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PD Dr. André Bahr
Institut für Geowissenschaften
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Tätigkeitsfelder

Tätigkeitsfelder für Geowissenschaftler/innen

Viele Leute mögen noch immer denken: „Sind Geowissenschaftler nicht die „Steineklopfer?“. Nein, sie sind - WIR sind - weitaus mehr als das! Sowohl die Geowissenschaften an sich, als auch das Berufsfeld des Geowissenschaftlers sind sehr vielfältig, und es bieten sich spannende Berufsaussichten für den Einsatz in diversen Bereichen, wie Geo- und Ingenieurbüros, Industrie und Wirtschaft, Ämtern und Behörden sowie Hochschulen und Forschungsinstituten (siehe Grafik für Details). Häufig arbeiten Geowissenschaftler fächerübergreifend und an Themen mit hoher Umweltrelevanz. Die breitgefächerte und sehr interdisziplinäre Ausbildung während des Studiums ermöglicht Geowissenschaftlern außerdem den Einsatz in fachfernen oder fachfremden Jobs. Auch für die Arbeit im Ausland bestehen gute Chancen.

 

Einleitung Tätigkeitsfelder - Tortendiagramm Weißer Hintergrund Legende Korr

 

Diese Grafik verschafft zwar einen schnellen, allgemeinen Überblick über die diversen Tätigkeitsfelder von Geowissenschaftlern, aber sie erzählt nicht von den zahlreichen Perspektiven und zum Teil auch außergewöhnlichen und vielleicht unerwarteten Möglichkeiten für Geowissenschaftler. Dies möchten wir daher auf dieser Seite tun. In Interviews geben (hauptsächlich) ehemalige Studierende von unserem Institut einen tieferen und persönlichen Einblick in ihren Werdegang und berichten von ihrem jetzigen Beruf.

 

Übersicht

 

Erneuerbare Energien: Geothermie

 

Dr. Michael KramlMichael Kraml 3

Projektmanager Tiefengeothermie

GeoThermal Engineering GmbH

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Weil ich schon ab der 3. Schulklasse Minerale und Fossilien gesammelt habe, seither wissen wollte, was die Erde im Innersten zusammenhält und in der 7. Schulklasse nach dem Urlaub in Idar-Oberstein der Berufswunsch dann endgültig feststand.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Im Studium an der Universität Heidelberg habe ich im 2. Semester auf einer vulkanologischen Exkursion nach Indonesien meine ersten Vulkane und Geothermieanlagen gesehen bzw. erwandert. Dieses faszinierende Erlebnis hat den Wunsch ausgelöst, junge aktive Vulkane zu erforschen. Daher bin ich nach dem Diplom in Heidelberg über Eruptionsprodukte des Osteifelvulkanismus und Datierung der Mittelrheinterrassen, welche diese Eruptionsprodukte enthalten, ans GEOMAR in Kiel gewechselt und habe zwei Jahre auf Gran Canaria gearbeitet. Danach habe ich als Doktorand der Uni Freiburg in der BGR zunächst den Kaiserstuhl und magmatische Gänge im Oberrheingraben und danach die Aschenlagen der letzten 300.000 Jahre in Mittelmeersedimenten datiert. Auch hier dienten die erarbeiteten Zeitmarken im Paläoklimaarchiv zur Kalibration von Klimamodellen, welche zur Voraussage künftiger Klimaentwicklungen genutzt werden sollten. Nach der Promotions- und Postdoc-Zeit an der Uni Freiburg bin ich 2003 von der Grundlagenforschung in die Angewandten Geowissenschaften zur BGR nach Hannover gewechselt und habe fünf Jahre im GEOTHERM-Programm Geothermieprojekte in Ostafrika und Chile betreut, um den Ausbau dieser erneuerbaren Energie nicht nur theoretisch zu fördern. Nach zwei Jahren in einer Anwaltskanzlei in Freiburg, in der ich als Inhouse-Spezialist für Geothermie Projektvorschläge von Projektentwicklern begutachtet habe, um eine Investition in diese Projekte zu empfehlen oder nicht, bin ich 2011 zu meiner jetzigen Firma GeoThermal Engineering GmbH gewechselt.

Michael Kraml 2 Bs2

Was machen Sie heute?

Heute, d.h. seit 2003, bin ich in der Exploration von geothermischen Reservoiren im tiefen Untergrund hauptsächlich des Oberrheingrabens und des ostafrikanischen Grabens tätig. Dies umfasst nicht nur Thermalwasser-Vorkommen unter 190 °C, sondern auch an Vulkane gebundene hydrothermale Hoch-Temperatur-Systeme. Geothermie wird bei hoher Temperatur hauptsächlich zur grundlastfähigen Stromproduktion genutzt (24/7), während diese erneuerbare Energiequelle in Deutschland hauptsächlich zur Fern- bzw. Nahwärmeversorgung von Stadtvierteln oder Gemeinden eingesetzt wird.  Aktuell befasse ich mich auch mit der Extraktion von Wertstoffen (insbesondere Lithium) aus Thermalwasser. Lithium wird für alle Li-Ionen-Akkus, u.a. von Smartphones und in großer Menge für die Akkus von Elektroautos, benötigt. Somit dienen beide Aspekte, d.h. die energetische und stoffliche Nutzung, zum einen über erneuerbare Wärmebereitstellung und zum anderen über Rohstoffe für die Elektromobilität, dem Gelingen der Energiewende.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Da kein geothermisches System dem anderen gleicht, ist die Arbeit sehr abwechslungsreich und immer wieder überraschend. Es kann sich keine Routine einstellen, da man permanent dazulernt. Außerdem besteht die Arbeit aus (i) Geländearbeit, bei der z.B. in Ostafrika mit den dortigen Kollegen echtes Neuland entdeckt werden kann und Kontinent-übergreifende Freundschaften entstanden sind, (ii) Ausbildung von jungen Kolleg*innen in formalen Kursen oder „on-the-job“, um das erfahrungsbedingte Wissen weitergeben zu können, (iii) interdisziplinärer Zusammenarbeit mit Spezialist*innen aus anderen Disziplinen u.a. in Forschungsprojekten, welche den eigenen Horizont erweitert und den Kontakt z.B. zur Universität Heidelberg aufrecht erhält, (iv) der Datenauswertung, welche, wenn ein in sich stimmiges konzeptuelles Modell vor dem geistigen Auge entsteht, ein befriedigendes Heureka-Erlebnis darstellt, (v) der Entwicklung neuer (innovativer) Methoden/Geräte/Verfahren sowie (vi) dem konkreten Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels durch die Förderung der erneuerbaren Energie Geothermie, nicht nur in Deutschland.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Die Hauptherausforderung liegt in der großen ökonomischen Tragweite einer Fehlinterpretation oder Interpretation auf einer zu geringen Datenbasis, denn sollte die erste Bohrung nicht fündig sein, haben die Investor*innen einen finanziellen Verlust von über 10 Millionen Euro zu verschmerzen. Noch schlimmer wäre es, wenn die zweite Bohrung nicht fündig ist und erst dann das Projekt abgebrochen werden müsste (=> über 20 Millionen Euro Verlust), denn das produzierte Thermalwasser muss nach der Entwärmung wieder in dieselbe Tiefe zurückgeleitet werden, um den Thermalwasserkreislauf aufrecht zu erhalten.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Ich möchte durch meine Arbeit weiterhin sowohl durch die Förderung der Geothermie als Energiequelle als auch durch schonende und CO2-freie Gewinnung von lokalen Wertstoffen aus Thermalwasser dazu beitragen, den Klimawandel abzufedern, welches in meiner jetzigen Firma verwirklicht werden kann.
 

Michael Kraml 1 Bs2c2 Michael Kraml 4 Bs

 

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Grundlagenforschung an einem Forschungsinstitut (Experimentelle Mineralphysik und Geochemie)

 

Dr. Angelika Rosa Angelika Rosa 1 Copyright

Wissenschaftlerin an einer Experimentierstation am Synchrotron

European Synchrotron Radiation Facility (ESRF), Grenoble, Frankreich

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Schon als Schülerin war ich fasziniert von der besonderen Geologie rund um Heidelberg, die meine Aufmerksamkeit auf Klettertouren und auf dem Weg zur Schule auf sich zog. Vor allem beschäftigten mich der Buntsandstein und der Granit, welche mir wie Geschichtsbücher über die Vergangenheit ausgetrockneter Flüsse und alter Bergketten erzählten. Besonders interessant fand ich auch das Rheingrabenbruch-System und die wahnsinnigen Kräfte, die die Platten ziehen und auseinanderdriften lassen. Alles, was ich sah, warf tausend Fragen in mir auf: Woher kamen die Flüsse, die den Sandstein bildeten? Wie bildet sich Granit? Was bewirkt, dass die Platten auseinander driften? Und überhaupt: Wie entsteht ein Planet und woher kommt das Wasser?

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Im Studium an der Universität Heidelberg (Vordiplom in Geologie und Diplom in Mineralogie) stellten sich mir dann spezifischere Fragen und ich interessierte mich besonders für die physikalischen Eigenschaften von Kristallen, die wiederum die Eigenschaften von Gesteinen bestimmen, welche wiederum die Dynamik von Planeten beeinflussen. Ich habe daher meine Diplomarbeit über die elastischen Eigenschaften von Mineralien und ihre Hochdruckstruktur geschrieben.

In meiner Doktorarbeit an der ETH Zürich (Institut für Petrologie und Geochemie) habe ich experimentell die mechanischen Eigenschaften wasserhaltiger Mineralphasen unter den im Erdinneren auftretenden Druckbedingungen bestimmt. Ich habe diese Daten verwendet, um die Wassermenge im Erdinneren zu erörtern. Diese Information ist sehr wichtig, um das Auftreten von Vulkanismus und Mantelkonvektion zu verstehen.

