
zum 01. Oktober 2002 wirksam. Die Restrukturierung der Wirtschaftswissenschaftlichen
Institute war bereits im Struktur- und Entwicklungsplan der früheren Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät verankert. Mit den genannten Beschlüssen hat die Universität
das Ziel verfolgt, kleine Institute mit ungünstigen Verwaltungsstrukturen mit größeren
Instituten zusammenzulegen.
Auf Antrag der früheren Philosophisch-Historischen Fakultät beschloss das Rektorat zu
Beginn des Wintersemesters 2002/2003, der Gründung eines „An-Instituts“ für Siebenbürgische
Landeskunde an der Universität zuzustimmen. Das Institut wird unter der
wissenschaftlichen Aufsicht des geschäftsführenden Direktors des Seminars für Osteuropäische
Geschichte stehen. Es widmet sich der Geschichte und Kultur des Raumes
ürgen und verfügt über gute internationale Kontakte zu Wissenschaftlern in
Rumänien und Ungarn. Finanziell wird es durch die Bundesländer Baden-Württemberg
und Nordrhein-Westfalen getragen. Derzeitiger Sitz ist Gundelsheim am Neckar.
Die vom Rektorat angestrebte Überführung kleiner Institute in größere Einheiten wurde
darüber hinaus vom Seminar für Alte Geschichte und dem Institut für Papyrologie positiv
aufgenommen. Sachliche Gründe legten die Gründung eines Seminars für Alte
Geschichte, Papyrologie und Epigraphik nahe, die vom Senat beschlossen wurde. Die
Gründung als neues Institut soll zum 1.10.2003 in Kraft treten.
Das Rektorat hat die Theologische, die Juristische und die Philosophische Fakultät
ersucht, ihre Institutsebene im Verlaufe des Sommersemesters 2003 abschließend zu
ordnen.
Aufbau eines Führungs- und Informationssystems
Aufgabe des neuen Führungs- und Informationssystems der Universität ist es, entscheidungs-
und steuerungsrelevante Informationen aus allen Ressourcen-Bereichen der Universität
wie Studium, Personal, Forschung oder Finanzen verständlich aufzubereiten
und für die Entscheidungsträger der Universität zugänglich zu machen. Darüber hinaus
soll ein Vergleich mit externen Informationen ermöglicht werden.
Zu diesem Zweck wird derzeit ein sogenanntes „Data-Warehouse“ aufgebaut, in dem die
Daten aus den unterschiedlichen operativen Vorsystemen (SAP R/3, Personal- und Studierendenverwaltung
etc.) und weiteren Quellen integriert werden. Den Nutzern dieses kombinierten Datensystems wird der Zugriff in Abhängigkeit ihrer Funktion z. B. als
Prorektor, Dekan, Studiendekan oder Institutsdirektor ermöglicht.
Im Rahmen einer EU-weiten Ausschreibung wurde unter zahlreichen Anbietern die wirtschaftlichste
Lösung ermittelt, mit der innerhalb der Universität aufgrund der bestehenden
technischen Infrastruktur die größten Synergien zu erwarten sind. Die zuständigen
Mitarbeiter der zentralen Universitätsverwaltung werden seit Januar 2003 in diesem
Bereich geschult. Derzeit werden Kennzahlen für die Berichtsanforderungen ermittelt
und Daten aus dem Personal- und Stellenverwaltungssystem sowie die Finanzdaten aus
dem SAP R/3 für die Verwendung im Data-Warehouse aufbereitet, die in das System eingehen
werden. Das Führungs- und Informationssystem soll Entscheidungsgrundlagen
der Universitätsleitung schneller und zuverlässiger aufbereiten und einzelne Teilbereiche
der Universität besser ineinander integrieren. Auf diese Weise kann die Steuerungsfähigkeit
der gesamten Universität gestärkt werden.