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Sarah Köhler „Erfolgreich zu sein macht einfach Spaß“

Die international erfolgreiche Schwimmerin Sarah Köhler studiert Jura an der Universität Heidelberg

Sarah Köhler

Sarah Köhler hat einen langen Atem: Im Schwimmbecken startet die Sportlerin über die 400, 800 und 1.500 Meter Freistil, hält mehrere deutsche Rekorde auf diesen Strecken. Ausdauer beweist die Sportlerin auch in ihrem Jurastudium an der Universität Heidelberg und zeigt so, dass sich Durchhaltevermögen, Teamgeist und Durchsetzungskraft nicht nur in Wettkampfsituationen auszahlen. Das große Ziel der Athletin, die bei der diesjährigen EM in Glasgow drei Medaillen gewann, sind die kommenden Olympischen Spiele in Tokio.

„Ohne die Unterstützung der Uni würde es nicht funktionieren“, sagt Sarah Köhler. „Es“, das ist die Doppelbelastung aus Jurastudium und Leistungssport, der sie sich täglich stellt. Das Pendeln zwischen Kraftraum, Hörsaal und Schwimmhalle versteht die 24-Jährige jedoch nicht als Bürde, sondern als Herausforderung.  „Jura und schwimmen machen mir einfach Spaß“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. „Und solange etwas Spaß macht, ist es auch das Richtige.“ Ihr Leben als Leistungssportlerin und ihr Leben als Studentin gehen für Sarah Köhler Hand in Hand. „Viele Erfahrungen aus dem Sport kann ich auf meinen beruflichen Werdegang anwenden. Im Jurastudium braucht man Durchhaltevermögen, erlebt auch mal die eine oder andere Niederlage. Damit umzugehen hat mich der Sport gelehrt.“

Im Jurastudium braucht man Durchhaltevermögen, erlebt auch mal die eine oder andere Niederlage. Damit umzugehen hat mich der Sport gelehrt.

Sarah Köhler

Aufgeben, wenn es einmal nicht nach Plan läuft, ist für Sarah Köhler keine Option. Von der diesjährigen Schwimm-EM in Glasgow kehrte sie mit drei Medaillen im Gepäck nach Heidelberg zurück. Kein schlechtes Ergebnis, doch mehr wäre drin gewesen, sagt sie. Schließlich ist die Schwimmerin bereits Europameisterin auf der Kurzbahn und mehrfache deutsche Rekordhalterin. „Ich hätte auch mit fünf Medaillen nach Hause kommen können, aber diese Gedankenspiele bringen nichts mehr. Mich in Selbstmitleid zu wälzen, davon wird es definitiv nicht besser“, so das Fazit der Sportlerin. Sarah Köhlers Blick richtet sich nach vorn – auf die nächste Saison, auf die nächste Herausforderung. Zurück blickt sie nur, um zu analysieren, sich zu verbessern, noch effizienter zu werden.

Effizienz ist auch bei der Planung ihres Studiums gefragt. Vorlesungszeiten, Wettkämpfe und mindestens fünf Stunden tägliches Training miteinander zu vereinbaren, ist ein Kraftakt. Sarah Köhler, die das Spitzensport-Stipendium Metropolregion Rhein-Neckar erhält, kann dabei auf die Unterstützung der Universität zählen. Gemeinsam mit der Spitzensportbeauftragten und dem Leiter des Prüfungsamtes der Juristischen Fakultät koordiniert sie etwa ihre Stundenpläne und Klausurtermine. Mit der Hilfe von Fachtutoren arbeitet sie, wenn nötig, einzelne Vorlesungen auf. „Diese engmaschige Betreuung ist sogar noch wichtiger als die finanzielle Beihilfe, damit ich in meinem Studienrhythmus bleiben kann“, berichtet sie. Studieren als Leistungssportlerin, das ist Teamwork, und Teamwork liegt Sarah Köhler.

Für sich alleine zu arbeiten kann bis zu einem gewissen Maß funktionieren, aber am Ende braucht es die Zusammenarbeit von allen.

Sarah Köhler

Als Athletensprecherin des Deutschen Schwimmverbandes setzt sie sich unter anderem aktiv dafür ein, den Zusammenhalt in der Nationalmannschaft zu fördern und den deutschen Schwimmsport in die Erfolgsspur zurückzuführen. „Für sich alleine zu arbeiten kann bis zu einem gewissen Maß funktionieren, aber am Ende braucht es die Zusammenarbeit von allen“, sagt sie mit Überzeugung. Sich nicht nur selbst zu verbessern, sondern ihre Talente in den Dienst einer Mannschaft zu stellen ist ihr ein Bedürfnis.

Bei den nächsten großen Wettkämpfen soll sich dieses Engagement auszahlen. „Mein Traum ist es, bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio eine Medaille zu holen. Auch bei den Weltmeisterschaften im nächsten Jahr, die in Südkorea stattfinden, möchte ich so weit wie möglich nach vorne kommen“, sagt sie mit fester Stimme. Diesen Zielen wird Sarah Köhler in den kommenden Jahren alles unterordnen.

Olympische Luft konnte die Sportlerin bereits vor zwei Jahren in Rio de Janeiro schnuppern. Hier schlug sie über die 800 Meter Freistil als Achte an, wurde Zehnte über die halbe Distanz. Neben den großen Vertretern ihres Sports zu schwimmen macht ihr längst keine Angst mehr. Ob US-Superstars wie Michael Phelps oder Katie Ledecky – „sie alle“, so sagt Sarah Köhler entspannt, „sind doch nur Menschen, die trainieren wie wir anderen Sportler auch.“ Die Auseinandersetzung mit ihren internatio nalen Konkurrenten liegt der Athletin: „Ich mag den Wettkampf und messe mich gerne mit anderen, kann aber auch damit umgehen, wenn ich mal nicht die Beste bin.“

Der Spaß am Sport ist Sarah Köhlers Moti vation und hilft ihr auch, mit der zu-nehmenden medialen Aufmerksamkeit und dem Interesse an ihrer Person umzu gehen. „Am meisten Druck“, sagt sie, „mache ich mir eh selbst. Was sich andere von mir erhoffen ist zweitrangig, solange ich meinen eigenen Ansprüchen genüge.“ Sarah Köhlers Anspruch ist der Erfolg. Denn erfolgreich zu sein, so sagt sie, „macht einfach Spaß.“ Das gilt für ihr Leben als Schwimmerin ebenso wie für ihr Studienleben.

SPORTLICHE ERFOLGE

Sarah Köhler (Jahrgang 1994) hält die deutschen Rekorde über die 400 und 1.500 Meter Freistil-Strecken. Bei der diesjährigen Schwimm-Europameisterschaft in Glasgow (Großbritannien) gewann sie Silber über die 1.500 Meter Freistil, holte Bronze mit der 4  x  200 Meter Freistil Staffel und belegte auch mit der Mixed-Staffel der Freiwasserschwimmer über die 4 x  1,25 Kilometer Platz zwei. Bereits im vergangenen Jahr wurde Sarah Köhler Kurzbahn-Europameisterin über 800 Meter Freistil und schlug über die halbe Distanz als Zweite an. In beiden Rennen brach sie die bis dato  bestehenden deutschen Rekorde. Auch von der Sommer-Universiade, den Weltspielen der studentischen Athleten, kehrte sie im vergangenen Jahr mit mehreren Medaillen im Gepäck nach Heidelberg zurück.