Danach bekam ich ein zweijähriges Postdoktorandenstipendium an der Universität Lille in Frankreich. Hier habe ich die Änderung der mechanischen Eigenschaften von wasserhaltigen Mantelgesteinen während struktureller Umwandlungen ihrer Hauptminerale bei hohem Druck und Temperatur untersucht. Ziel war es, besser zu verstehen, ob subduzierte Platten (und damit auch Wasser) tief in den Erdmantel bis zur Grenze zwischen Kern und Erdmantel sinken können.

Im Folgenden arbeitete ich erst als Postdoktorandin und dann als Wissenschaftlerin an einer Experimentierstation (beamline) an einer Synchrotronstrahlungsquelle (ESRF) in Grenoble, Frankreich. Am ESRF begann ich experimentell zu bestimmen, wie leicht flüchtige Substanzen (Kohlenstoff, Edelgase) und industriell wichtige Metalle (Rhenium, Nickel)  zwischen dem Erdinneren und der Erdoberfläche ausgetauscht werden. Diese Informationen sind wichtig, um die Elementkreisläufe und Bildungsgeschichte von Planeten und ihrer Atmosphäre zu verstehen.

 

Angelika Rosa 4 Copyright

Was machen Sie heute?

Im Labor simuliere ich die Druck- und Temperaturbedingungen, die im Inneren von Planeten auftreten (6000 °C und 3 Millionen Mal der Druck auf der Erdoberfläche). Mit Hilfe der intensiven Röntgenstrahlung kann ich das Verhalten der Materie unter diesen Bedingungen untersuchen.

Angelika Rosa 2 Copyright

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß und welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Ich mag experimentelle Arbeit sehr und auch, dass ich mit vielen internationalen Wissenschaftlern und Studenten an meinem Arbeitsplatz arbeiten kann. Was mir am meisten Spaß macht, ist „live“ zu beobachten, wie sich Materie und Elemente unter den extremen Bedingungen im Erdinneren verhalten.

Dieses Wissen ist im Allgemeinen sehr schwer zu erlangen, da es nur wenige natürliche Gesteinsproben gibt, die aus großen Tiefen der Erde stammen. Experimente sind daher sehr wichtig, um unser Wissen über diese Aspekte zu vervollständigen. Die meisten Elemente auf der Erde, sind sehr verdünnt (eines pro einer Million andere). Man benötigt daher starke Röntgenstrahlung, wie sie nur am Synchrotron zu finden ist, damit man ihr Verhalten bei entsprechend hohem Druck und Temperaturen im Erdinneren untersuchen kann. Das Probenvolumen in solchen Hochdruck- und Temperaturexperimenten ist jedoch sehr klein (einige Mikrometer), darüber hinaus benötigen wir sehr komplexe Versuchsanordnungen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass diese extremen Bedingungen oft nur für kurze Zeit aufrechterhalten werden können. In vielen Experimenten müssen wir daher sehr schnell messen (Millisekunden). Ich finde es auch sehr wichtig, Wissen und spizielles Know-how weiterzugeben, und ich betreue daher viele Studenten oder organisiere Workshops.

 

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Universitäre Forschung & Lehre (Petrologie, Geochemie & Geochronologie)

 

Prof. Dr. Horst MarschallHorst-chuqui-2015sb2

Universitätsprofessor
(Wilhelm-Heraeus Professor for Deep Earth Processes)

Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Geowissenschaften

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Das geht letztendlich auf meine Begeisterung für Dinosaurier als Sechsjähriger zurück, die dazu führte, dass ich schon als Grundschüler die geologische Zeittafel auswendig kannte. Mit einem kleinen Hämmerchen bewaffnet suchte ich in einem Waldstück in der Nähe meines Elternhauses karbonische Pflanzenfossilien. In der Schule interessierten mich vor allem die Naturwissenschaften und in der Oberstufe gab es sogar einen Wahlkurs „Geologie“ bei dem wir Exkursionen, beispielsweise ins Nördlinger Ries, unternahmen. Nach dem Zivildienst war dann die Wahl eines Studiums im Bereich Geowissenschaften naheliegend, wobei das Studium in den 1990er Jahren noch getrennt in Mineralogie und Geologie organisiert war.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

  • Studium der Mineralogie an der Ruperto Carola (1996–2000), Abschluss als Diplom-Mineraloge „mit Auszeichnung“. Diplomarbeit über Granulite aus dem Schwarzwald.
  • Doktorarbeit am Institut für Mineralogie der Ruperto Carola, Promotion zum Thema „Lithium, beryllium and boron in high-pressure metamorphic rocks from Syros (Greece)” mit analytischem Arbeitsschwerpunkt an der Ionensonde. Promotion 2005 ‘Summa cum Laude’ und Auszeichnung mit dem Ruprecht-Karls-Preis.
  • Postdoc an der University of Bristol, UK (2005–2010) zunächst mit einem Marie-Curie-Stipendium der EU, im Anschluss als Postdoctoral Research Assistant.
  • 2011–2016 Tenure-Track Scientist an der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) in Massachusetts (USA)

 

5 O-clock-moho CsbWas machen Sie heute?

Meine Forschungsschwerpunkte sind die Entwicklung der Erdkruste und des Erdmantels über den langen Zeitraum seit der Entstehung des Planeten und die Wechselwirkung zwischen Kruste und Mantel, zwischen Erdoberfläche und Erdinnerem. Hierbei spielen besonders die Prozesse, die an den Grenzen der großen tektonischen Platten ablaufen, und an denen der Hauptteil des Vulkanismus auf der Erde stattfindet, eine zentrale Rolle. Ich war im Rahmen dieser Forschung bereits auf allen sieben Kontinenten unterwegs, einschließlich einer zweimonatigen Tour mit dem Zelt durch die Antarktis. 2019 habe ich gemeinsam mit Prof. Wolfgang Müller das Frankfurt Isotope & Element Research Center (FIERCE) gegründet, ein interdisziplinäres Zentrum zur Spurenelement- und Isotopenanalytik mit Schwerpunkten in den Geowissenschaften, aber auch mit Anwendungen in der Festkörperphysik, der Archäologie, der Biologie und der Paläoanthropologie.

In der Lehre spielt für mich die Vermittlung des Verständnisses von geologischen Prozessen die zentrale Rolle. Die Studierenden sollen begreifen, wie all die vielen Beobachtungen und Werkzeuge dazu eingesetzt werden können das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Teile des Systems Erde zu entschlüsseln und nachzuvollziehen. Dies kann im Gelände im großen Maßstab genauso vermittelt werden wie im mikroskopischen Maßstab im Labor.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Forschung an der vordersten Front der Wissenschaft; originär neues Wissen zu erlangen, das Verständnis der Menschheit für die Welt, in der wir leben zu vertiefen, fasziniert mich. Den Umgang mit Studierenden und Nachwuchswissenschaftler*innen und die damit verbundene Weitergabe des Wissens finde ich sehr erfüllend. Die Tatsache, dass an einer Universität eine Vielzahl an Menschen anzutreffen ist, die ein hohes intellektuelles Niveau pflegen, macht den Campus und die Arbeit dort zu einer inspirierenden und anregenden Erfahrung. Als Geowissenschaftler führt man außerdem Geländearbeit und Exkursionen in interessanten Gegenden der Welt durch, die man dadurch intensiv kennenlernt, in meinem Fall unter Anderem den Oman, Island, die Ägäis, die Karibik, Chile und die Antarktis.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Ich plane in meiner jetzigen Position an der Goethe Universität zu bleiben und meine Forschung voranzutreiben, vor allem aber auch Forschungsinfrastruktur für Nachwuchswissenschaftler*innen zu schaffen und größere Verbundprojekte mit aufzubauen. Im Bereich der Lehre rechne ich damit, dass sich die Art der Wissensvermittlung in den nächsten Jahren ganz stark verändern wird. Wir werden aus der Corona-Krise viele Aspekte der Digitalisierung mitnehmen und in Zukunft mit Präsenzunterricht zu einer neuen, interaktiven Art der Wissens- und Verständnisvermittlung kombinieren.

 

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Baugrunduntersuchung

 

Dipl. Geol. Bernd KippenhanBernd Kippenhan 1 Csb

Amtsleiter im Amt für Infrastruktur

Stadt Sinsheim

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Ich hatte ein generelles Interesse für die Geologie und mir war es sehr wichtig, einen Beruf zu erlernen, bei dem ich nicht nur geistig gefordert war, sondern auch etwas mit den Händen schaffen konnte. Das Spannende am geowissenschaftlichen Studium war, dass es so breit gefächert war und ich bis zum Vordiplom sehr viel in den klassischen Naturwissenschaften gelernt habe. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich in den Geowissenschaften geblieben bin, die ja wiederum auch sehr breit gefächert sind.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

In der Diplomarbeit habe ich mich in Sedimentologie spezialisiert und mit Schwermetallanalytik befasst. Die Geländearbeit dafür war sehr abenteuerlich, da ich mich für die Durchführung von Quecksilberanalysen bei der Goldgewinnung wochenlang bei den Goldschürfern im Amazonasbecken aufhalten durfte. Bei meiner anschließenden Tätigkeit in einem Ingenieurbüro, in dem wir das Planfeststellungsverfahren für die ICE-Trasse durchgeführt haben, habe ich die Tiefbohrungen für den Tunnelbau betreut, also die Geotechnik und Felsmechanik. Zu meinen Aufgaben gehörte auch die geologische Kartierung für die Erweiterung des Flughafens Stuttgart. Mein spektakulärster von vielen Auslandseinsätzen war in Papua Neuguinea die Gründungsberatung von Strommasten bzw. Überlandleitungen. Auch bei „Stuttgart 21“ habe ich die Geotechnik bei den Probebohrungen für die Eisenbahntrasse sowie den Bahnhof betreut. Dann kam die Zeit, in der ich gerne noch einmal etwas anderes als Bohrungen machen wollte, so dass ich als Amtsleiter für das Bauamt der Gemeinde Bammental die Zuständigkeit für den Hoch- und Tiefbau, also sowohl Gebäude- als auch Straßenbau, Wasserleitungsbau und Kanalbau, übernommen habe.

