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Christel Schmidt »Ein bisschen Heimat«

Im Porträt: Christel Schmidt – Hüterin des Unimuseums und langjährige Gästeführerin in Heidelberg

Porträt Christel Schmidt

Seit knapp dreißig Jahren beherbergt die Alte Universität im Kern der Heidelberger Altstadt das Universitätsmuseum. Mehrere tausend Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland informieren sich hier jedes Jahr über die lange und wechselhafte Geschichte der ältesten Universität im heutigen Deutschland. Für den Betrieb des Museums sorgt eine Gruppe ehrenamtlicher Betreuerinnen und Betreuer – unter ihnen auch Christel Schmidt. Neben ihrem Engagement für das Universitätsmuseum ist sie eine der dienstältesten Gästeführer der Stadt Heidelberg und hat vor rund dreißig Jahren die erste Stadtführung zur Universität mitentwickelt.

Christel Schmidt hat eine besondere Beziehung zu dem Gebäude, durch das sie einmal wöchentlich Gäste führt – und das seit mehr als zwei Jahrzehnten. »Ein bisschen Heimat« sei die Alte Universität in dieser Zeit für sie geworden. Am liebsten zeige sie den Besuchern die Alte Aula, den historischen Repräsentationssaal der Universität, der in seinem Dekor die gesamte Geschichte der Universität erzähle. Vier Rektoren hat Christel Schmidt über die Jahre kommen und gehen sehen. Tausende von Besucherinnen und Besuchern hat sie begrüßt und ist mit ihnen ins Gespräch gekommen. Als ausgebildete Stadtführerin weiß sie: »Wir sind das Aushängeschild von Stadt und Universität. Manchmal sind wir die einzigen, mit denen die Touristen näheren Kontakt haben.« 

Dieses Wissen braucht es allerdings nicht, damit Christel Schmidt jede und jeden mit einem herzlichen Lachen begrüßt. Die Begegnungen mit Menschen machen ihr einfach Spaß. Gerne erfährt sie von den Besucherinnen und Besuchern, woher sie kommen und was sie nach Heidelberg führt. »Dann versuche ich daran anzuknüpfen.« Neulich zum Beispiel habe sie Gäste vom Niederrhein durch die Alte Universität geführt. »Die habe ich gefragt, ob ihnen bekannt sei, dass es ein Düsseldorfer war, der das Gebäude 1712 neu bauen ließ. Johann Wilhelm nämlich, der von 1690 bis 1716 amtierende Kurfürst der Pfalz.«

Du kannst doch gut reden und kommst gerne in Kontakt mit Menschen. Das würde perfekt zu dir passen.

Christel Schmidt

Das geschichtliche Wissen der 82Jährigen und der Schatz an Anekdoten, die sie hervorzaubern kann, sind enorm. Immerhin ist Christel Schmidt seit 1988 Gästeführerin in Heidelberg. Auf den Gedanken hatten sie damals Freunde gebracht: »Du kannst doch gut reden und kommst gerne in Kontakt mit Menschen. Das würde perfekt zu dir passen.« Mitte der 1990er Jahre dann – anlässlich des 800jährigen Bestehens der Stadt Heidelberg – reift die Idee, eine neue Stadttour zu entwickeln, bei der die Geschichte und Gebäude der Universität im Zentrum stehen. Christel Schmidt arbeitet an der Konzeption der neuen Tour mit und lernt so das Unimuseum kennen, das – ebenfalls anlässlich des Stadtjubiläums – gerade in der Alten Universität eingerichtet wird. »Wenn Sie einmal jemanden zur Aushilfe brauchen, helfe ich gerne«, so ihr spontanes Angebot. Damit beginnt – zunächst sporadisch – ihre Tätigkeit für das Museum.

Porträt Christel Schmidt

Eigentlich hat Christel Schmidt Pharmazie studiert. Hierzu zieht es sie in den frühen 1960erJahren aus der kleinen Stadt Heide am westlichen Rand Schleswig Holsteins in den Südosten der Republik. Die Universität Erlangen erteilt ihr die Zulassung zum Studium. Ein großer Schritt sei das damals für sie gewesen. Aber die Entfernung vom Elternhaus kann die junge Frau in ihrem Entschluss nicht beirren. Unterstützung erfährt sie denn auch von ihren Eltern, die ihrer Tochter »koste es, was es wolle« eine vernünftige Ausbildung ermöglichen wollen. Im Studium lernt Christel Schmidt ihren späteren Mann kennen, mit dem sie 1967 zusammen nach Heidelberg zieht, wo sie bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand in verschiedenen Apotheken arbeitet. Von Anfang an interessiert sie sich für die Historie von Stadt und Universität. »Heidelberg war natürlich auch hoch oben in Norddeutschland ein Begriff. Da wollte ich dem Besuch, der sich auf den weiten Weg hierher machte, etwas zur Stadt erzählen können.«

Manchmal singt Christel Schmidt auch einige Zeilen aus dem Lied »Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren«

Wenn Gäste das wünschen, singt Christel Schmidt manchmal auch einige Zeilen aus dem Lied »Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren«. Besonders häufig sei das kurz nach der Wende vorgekommen, erinnert sie sich, – als viele Ostdeutsche die neu gewonnene Reisefreiheit nutzten, um Heidelberg zu besichtigen. Immer wieder schauen auch Menschen im Museum vorbei, die zwar an der Universität studiert, das Gebäude der Alten Universität aber nur von außen kennengelernt haben. Vor kurzem etwa sei ein betagter Amerikaner dagewesen, der vor fünfzig Jahren am Germanistischen Seminar eingeschrieben gewesen sei. »Noch einmal wollte er an den Ort seiner Studentenzeit zurückkommen.« Dann schwelgt Christel Schmidt gerne gemeinsam in Erinnerungen an das damalige Heidelberg. 

Auf die Frage, ob sie an einen Rückzug aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit denke, antwortet Christel Schmidt: »Nicht, so lange ich noch fit bin.« Hoffentlich noch viele Jahre wird sie weiter jede Woche Mittwoch aus Rohrbach in die Altstadt kommen – so das Wetter es erlaubt mit dem Fahrrad –, um Gäste in der Alten Universität zu empfangen. Nur die Führung von Schulklassen, gibt sie zu, »die überlasse ich inzwischen gerne anderen.«

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