Bernd Kippenhan 4 Hrb Durchlassbauwerk Sb

Was machen Sie heute?

Nach achtzehn Jahren bin ich zur Stadt Sinsheim gewechselt, wo ich heute im Amt für Infrastruktur für den Tiefbau zuständig bin. Meine Tätigkeit umfasst das Personal- und Projektmanagement in den Bereichen Straßenbau, Ingenieurbau (Brücken, Unterführungen, Gewässer- und Hochwasserschutz, Regenrückhaltebecken, Gewässerrenaturierung) und der Abteilung Grünflächenamt (Straßenbegleitgrün, Parkanlagen, Friedhöfe, Sportplätze, Spielplätze, Baumpflege), wobei ich meine Leute bei der Planung berate und geologische Gutachten durchschaue. Ich bin zwar selber nicht mehr auf Baustellen unterwegs, und manchmal fehlt mir das schon, aber die Geologie hilft mir jeden Tag! Aufgrund des breitgefächerten Studiums und interdisziplinären Arbeitens, das wir lernen mussten, bin ich es gewöhnt, über den Tellerrand hinaus zu arbeiten.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Mir macht es am meisten Spaß, dass ich für meine Leute als „Auskunftsbüro“ fungiere und ihnen mit meinem Wissen und meiner langjährigen Erfahrung beratend zur Seite stehen kann. Und die Vielfältigkeit – ich muss mich mit unfassbar vielen verschiedenen Themen beschäftigen und mich immer wieder in neue Themen einarbeiten – ich mache nie das gleiche.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Es ist eine Herausforderung, ein starkes Team zusammenzustellen: in allen Bereichen, vom Bauarbeiter bis zum Ingenieur, werden gute Leute gebraucht, aber die Kommune zahlt relativ schlecht. Und das Verwaltungsrecht bringt einen als Techniker zur Verzweiflung. Auch die Kommunikation zwischen Technikern und Verwaltung ist nicht einfach, da wir nicht die gleiche „Sprache“ sprechen.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Die sind völlig offen. Von der Gehaltsstufe her würde ich mich gerne noch einmal verändern. Aber ich kann mir für die Zukunft alles vorstellen, auch ins Ausland zu gehen, falls sich irgendetwas ergeben sollte.
 

Bernd Kippenhan 3 Brücke DsbBernd Kippenhan 2 Csb2

 

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Erdölindustrie Offshore

 

Dipl. Geol. Hedwig Priemer Hedwig Priemer 1

Data Analyst & Flair Operator

Schlumberger Norge AS (Geoservices)

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Ich wollte ursprünglich gern Chemie studieren, aber nach einem Islandurlaub während der Oberstufe fand ich dann Geologie einfach spannender. Ich wollte ein breiteres Feld der Naturwissenschaften und einen direkten Zusammenhang mit der Erde haben. Anfangs wollte ich noch mehr in die Forschung gehen, habe aber während des Studiums gemerkt, dass der angewandte Bereich mir doch mehr liegt.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Ich bin nach der Uni erst einmal für ein paar Monate in die Türkei gegangen, um etwas ganz anderes zu machen. Ich habe mich dort sozial engagiert und in einem Projekt für Grundschüler Englisch unterrichtet. Danach habe ich begonnen mich in verschiedenen Bereichen zu bewerben und bin dann zu Geoservices SA (heute Teil der Schlumberger Gruppe) gekommen. Ich habe dort als Mudlogger angefangen, d.h. ich habe Proben des Bohrkleins aus Bohrungen zur Exploration von Erdöl untersucht. Nach etwa einem Jahr bin ich dann Data Analyst geworden. Als solche beobachte ich verschiedene Parameter während der Bohrung und an jeder offenen Quelle unter Sicherheitsaspekten, zur geologischen Evaluation und zur Bohroptimierung.

 

Was machen Sie heute?

Heute bin ich neben Data Analyst außerdem Flair Operator. Als Flair Operator betreiben wir Geräte zur Analyse der Kohlenwasserstoffe aus einer Bohrung. Wir analysieren mit Gaschromatograph und Massenspektrometer den Gehalt und die Zusammensetzung von Kohlenwasserstoffen. Anhand dieser Daten können dann Aussagen darüber gemacht werden, um was für Kohlenwasserstoffe es sich handelt und welche Qualität sie haben.
 

Hedwig Priemer 2c Hedwig Priemer 4

Hedwig Priemer 3s

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Ich arbeite nur in der Norwegischen See, und ich bin sehr gern offshore. Auf einer Bohrinsel herrscht ein besonderes Arbeitsklima, das schwer zu beschreiben ist. Zumindest in Norwegen ist es aber sehr kameradschaftlich. Außerdem mag ich die Kombination in meinem Tätigkeitsfeld. Ich arbeite zu Zeiten viel am Computer und analysiere laufend Daten, und zu anderen Zeiten bin ich eher handwerklich unterwegs und muss Sensoren installieren, instand halten oder Geräte auf- und abbauen. 

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Die größte Herausforderung ist die Abwesenheit von zuhause. Man arbeitet in einem Rotationsschema und kann keinen Urlaub nehmen. Man hat zwischen den Offshore-Einsätzen geregelt frei, wenn aber Familienfeiern in die Arbeitszeit fallen, kann man sich eben nicht frei nehmen. Ich denke, da ist der Job auch eine große Herausforderung für Familie und Freunde.

 

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Öffentlichkeitsarbeit & Wissenschaftskommunikation

 

Dipl. Geol. Alexandra Wille Alexandra Wille

Wissenschaftliche Referentin der Öffentlichkeitsarbeit

Deutsches GeoForschungsZentrum, Potsdam

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Weil mich bereits in meiner Jugend Fossilien und Minerale fasziniert haben.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Ich habe Geologie und Paläontologie an der FU Berlin studiert und mich im Hauptstudium der Hydrogeologie verschrieben. In diesem Bereich habe ich auch meine Diplomarbeit verfasst. Als Zusatzstudium habe ich das Studium in Umweltmanagement abgeschlossen, weil mich die rechtliche und politische Sicht auf Umweltbelange sehr interessiert hat.

 

Was machen Sie heute?

Ich arbeite als wissenschaftliche Referentin in der Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen GeoForschungsZentrums und bin im Bereich Wissenstransfer in die Schulen im GFZ-Schülerlabor die Ansprechpartnerin für alle Belange bezüglich der Inhalte für Vor- und Grundschulen sowie der Erstellung von unterrichtsergänzenden Materialien für Grundschulen und der Entwicklung und Durchführung von Fortbildungen für Lehrkräfte.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Am meisten macht mir Spaß komplexe, wissenschaftliche Sachverhalte möglichst einfach und klar für SchülerInnen und Lehrkräfte aufzubereiten. Die Entwicklung von neuen, anschaulichen Experimenten ist dabei immer wieder eine erfüllende Herausforderung. Hierfür ist es wunderbar, an einem Forschungsinstitut zu arbeiten, weil ich so aktuelle Forschung in die Schulen bringen kann.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Für die Arbeit in einem Schülerlabor, oder auch in der Museumspädagogik/Schule, ist die zielgerichtete Kommunikation meiner Meinung nach der Schlüssel, der viele Türen öffnet. Sie sollte stets den Adressaten im Blick behalten.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Ich würde mir wünschen noch recht lange die Möglichkeit zu haben, mir neue Konzepte für geowissenschaftliche Themen mit Experimenten ausdenken zu dürfen und dadurch Kinder, Jugendliche und Erwachsene für die Geowissenschaften zu begeistern.
 

Alexandra Wille 2 Copyright Alexandra Wille 3db Copyright

 

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Außeruniversitäre Forschung (Analytik)

 

Dr. Jan Kleint3 - Ingo Knopf Csbd

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

MARUM - Zentrum für Marine Umweltwissenschaften / Universität Bremen

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Ich habe Geowissenschaften studiert, weil mich diese abwechslungsreiche Arbeit - also die Kombination aus dem Arbeiten im Büro, im Labor und im Gelände – fasziniert hat.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Ich habe nach meinem Abitur mein Bachelorstudium „Geowissenschaften“ in Heidelberg begonnen und hatte das Glück bereits im 2. Semester von Prof. Margot Isenbeck-Schröter als HiWi in ihre Arbeitsgruppe „Hydrogeochemie & Hydrogeologie“ geholt worden zu sein. So konnte ich schon früh in den Arbeitsalltag in der Wissenschaft eintauchen. Da mich diese Arbeit fasziniert und ich mich in der Arbeitsgruppe so wohlgefühlt hatte, habe ich mein Masterstudium und danach auch meine Doktorarbeit ebenfalls in Heidelberg abgeschlossen. Anschließend habe ich das Messgerät, welches ich in meiner Doktorarbeit entwickelt hatte, in einer Kooperation mit dem Alfred-Wegener Institut in Bremerhaven für den Einsatz auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ angepasst und dort auch eingesetzt. Anfang 2020 bin ich dann an das Max-Planck Institut für marine Mikrobiologie (MPI-MM) und das MARUM in Bremen gewechselt.

 

1 - Florian Freundt C

Was machen Sie heute?

Ich bin als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am MARUM in Bremen für den Aufbau und Betrieb eines Unterwasser-Massenspektrometers zuständig. Dieses Messgerät soll in Zukunft vornehmlich im marinen Bereich, insbesondere in der Tiefsee (bis max. 4000m Wassertiefe), zur Analyse von Gasen eingesetzt werden.
 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Der Job bringt genau das, was ich mir zu Beginn des Studiums der Geowissenschaften erhofft hatte: die abwechslungsreiche Arbeit. Ich arbeite im Büro oder stehe im Labor und „schraube“ am Messgerät, oder ich fahre mit dem Messgerät ins Gelände – was in meinem Falle zumeist mehrtägige bis mehrwöchige Ausfahrten auf deutschen Forschungsschiffen bedeutet.
 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Die Herausforderung ist wahrscheinlich, sich eine größtmögliche Ausdauer und Frustrationstoleranz anzutrainieren! Insbesondere beim Aufbau eines neuen Messgeräts benötigt man Partner, die einem helfen – sei es beim Aufbau, bei Messungen oder einfach „nur“ mit Expertise. Bis so ein Gerät aber dann auch wirklich funktioniert, vergehen in der Regel ca. 3-5 Jahre.

 

2 - Florian Freundt Cb4 - Marie Heidenreich Cb

 

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Erdöl, Erdgas & Bio-Flüssiggas

 

Dipl. Geol. Sebastian PfeilSebastian Pfeil 1 Csb

Techniclal Sales Engineer

Greeen Energy Solutions

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Ich glaube, ich bin da so ein Sondervogel und mein Werdegang ist alles andere als geradlinig. Nach der Realschule bin ich erst mal ein Jahr als Austauschschüler nach Kanada gegangen. Danach habe ich am Wirtschaftsgymnasium Abitur gemacht. In meinem späteren Berufsleben wollte ich weg, raus aus Deutschland und im Ausland, z.B. auf einem Ölfeld oder in einer Goldmine in Australien arbeiten. Und Geologie klang interessant. Daher habe ich mich deutschlandweit für das Studium beworben und mich für Heidelberg entschieden. Das Institut war klein, die Atmosphäre familiär, und die Unterstützung und Hilfe, die man auch als eher schlechter Student bekommen hat, war klasse. Wir hatten auch viel Spaß mit den Professoren.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Nach dem Diplom in Geologie mit chemischer Ausrichtung bin ich für Schlumberger als Coiled Tubing-Ingenieur nach Algerien gegangen. Das bedeutet, dass wir an aktiven Bohrungen unter anderem Wartungs- und Stimulationsarbeiten durchgeführt haben. Nach einem Jahr Algerien wurde ich nach Vechta in Niedersachsen versetzt. Die Arbeit war die gleiche, nur die technischen Bedingungen schwerer. Sehr geologisch war meine Tätigkeit selten. Aber das Wissen und Verständnis für das, was außerhalb des Bohrloches liegt, hat mir immer wieder geholfen, Ziele besser umsetzen zu können. Für die Betreuung der verschiedensten Projekte rund um Öl-, Gas- und Geothermiebohrungen, aber auch Kavernen- oder Porenspeicher, war ich immer mal europaweit unterwegs. Da das Öl- und Gasgeschäft in Deutschland aus politischen Gründen kontinuierlich rückläufig ist, hat Schlumberger im Jahr 2020 den Standort geschlossen.
 

Sebastian Pfeil 3sbSebastian Pfeil 2sb

Was machen Sie heute?

Aufgrund meiner Erfahrung im Bereich Flüssigstickstoff ist der Kontakt zu Greeen Energy Solutions entstanden, wo mir nach der Schließung von Schlumberger dann auch eine Anstellung angeboten wurde. Dort baue ich nun Flüssiggastankstellen (Kyrofluid) für LKW.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Die Kombination aus der Praxis einerseits, dem Angewandten, also z.B. einfach mal mit dem Schraubenschlüssel rauszugehen und etwas auszuprobieren, und dem Engineering andererseits, also den technischen Überlegungen, wie man Verbesserungen erzielen kann. Ich mag es, immer eine neue Lernkurve zu haben. Ich bin immer offen für Neues, und da ist immer etwas, das mich fasziniert und wo ich mich hereinfuchsen möchte. Am besten gefällt mir, dass ich immer die Chance habe, mich in neue Richtungen weiterzuentwickeln.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Die Technik ist neu für Deutschland und bringt daher natürlich jede Menge Herausforderungen mit sich, z.B. Software, Programmieren, Netzwerke, Hardware. Aber auch im kulturellen Bereich gibt es Herausforderungen, da wir zurzeit viel mit Fernost zusammenarbeiten.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Ich hoffe, bei Greeen bleiben zu können, da ich hier einen Puzzlestein für die Energiewende sehe. Wir planen, das aus Gülle gewonnene Biogas zu verflüssigen um den Kraftstoff für LKW zu produzieren. Ich bin davon überzeugt, dass das ein möglicher und sinniger Baustein im Bereich des Fernverkehrs ist. Das würde ich gerne weitermachen.

 

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Baustoffindustrie

 

Dr. Markus ArnoldMarkus Arnold 1

Area Sales Manager

Sika Deutschland GmbH, ein weltweit führender schweizer Baustoffadditivhersteller

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Schon als Kind war ich begeistert von Mineralen, Gesteinen und Fossilien. Über Herrn Heinrich Lämmler, einen langjährigen, bedeutenden Mitarbeiter in der Dünnschliffpräparation am Mineralogischen Institut der Universität Heidelberg, wurde ich zum Studium der Mineralogie inspiriert.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Ich habe Mineralogie an der Universität Heidelberg studiert mit der Spezialisierung auf Umweltgeochemie sowie Baustoffchemie. Die abschließende Diplomarbeit fand in Kooperation mit der HeidelbergCement AG und der Bau- und Werkstoffchemie der Universität Siegen statt und hatte den Titel „Einfluss des Gefüges auf die Wasserresistenz von Zemendrit®-Fließestrich“. Darin beschäftigte ich mich mit der Austestung des Einflusses von unterschiedlichen Bindemitteln, Fließmitteln und Verzögerern auf die Dauerhaftigkeit des Baustoffs, um eine sekundäre Ettringitbildung zu unterbinden. In meiner direkt daran anschließenden Dissertation „Polymergesteuerte Kristallisation von Calciumhydroxid und Calciumsilikathydrat“ in der Bau- und Werkstoffchemie der Universität Siegen in Kooperation mit dem MPIP in Mainz, an welchem der überwiegende Anteil der Arbeit stattfand, befasste ich mich mit dem Einfluss von organischen Additiven und Fließmittelkomponenten auf das Kristallwachstum und die Gefügeausbildung in zementären Formulierungen, sowie deren Wirkungsweise beziehungsweise Wechselwirkung. Danach arbeitete ich als Technical Sales Manager sowie Laborleiter mit Personalverantwortung bei einem weltweit führenden Celluloseether-Hersteller für Baustoff-, Keramik- und Special Applications-Anwendungen mit teils globaler Verantwortung. Anschließend war ich als Mitarbeiter bei einem namhaften Baustoffadditivhersteller für Produktentwicklung und Qualitätsüberwachung sowie der technischen Kundenberatung tätig. Zu meinem Aufgabenbereich gehörte die Entwicklung und Verbesserung von Trockenmörtelrezepturen sowie Fließmitteln mit innovativen Entschäumern, Netz- und Dispergiermitteln sowie Stellmitteln auf Schichtsilikatbasis.

 

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Was machen Sie heute?

Heute bin ich als Sales Manager regional für den Verkauf und die Neukundengewinnung für essentielle, hochwertige bauchemische Produkte wie PCE-basierte Fließmittel und die Kundenpflege verantwortlich.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht, dass es nie langweilig wird, da es ständig Neuerungen gibt und die Anforderungen stetig auf einem hohen Niveau bleiben, sowie der Kundenkontakt, der die Produktweiterentwicklung mit vorantreibt und die Arbeit durchweg interessant gestaltet. Man lernt auch in dieser Branche nie aus, und auf jede Antwort auf eine bauchemische Fragestellung stellen sich oft gleich mehrere neue Fragen. 

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Sich in einem internationalen Arbeitsumfeld gegen bestehenden Wettbewerb durchzusetzen und in interdisziplinären Arbeitsgruppen die nachhaltige Produktweiterentwicklung mit voranzutreiben, um Kundenansprüche zu erfüllen und Normvorgaben zu bestehen oder zu übertreffen.

 

Markus Arnold 2 Cb3Markus Arnold 3 Csb2

 

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Naturschutz (Artenschutz & Biodiversität)

 

Dr. Sandra PanienkaSandra Panienka Csb

Naturschutzfachkraft

Untere Naturschutzbehörde, Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, Heidelberg

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Ich hatte Interesse daran zu verstehen, wie die Erde bzw. das Sonnensystem entstanden sind. Ich hatte zuvor aus astronomischem Interesse Physik studiert, bin dann aber aufgrund der praktischeren Ansätze in die Geowissenschaften gewechselt, wo ich vor allem Vulkanismus und Erdbeben spannend fand.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Nach Abschluss des Studiums habe ich in Heidelberg promoviert. Da ich ehrenamtlich in der NABU-Gruppe Heidelberg aktiv war und nebenberuflich feldherpetologisch (Feldarbeit mit Amphibien und Reptilien) gearbeitet habe, habe ich mich nach der Doktorarbeit in einem Umweltplanungsbüro beworben, wo ich im Wesentlichen die feldherpetologischen Tätigkeiten als Kartiererin fortgesetzt, aber auch Erfahrungen als Gutachterin und ökologische Baubegleitung gesammelt habe.

 

Was machen Sie heute?

Heute arbeite ich in der unteren Naturschutzbehörde im Umweltamt der Stadt Heidelberg als Naturschutzfachkraft. Meine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich des Artenschutzes und Artenschutzrechts. Ich schreibe zum Beispiel Stellungnahmen zu artenschutzrechtlichen Gutachten. Mein zweiter Themenschwerpunkt ist Biodiversität. Neben der Erstellung und Umsetzung der Heidelberger Biodiversitätsstrategie beantworte ich zum Beispiel auch Fragen der Bürger rund um das Thema Biodiversität.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Ich mochte vor allem den Prozess der Erstellung der Heidelberger Biodiversitätsstrategie und die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Ämtern, Institutionen und Verbänden. Außerdem finde ich die Möglichkeiten, die das Bundesnaturschutzgesetz einräumt, um mehr für unsere Natur herauszuholen, sehr spannend.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Es benötigt oft viel Geduld unterschiedlichen Personen zu vermitteln, was im naturschutzrechtlichen Sinne möglich oder erlaubt ist und wo unsere Aufgaben als Naturschutzbehörde liegen. Mit der Heidelberger Biodiversitätsstrategie wollen wir z.B. auch nicht nur Maßnahmen für Natur und Tiere umsetzen, sondern auch unterschiedliche Akteure motivieren, sich aktiv an den biodiversitätsfördernden Aktivitäten selbständig zu beteiligen. Um dies zu erreichen, muss zunächst das Bewusstsein für Biodiversität in der Bevölkerung gefördert und verankert werden.

 

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Lärm- & Umweltschutz & nachhaltige Mobilität

 

Dr. Tobias SattlerSattler By Jana Kay Htai C

Projektmanager im Bereich Lärm-, Umweltschutz und nachhaltige Mobilität

Kompetenzzentrum für Klima- und Lärmschutz im Luftverkehr, CENA Hessen

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Schon von klein auf wollte ich ein angewandtes, naturwissenschaftliches Fach studieren. Da kamen für mich Bio- oder Geowissenschaften in Frage. Am Ende sind es die Geowissenschaften geworden!

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Bachelor und Master habe ich an der Universität Heidelberg in der Umweltgeochemie erfolgreich absolviert. Während meines Bachelorstudiums habe ich mich auf die Gas-Analytik spezialisiert und bin ihr bis 2020 treu geblieben. Meine Doktorarbeit habe ich anfangs bei Prof. Schöler geschrieben. Als er dann in Rente ging, hat mich netterweise Prof. Keppler weiter betreut. Das Hauptthema war die chemische Evolution (Origin of Life). Gleichzeitig habe ich an vielen weiteren Projekten zum Klimawandel und in der Umweltchemie mit Freude gearbeitet: von der Erdbebenvorhersage mit Waldameisen, über die Salzseen Westaustraliens bis zum Leben auf dem Mars. Nach meiner Promotion bin ich als PostDoc zum Max-Planck-Institut für Chemie gewechselt. Dort habe ich die Gasmessungen bei CARIBIC geleitet. Hierbei ging es um die Beobachtung der atmosphärischen Zusammensetzung verschiedenster Gase.

 

Was machen Sie heute?

Nach dem CARIBIC Projekt traf ich die schwere Entscheidung, die Wissenschaft zu verlassen. Ich entschloss mich, mein gesammeltes Wissen über Atmosphäre und Klima der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen. Heute arbeite ich an Konzepten und Strategien, um den Luftverkehr klimaneutral und nachhaltig zu gestalten. Zur Nachhaltigkeit gehören nicht nur Klima- und Umweltschutz, sondern auch die ökonomischen und sozialen Aspekte. Es ist tatsächlich ein sehr vielfältiger Bereich!

Sattler Cena Team By Jana Kay Htai C

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Am meisten macht mir das sehr breite Spektrum an Arbeitsfeldern Spaß. Auch die Förderung des technologischen Fortschrittes, um die Zukunft nachhaltig zu gestalten, ist sehr erfüllend. Bei meiner Arbeit ist es auch wichtig ein öffentliches Bewusstsein für nachhaltige Zusammenhänge zu erschaffen, um den Menschen ein reflektiertes Handeln zu ermöglichen.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Deutschlands größter Flughafen und die Lufthansa Group sind in Frankfurt am Main beheimatet. Das hat viele wirtschaftliche Vorteile für die Region, verursacht aber auch viele umwelt- und klimarelevante Herausforderungen. Es ist eine spannende Aufgabe lokalen Umweltschutz zu betreiben und gleichzeitig internationale Klimaneutralität zu etablieren. Ich arbeite mit vielen Interessengemeinschaften und vermittle Informationen sachlich neutral. Im Alltag kommuniziert unser Team mit Politik, Unternehmen, Wissenschaftlern und der lokalen Bevölkerung, um Lösungen für unsere gemeinsame Zukunft zu finden. Wir setzen wichtige Impulse für eine klimaneutrale und nachhaltige Luftfahrt!
 

Sattler Holm Building By Alesya Krit Db2 Sattler Unh By Alesya Krit C2db

 

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Halbleiterindustrie

 

Dr. Ulrich LambertLambert 1 C3bd

Dipl. Mineraloge /  Senior Manager Intellectual Property (letzte Position vor dem Ruhestand)

ehemals Siltronic AG

Kontakt: https://www.researchgate.net/profile/Ulrich-Lambert

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Zu meiner Studienzeit war der Studiengang Geowissenschaften noch nicht eingeführt. Man hat vielmehr die zugehörigen Fächer wie Mineralogie oder Geologie als Studienfach gewählt. Ich hatte mich für die Mineralogie entschieden; zum einen wegen des Interesses an der Entstehung und am Aufbau kristalliner Materie, zum anderen wegen der vielfältigen Möglichkeiten, die man im Hauptstudium nach dem Vordiplom hatte, sich weiter zu qualifizieren. Man könnte auch sagen, dass die Interdisziplinarität, die auch heute die Geowissenschaften mit ihrem breiten Modulangebot auszeichnet, ein wichtiger Grund meiner Studienwahl war.

 

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Wie sahen Ihr Werdegang und Ihre berufliche Laufbahn aus?

Während des Grundstudiums bis zum Vordiplom wuchs dann das Interesse für die Kristallographie und die angewandte Mineralogie. Auf diesen Gebieten habe ich auch meine Diplomarbeit und meine Dissertation mit zahlreichen Synthesen neuer Kupfer-Seltenerd-Silikate und -Germanate am heutigen Institut für Geowissenschaften in Heidelberg verfasst.

Während der Zeit meiner Doktorarbeit war ich am Institut in der Abteilung für Kristallographie als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt, was auch die stellvertretende Abteilungsleitung, Lehraufgaben und Betreuungen von Diplomarbeiten beinhaltete.

Nach der Promotion ging ich zur damaligen Chemitronic GmbH (später Siltronic AG) in Burghausen/Obb. als Entwickler im Bereich der Kristallzüchtung von III/V Halbleitern (z.B. GaAs, InP). Nach dem Wechsel in die Forschung und Entwicklung der monokristallinen Siliciumherstellung betreute ich die Charakterisierung der Kristalleigenschaften des Siliciums und der daraus gefertigten Silicium-Wafer. Diese Zeit war geprägt durch naturwissenschaftliche Arbeit, viele Kontakte zu Lieferanten und wissenschaftlichen Instituten, Publikationen, Vorträgen und Präsentationen.

Danach folgte die Zuständigkeit für die Beantragung und Administration öffentlich geförderter Forschungsprojekte sowohl national als auch auf europäischer Ebene und die Betreuung des Patentwesens der Siltronic mit der Unterstützung von Kollegen aus der Patentabteilung des Mutterkonzerns Wacker Chemie AG. Es folgte der Wechsel von der Forschungsabteilung in die Patentabteilung der Siltronic AG, wobei auch weiterhin die Verantwortlichkeit für öffentlich geförderte Forschungsprojekte blieb, insbesondere auch als LEAR (Legal Entity Appointed Representative) der Siltronic AG für europäische Projekte. Selbst bei zunehmenden administrativen Aufgaben half mir die interdisziplinäre Ausbildung in den Geowissenschaften, die vielfältigen naturwissenschaftlichen Aspekte meiner Kolleginnen und Kollegen mit den Anforderungen des Patentwesens und der Beantragung und Koordinierung von öffentlich geförderten Forschungsprojekten zu verknüpfen.

 

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Was hat Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß gemacht?

Freude hatte ich daran, immer die Möglichkeit zu haben, mich weiter zu entwickeln, sei es direkt im beruflichen Alltag oder auch durch Fortbildungsseminare. Insbesondere in der zweiten Hälfte meiner beruflichen Laufbahn war es großartig und interessant zugleich, meine Kolleginnen und Kollegen in ihren Arbeiten für bedeutende Projekte und der immer wichtiger gewordenen patentrechtlichen Sicherung von geistigem Eigentum unterstützen zu können.
 

Was machen Sie heute?

Heute bin ich im Ruhestand und habe dadurch die Möglichkeit, meine Aktivitäten selbst zu wählen und einzuteilen. Ich interessiere mich immer noch für Materialwissenschaften, lese mit großem Interesse Publikationen aus meinem Arbeitsgebiet, halte Vorträge dazu und gebe Seminare für Studierende, um mein Wissen noch ein wenig weiterzugeben. Soweit gewünscht, mache ich dies auch gerne im bilateralen Austausch. Darüber hinaus ist mein neues Leben im Ruhestand ohnehin Inspiration für viele andere Aktivitäten.

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Tourismus: Expeditions-Seereisen

 

Dr. Friederike BauerFriederike Bauer 1 C Copyright

Expedition Leader

Hurtigruten

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

In der Schule hatte ich Geologie als Wahlfach und fand es super interessant. Auf einer Studienfahrt in der Schule sind wir an einem Aufschluss mit Fossilien vorbeigekommen, das war’s dann - Geologie war für mich der ultimative Studiengang: die Natur, die Erde erkunden, drauβen sein.

Geowissenschaften/Geologie birgt so viele spannende Geschichten, Gesteine und Fossilien sind wie ein Fenster in eine lange vergangene Zeit – Wegmarker, um die Entstehung unserer Landschaften zu entschlüsseln.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Während des Diploms in Heidelberg habe ich mich in Richtung Sedimentologie spezialisiert und in meiner Doktorarbeit eine Delta Abfolge im Pyrenäenvorland untersucht. Neben klassischer Faziesanalyse sind dabei auch Gammaspektrometrie und Niedrig-Temperatur Thermochronologie angewandt worden. In einem anschließenden Postdoc, auch in Heidelberg, ging es um die Thermochronologie der Rwenzori Mountains. Danach bin ich an das geologische Institut in Bergen/Norwegen gewechselt und habe anhand von (U-Th)/He-Datierungen in Titanit die Thermochronologie von Mozambique erforscht.

Bergen ist der Startpunkt der Hurtigruten Schiffe entlang der traditionellen Postschiff-Route Bergen-Kirkenes, und jeden Abend habe ich von meinem Fenster die Schiffe den Fjord entlangfahren gesehen.

Nach dem 2-jährigen Postdoc Projekt bin ich bei der Stellensuche auf eine Anzeige von Hurtigruten gestoβen „Job als Kultur- oder Naturvermittler entlang der Küste“. Als Teil des Expeditionsteams auf einem Schiff Vorträge zur Natur und Geologie halten, Wanderungen begleiten und die Natur erklären, das klang gut. Wenngleich mir die Arbeit an der Uni Spaß gemacht hat, wollte ich mehr draußen sein. So fing ich an zur See zu fahren. Allerdings ging es dann nicht entlang der Küste, sondern in die Antarktis – aber wer sagt da schon nein.

 

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Aber was macht man auf Expeditions-Seereisen eigentlich?

Grob überschlagen kann man sagen, dass reguläre Kreuzfahrten verschiedene Häfen anfahren, mit Ausflugsprogramm und Animationsprogramm an Bord.

Expeditions-Seereisen fahren z.T. auch Häfen an, z.B. in Island, aber überwiegend sind es Naturanlandungen, also mit Schlauchbooten geht es vom Schiff an Land (tendern). Das Animationsprogramm besteht eher aus Edutainment als Entertainment. Es gibt populärwissenschaftliche Vorträge zu den Gebieten, die wir bereisen. Das klingt simpel, ist es aber nicht, denn einem gemischten Publikum die Geologie, Biologie, Geschichte, Archäologie etc. so zu erklären, dass es jeder versteht und nicht alle einschlafen, kann eine Kunst sein. Zudem haben wir an Bord ein Science Center mit verschiedenen Mikroskopen, vom Durchlicht Binokular bis zum hochauflösenden Stereomikroskop, um Dünnschliffe oder kleinste Meeresbewohner anzuschauen.

Hier sind die Wissenschaftler im Team gefragt – wir haben von Glaziologen über Biologen bis zu Ozeanographen nahezu alle Fachrichtungen an Bord, zum Teil Gastwissenschaftler, da wir Projekte mit Universitäten unterstützen, sowie auch Citizen Science Projekte an Bord durchführen. Daneben gibt es Historiker und Activity Guides, da wir unter anderem auch Kajak-Ausfahrten, Wanderungen und vieles mehr machen.

Bei den Anlandungen ist das ganze Team gefragt. Zum Beispiel in der Antarktis gibt es keine Häfen, die wir anfahren, sondern nur Strände. Das Wasser ist nicht immer ruhig, aber immer reichlich kalt. Die Gäste werden mit den Schlauchbooten an Land gebracht, dort geht es raus und los. Ein Teil des Teams hilft, die Boote in Stellung zu halten und den Gästen raus und rein zu helfen, ein weiter Teil ist über der Anlandestelle positioniert um zu sehen, dass alles glatt läuft. Denn selbstredend gibt es strenge Richtlinien, an die wir uns halten, sei es in der Antarktis, der Arktis oder irgendwo dazwischen. Nichts hinterlassen, nichts mitnehmen, Respekt vor der Natur, der Tierwelt nicht zu nahe auf die Pelle rücken... Gerade bei Pinguinen ist das eine Herausforderung, da sie schon super knuffig sind. Aber es gibt Abstände, die eingehalten werden müssen, genauso wie Vorfahrtsregeln, die relativ einfach sind, Pinguine sind immer im Recht. In der Arktis kommt noch der spannende Faktor Eisbärenwache hinzu. Das Gelände muss im Vorfeld „gescreent“ werden, um sicher zu gehen, dass wir an der Anlandestelle nicht auf einen Eisbären treffen, was keine gute Idee wäre. An Land werden dann Wachen positioniert, um Ausschau nach Eisbären zu halten – sollte tatsächlich einer gesichtet werden, wird der geordnete Rückzuck angetreten und die Anlandung abgebrochen.
 

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Und hier kommt der Expeditionsleiter ins Spiel:

Meine Rolle ist neben all dem genannten, also Gäste betreuen, Einweisungen geben, das Team koordinieren und darauf zu achten, dass alle Regeln eingehalten werden, primär die Sicherheit. Taucht z.B. ein Eisbär auf, muss ich die Situation schnell ausloten und Entscheidungen treffen und kommunizieren. Ein Abbruch wegen eines Eisbären ist in meinen 5 Jahren bei Hurtigruten nicht häufig vorgekommen, denn unsere Ferngläser sind unser bester Freund. Die Lage wird im Vorfeld eine gute Stunde gecheckt, ehe wir an Land gehen und dort weiter beobachten. Ein Abbruch wegen Wetterumschwung kann ebenfalls vorkommen, wenn die Brandung droht zu stark zu werden, der Wind zunimmt, Eis herandrifted. All das muss im Auge behalten werden.

 

Allgemein gesprochene Aufgaben umfassen:

Das übergeordnete Reiseprogramm wird durchgegangen, so auch die Anlandestellen. Täglich wird das Programm für den nächten Tag ausgelotet, da es stark von Wetter und Eis abhängig ist. Im Tagesablauf geht der erste Gang auf die Schiffsbrücke, um einen Überblick über die Gegebenheiten zu bekommen. Eislage, Wind, Tiere – sollte die Anlandestelle von Robben oder Pinguinen oder einem Bären belegt sein, muss ein Plan B angegangen werden, genauso wenn Eis die Anlandestelle blockiert oder zu viel Wind oder Dünung das Tendern unmöglich macht. Danach werden die Gäste über eine Durchsage begrüßt und ein Status Quo durchgegeben, und der Tag kann beginnen.

Das ist ein eher kurzer Einblick in die Arbeitswelt – selbstredend ist einiges an Administration dabei, auch vom Home Office, denn die Reisen unterliegen strengen Regeln, mit denen man sich vertraut machen muss. Es geht nichts über eine gute Vorbereitung!

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Die Arbeit im Expeditions-Team, mit der Schiffs-Crew und die Ziele, die wir bereisen (von der Arktis bis in die Antarktis und etliches dazwischen, wie Island, die Kanaren und Chile). Ich liebe es, auf dem Wasser zu sein und bin gerne draußen zum Wandern und Erkunden. Die Faszination für Erde, Tiere und Natur weiterzugeben und den Respekt dazu zu vermitteln, die Augen zu öffnen, was das Leben abseits unserer Zivilisation noch so alles birgt, ist eine tolle Aufgabe, die ich gerne erfülle.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Eine große Herausforderung ist es, Seereisen und Nachhaltigkeit unter einen Hut bringen. Ich liebe Tiere und die Natur, und daher möchte ich zum einen meine Begeisterung dafür an unsere Gäste weitergeben, aber zum anderen genauso meinen Respekt für die Natur. Als Expeditionsleiterin habe ich eine Führungsposition, was viel Planung und Administration mit sich bringt, und muss gleichzeitig genug Zeit aufbringen, um mich um unsere Gäste zu kümmern und präsent zu sein, denn der persönliche Kontakt zum Gast ist super wichtig und macht Spaß. Ich habe schon so viele unglaublich nette Menschen kennengelernt, mit denen ich z.T. immer noch im Kontakt bin.

 

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Gebäudeschadstoffe

 

Sascha Gieger, M. Sc.Sascha Gieger 1 Komp

Gutachter für Gebäudeschadstoffe

Sakosta CAU GmbH

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Der Studiengang der Geowissenschaften bietet eine breit gefächerte Grundlagenausbildung mit der Möglichkeit im Verlauf des Studiums eine oder mehrere Vertiefungsrichtungen zu ergreifen.

Die breit gefächerte Anlage des Studiums bietet nach dem Abschluss vielfältige Optionen für den Einstieg in das Berufsleben, sei es in der Wirtschaft oder Forschung.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus, was machen Sie aktuell?

Nach dem Abschluss des Masterstudiums begann mein Einstieg in das Berufsleben mit einem Einstiegsjahr als Trainee im Ingenieurbüro Sakosta im Bereich Gebäudeschadstoffe sowie beiläufig im Bereich Altlasten. Nach vorzeitiger Beendigung der Traineezeit wurde ich als Junior Projektleiter angestellt und trug alleinige Verantwortung für eigene Projekte. Aktuell bin ich als Projektleiter für die Untersuchung von Gebäuden verschiedenster Art (Hochhäuser, Industrieanlagen, öffentliche Gebäude) sowie die Erstellung von Sanierungskonzepten und Ausschreibungen zuständig.

Zusätzlich bin ich in die Ausbildung neuer Trainees eingebunden und stehe den neuen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite.
 

Sascha Gieger 2

Sascha Gieger 3bc

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Der Job bietet ein sehr breit gefächertes Aufgabenfeld und ausgewogene Abwechslung zwischen Büro- und Baustellentätigkeit. Die Fragestellung ändert sich von Projekt zu Projekt. Ob Rückbau oder Sanierung von Gebäuden mit Asbest-, PAK-, PCB- oder Schimmelbelastung, jedes Projekt stellt eine neue Herausforderung dar und fordert eine andere Herangehensweise.

 

Sascha Gieger 4bs

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Eine Ausbildung bzw. ein Studiengang zur Erlernung von Grundlagen im Bereich Gebäudeschadstoffe sowie dem Umgang damit ist nicht existent. Die Kollegen sind Bauingenieure, Geowissenschaftler oder Geographen. Die eigentlichen Herausforderungen bestehen im ständigen Lernprozess. Gutachter leben von der gewonnenen Berufserfahrung und den erfolgreich abgeschlossenen Projekten.

Wie in vielen Bereichen im Leben lernt man auch im Bereich der Gebäudeschadstoffe nie aus. Ständig muss man sich mit dem Wandel in der Gesetzgebung, der unterschiedlichen Herangehensweise von Architekten oder dem Willen des Auftraggebers anpassen.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Der Beruf des Gutachters für Gebäudeschadstoffe entwickelt sich weiter und passt sich an neue Gegebenheiten an. Produkte, die heute als Verbesserung angesehen werden, können in 10-20 Jahren als Schadstoffe gelten. Zudem gilt es festzuhalten, dass die Baubranche nicht stillsteht und auch vor der Digitalisierung nicht Halt macht. Persönlich gilt es weiter mit den Projekten zu wachsen und das Renommee innerhalb der Branche weiter aufzubessern. Persönlich würde mich irgendwann sicherlich auch die Arbeit im Ausland reizen –  beispielsweise in Ländern, in denen der Einsatz von Asbest als Baustoff heute noch zum Stand der Technik gehört.

 

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Wasserwirtschaft, Umwelttechnik & Naturschutz

 

Michael Grammling, M. Sc.Michael Grammling 4cbs

Fachdienstleiter Umwelttechnik und Naturschutz, Sachbearbeiter Grundwasserschutz

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM), abgeordnet ans Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Ich hatte schon während der Schulzeit Spaß an den Naturwissenschaften, vor allem an Biologie und Geographie. Bei der Studienwahl bin ich auf die Geowissenschaften aufmerksam geworden, da mich die Inhalte und auch die Möglichkeit von Exkursionen interessiert haben. Da ich zu Schulzeiten immer großes Interesse in Biologie hatte, ging ich zu Beginn des Studiums davon aus in Richtung Paläontologie zu gehen. Durch Einblicke in die Laborarbeit und verschiedene Vorlesungen stellte ich fest, dass mein Interesse doch eher im Themenbereich der Hydrogeochemie und Hydrogeologie lag. Somit besuchte ich, wo die Möglichkeit zur Wahl bestand, die Hydro-Kurse. Auch im Master änderte sich diese Ausrichtung nicht. Sowohl im Rahmen der Bachelor- als auch in der Masterarbeit untersuchte ich hydrogeochemische Themen.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Ich habe 2017 meinen Master in den Geowissenschaften mit Fachrichtung Hydrogeologie abgeschlossen und wollte gerne auch weiter in diesem Bereich arbeiten, obwohl es einfacher gewesen wäre, einen Job im Bereich Baugrund oder Altlasten zu finden. Daher habe ich noch vier bis fünf Monate an der Uni in der Forschungsgruppe „Hydrogeochemie und Hydrogeologie“ weitergearbeitet, bis ich einen Job gefunden hatte, der dem auch inhaltlich entsprach. Das war eine Stelle als Projektleiter für Hydrogeologie in einem Ingenieurbüro für Geotechnik und Hydrogeologie in Würzburg. Hier bearbeitete ich knapp zwei Jahre hydrogeologische Themen wie z.B. Brunnenbohrungen, Erdwärmesonden, Wasserschutzgebiete und geologische Feldaufnahme. Da ich mich weiterorientieren wollte, hatte ich mich beim UM auf eine Ausschreibung im Bereich Wasserwirtschaft beworben, über die ich indirekt zu einem Angebot für meine jetzige Stelle im NOK für den Bereich Grundwasser kam.

 

Michael Grammling 1cb

Was machen Sie heute?

Inzwischen habe ich beim Landratsamt zum Grundwasserschutz noch die Leitung für den Fachdienst „Umwelt-Technik und Naturschutz“ übernommen. Hier kümmere mich als Bereichsleiter um Wasserwirtschaftsthemen und, für mich fachfremd, auch um den Naturschutz. Bei der Sachbearbeitung zum Grundwasserschutz prüfe ich die technische Seite von Vorhaben, die mit Eingriffen ins Grundwasser zu tun haben, z.B. Anträge von Brunnen und Wasserentnahmen, Erdwärmesonden oder Vorhaben in Wasserschutzgebieten. Neben dem technischen bzw. naturwissenschaftlichen Wissen ist auch rechtliche Grundkenntnis, z.B. das Wasserhaushaltsgesetz und Wassergesetz, notwendig. Bei rechtlichen Detailfragen gibt es aber natürlich die Fachkollegen aus dem Wasserrecht. In der Aufgabe der "Fachdienstleitung Umwelttechnik und Naturschutz" ist viel Koordinationsarbeit enthalten. Ich bin neben der Personalführung für Haushaltsplanung zuständig und z.B. für Kollegen der Ansprechpartner bei übergeordneten Fragen und Entscheidungen.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Die Abwechslung und die Vielfalt! Zum einen macht mir der Grundwasserschutz Spaß, da er an sich schon sehr abwechslungsreich ist, es viele verschiedene Vorhaben und auch immer neue Fragestellungen gibt, in die man sich einarbeiten muss. Zum anderen gefallen mir die Überschneidungspunkte mit weiteren Sachgebieten, wodurch eine enge Zusammenarbeit mit Kollegen notwendig ist.
 

Michael Grammling 2c

Michael Grammling 3cbs

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Auf der fachlichen Seite sind neben „alltäglichen“ Inhalten auch immer wieder neue Themen zu bearbeiten, für die eine Einarbeitung notwendig ist. Der Grundwasserschutz wird nicht immer positiv aufgenommen, er verursacht  teilweise Mehrkosten oder verhindert auch Vorhaben. Das ist für Fachbüros, Kommunen oder auch Privatleute nicht immer verständlich bzw. nachvollziehbar. Daher ist hier die richtige Kommunikation wichtig. Ansonsten bringen natürlich die Fragestellungen Herausforderungen mit sich, auf die man im Studium oder der bisherigen beruflichen Laufbahn nicht vorbereitet wird, wie z. B. die Personalführung.

 

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Museum, universitäre Forschung & Lehre

 

PD Dr. Melanie Kaliwoda Melanie Kaliwoda 0 Portrait Bs

Vizedirektorin, Oberkuratorin: Mineralogische Staatssammlung München (SNSB, München) und

Privatdozentin: Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Department für Geo- und Umweltwissenschaften, Fachbereich Kristallographie und Geomaterialforschung

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Schon als Kind war ich unheimlich von Naturwissenschaften begeistert. Besonders Biologie, Chemie und Geowissenschaften haben mich interessiert und fasziniert. Somit stand für mich bereits im Alter von acht Jahren fest, dass ich ein naturwissenschaftliches Fach studieren möchte und danach am liebsten in der Forschung bleiben will. Da die Mineralogie eigentlich viele MINT-Bereiche vereint, war dies für mich das ideale Fach. Zudem war (und bin) ich gerne in den Bergen und der Natur unterwegs, habe mich u. a. für Planeten, Meteorite und Vulkane interessiert, was gibt es da Besseres als Geowissenschaften zu studieren?!

Neben einer genauen Vorstellung des Fachbereichs, war mir auch nach einem Besuch mit meinen Eltern in Heidelberg klar, dass ich an keinem anderen Ort dieses Studium beginnen möchte. Denn wo wird Tradition und Moderne besser vereint als an der Ruperto-Carola, einer der ältesten Universitäten Europas?!

 

Melanie Kaliwoda 5 Gelände-türkei Kappadokien 2 Bs

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

(1) Ruprecht Karls-Universität Heidelberg, Fakultät für Chemie- und Geowissenschaften

  • 1996-2000: Diplomstudium im Fachbereich Mineralogie mit anschließendem Abschluss Diplommineralogin
  • 2000-2004: Promotion: Mantel-Xenolithe des Harrat Uwayrid (Saudi-Arabien): Archive der stofflichen und thermischen Entwicklung des lithosphärischen Erdmantels im Bereich eines passiven Kontinentalrandes

(2) Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Fachbereich Geowissenschaften

  • 2005-2007: Postdoktorandin: Untersuchung von Li-, Be-, B-Gehalten sowie der B-Isotopie in Mineralen und Gesteinen der peralkalinen Ilímaussaq-Intrusion in Süd-Grönland

(3) Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart, Arbeitsgruppe Prof. Dr. Klaus v. Klitzing / Dr. Sigmar Roth

  • 2006 -2007: Postdoktorandin: Untersuchung und Charakterisierung von Carbon-Nanotubes mit Hilfe der Ramanspektroskopie

(4) Mineralogische Staatssammlung München, Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (SNSB) und Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)

  • 2007-2019: Kuratorin
  • 2019-heute: Vizedirektorin und Oberkuratorin
  • 2020: Habilitation zum Thema: Peridotite aus Ophiolithen und Xenolithen als Informationsträger für Prozesse im Erdmantel
  • 2020-heute: Privatdozentin an der LMU

 

Melanie Kaliwoda 1 Bergwerk-türkei Cbs2

Was machen Sie heute?

Heute bin ich stellvertretende Direktorin und Oberkuratorin an der Mineralogischen Staatssammlung München sowie Privatdozentin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Außerdem leite ich das von mir neu aufgebaute Raman-spektroskopische Labor der Mineralogischen Staatssammlung und entwickle gerade eine neue Ramandatenbank für Minerale, Edelsteine und Meteorite.

Mein Job beinhaltet sehr vielfältige und zudem sehr unterschiedliche Bereiche in den Geowissenschaften. Als Oberkuratorin der Mineralogischen Staatssammlung verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit im Museum Mineralogia München mit ca. 15.000 Besuchern pro Jahr. Hier bietet sich mir die Chance, jedes Jahr neue Ausstellungen zu unterschiedlichen geowissenschaftlichen Themen zu konzipieren und diese einer interessierten Öffentlichkeit durch Vorträge und Führungen näherzubringen. Zudem habe ich 2007 damit begonnen die MINT-Schwerpunkte in der Staatssammlung zu verankern und an Konzepten, wie Girls´Day, KIKS (Kinder-Kultur-Sommer!) und LeLa (LernortLabor, Bunderverband der Schülerlabore e.V.) teilzunehmen und bin im Vorstand der Münchner Schülerlabore (MucLabs). Viele Jugendliche und Kinder konnten wir so für die Naturwissenschaften begeistern. Durch Ferienpraktika lernen die Schüler*innen zusätzlich die geowissenschaftliche Forschungsarbeit und die Vorlesungen, aber auch die museale Arbeit in unserem Haus kennen. Sie arbeiten hier sehr eng mit Wissenschaftler*innen und Student*innen zusammen. Einige Schüler*innen waren sogar so begeistert, dass sie anschließend bei uns ihren Bachelor oder Master gemacht haben.

Zusätzlich bin ich als Naturwissenschaftlerin in der Mineralogischen Staatssammlung und an der Ludwig-Maximilians-Universität tätig. Hier habe ich mir in den letzten Jahren eine eigene Arbeitsgruppe aufgebaut, die sich mit Prozessen im Erdmantel, d.h. in Ophiolithen und Mantelxenolithen, beschäftigt. In diesem Zusammenhang findet auch eine enge Zusammenarbeit mit Kollegen v. a. aus der Türkei und Portugal statt. In diesem Rahmen habe ich die Gründung eines wissenschaftlichen Partnermuseums zusammen mit dem geowissenschaftlichen Fachbereich der Universität Lissabon mitverantwortet. Gemeinsame Exkursionen, Austauschprogramme für Student*innen sowie Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten befördern zusätzlich diese Zusammenarbeit.

Neben der Erdmantelforschung bildet die Arbeit an extraterrestrischem Material einen weiteren Schwerpunkt meiner Tätigkeitsfelder. Hier arbeitete ich sehr eng mit der ESA (European Space Agency) oder der JAXA (Japan Aerospace Exploration Agency) zusammen. So waren wir z. B. im "Second Investigation Team" der JAXA und analysierten die Proben der Hayabusa Sonde (I+II). Ferner leite ich das Ramanlabor an der Mineralogischen Staatssammlung München, mit dem wir für die Konzeption einer Ramandatenbank den Studi_forscht@GEO-Preis im Fachbereich Geowissenschaften an der LMU gewonnen haben.

Neben der wissenschaftlichen Forschungsarbeit betreue ich unterschiedliche Vorlesungen und Praktika an der LMU, z. B. zum Thema Ramanspektroskopie oder Endogene Dynamik der Erde. Ich betreue zudem Student*innen bei ihren Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten und bin mit ihnen weltweit im Gelände unterwegs.

 

Melanie Kaliwoda 6 Esa Köln

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Am meisten Spaß macht mir die Kombination von Forschung und Lehre gepaart mit Öffentlichkeits- und Museumsarbeit. Die Arbeit ist unglaublich vielfältig und bietet mir die Möglichkeit mich uneingeschränkt in meinen Forschungsschwerpunkten zu betätigen. Zudem macht es mir Freude dieses Wissen an die nächste Generation von Student*innen weiterzugeben und ein eigenes Team mit zu verantworten, dass in diesem Fach Bachelor-, Master oder Doktorarbeiten abschließen kann. Natürlich ist es genauso schön, die Begeisterung in kleinen Kindern und Jugendlichen oder auch interessierten Laien zu wecken, die unser Museum besuchen und etwas zum Thema Mineralogie und Geowissenschaften erfahren wollen.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Mein Job muss drei Tätigkeitsfelder ausbalancieren: (1) die Forschung im Fachbereich der Geowissenschaften, (2) die Lehre sowie die Betreuung von Student*innen und (3) eine ausgewogene Vermittlungsarbeit für geowissenschaftlich interessierte Laien im Museum Mineralogia München. Somit beinhaltet mein Tätigkeitsfeld drei unterschiedliche Jobs in einem. Dies macht die Arbeit aber auch sehr spannend und abwechslungsreich.

 

Melanie Kaliwoda 4 Gelände-türkei Kappadokien Bs

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Als Vizedirektorin und Wissenschaftlerin freue ich mich weiterhin in der Mineralogischen Staatssammlung und an der Ludwig-Maximilians-Universität München zu arbeiten. Mein Ziel ist es, Studierende aber auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene für die Naturwissenschaften zu begeistern, denn nur was die Menschen schätzen, sind sie auch bereit zu schützen. Dies wird sicher ein wichtiges Thema für unsere Zukunft sein.

 

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Lagerstättengeologie, Exploration & Erzaufbereitung

 

Dr. Martin Oczlon Martin Oczlon 1

Geologe

z.Z. Selbstständig (Consulting)

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Schon als Elfjähriger war ich an Fossilien und Gesteinen interessiert und wusste immer, dass ich das studieren werde.

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Zunächst hatte ich eine akademische Laufbahn zu Themen meiner Promotion im Sinn, also Sedimentologie und plattentektonische Interpretation der Varisziden. Meine Ansätze waren neu, und ich musste erkennen, dass man mit Neuem kaum auf Gegenliebe stößt. Zu einer internationalen Varisziden-Konferenz in Göttingen (1990) wurde mein Vortrag nicht akzeptiert, aber ich konnte ein Poster präsentieren. Der damals führende Professor und Organisator ließ es sich nicht nehmen, mich auf die Unmöglichkeit meiner Vorstellungen hinzuweisen. Er wusste jedoch nicht, dass ich die meisten seiner Arbeiten gelesen hatte und die von ihm ignorierten Gegenargumente mit Autor, Journal und Seitenzahl zitieren konnte – es folgte eine siebenstündige Diskussion im Foyer, die bald von einer neugierigen Menge verfolgt wurde, welche sich um unseren Tisch scharte. Am Ende musste er zugeben, dass ich recht haben konnte. Für mich war das ein Pyrrhus-Sieg, denn mir wurde klar, dass ich in diesem akademischen Umfeld in Deutschland keine Chance haben würde. Aus der Menge bekam ich mehrere Jobangebote, u.a. eine Postdoc-Stelle in Berkeley, California. Ich ärgere mich heute noch, dass ich die ausgeschlagen habe, aber die Herren aus der Rohstoff-Industrie waren überzeugender. So kam ich an eine begehrte Stelle in einem Welt-Rohstoffunternehmen, ohne mich bewerben zu müssen. In gewissem Sinne hatte ich das aber schon, und hier liegt die Erkenntnis, die ich jedem mitgeben kann: egal was du machst, mache es mit voller Motivation und vollem Einsatz und überzeuge damit. Letztendlich ist es Leuten, die einen als Geologen einstellen, nicht so wichtig, was man macht oder schon gemacht hat, sondern wie man arbeitet, wie flexibel und motiviert man ist und welche Auffassungsgabe man besitzt.

Für das Rohstoffunternehmen habe ich viele Projekte im Ausland durchgeführt, z.B. in der Türkei, in Kasachstan, Rumänien, Bulgarien, den österreichischen Alpen; und auch in Australien und Brasilien war ich an Projekten beteiligt. Meine Aufgaben bei der Exploration von Lagerstätten beinhalteten viel Geländearbeit und ein bisschen Bürotätigkeit und reichten von geophysikalischen Messungen, z.B. Bodenmagnetik, Bodenprobennahme und Kartierungen im Vorfeld über das Setzen der Bohrlöcher, die Bohrungen und das Loggen der Bohrkerne bis hin zur Datenauswertung und Interpretation. Bei einem Projekt in Pakistan war ich einer der wenigen Geologen, die die Ehre hatten, eine Entdeckerbohrung in einen „worldclass“ Erzkörper zu treiben.

 

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Was machen Sie heute?

Heute bin ich im Consulting tätig und übernehme die Leitung oder (für Dritte) Begutachtung von Rohstoff-Explorations-Projekten, d.h. ich beurteile, z.B. für Banken, welcher Wert in einem Projekt steckt. Ich entwerfe auch konstruktive Pläne für Explorationsunternehmen, die basierend auf der bestehenden Datenlage aufzeigen, wie ihr jeweiliges Projekt zu einer Ressource oder zum Abbau geführt werden kann. Ein weiterer Bereich, mit dem ich mich beschäftige, ist die Optimierung von Erz-Aufbereitungstechniken für Labore, die unter meiner Anleitung entsprechende Testarbeiten durchführen.

 

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Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Im Gelände zu arbeiten! Und auch aus einem „grass roots“-Projekt mit Erfahrung, Intuition (wo bohren, wenn das Geld knapp ist?) und guten Ideen eine wirtschaftlich abbaubare Lagerstätte zu machen.

 

Wie sehen Ihre beruflichen Zukunftspläne aus?

Noch etwas mit akademischer Bedeutung zu leisten, wie etwa die populäre, aber umstrittene „Snowball“-Hypothese (worin die Erde über Millionen Jahre komplett zugefroren gewesen sein soll) in einem Team aus Geowissenschaftlern endgültig zu widerlegen. Deren Anhänger müssen ihr Modell jedesmal mit Twists retten, wenn wieder eines ihrer Postulate falsifiziert wurde. Dazu würde ich bei der Geländearbeit u.a. Methoden einsetzen, die ich in der Rohstoffindustrie gelernt habe.

 

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Lagerstättengeologie, Zementindustrie & Bergbauplanung

 

Carsten WertelWertel 1

Geologe

Zementindustrie, Dyckerhoff GmbH

 

Warum haben Sie Geowissenschaften studiert?

Bereits in meiner Kindheit habe ich mich für Geschichte interessiert und für Dinosaurier begeistert. Deshalb fiel es mir schwer, mich nach meinem Wehrdienst innerhalb einer Woche zwischen Archäologie und Geologie entscheiden zu müssen...

 

Wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus?

Zunächst hatte ich eine akademische Laufbahn im Bereich Erdgeschichte und Paläontologie geplant. Meine Diplom-Arbeit über silurische Brachiopoden in Schweden hat mich total begeistert, noch heute beschäftige ich mich gerne damit. Nach Beginn einer Promotion bekam ich ein Angebot aus der Zementindustrie. Dort habe ich erstmalig gelernt, wie man Bohrkerne aufnimmt, und auch wie es in der Industrie zugeht, mit allen positiven und negativen Aspekten. Dann wechselte ich in ein Ingenieurbüro für Bergbauplanung und entwickelte dort mit professionellen Fachleuten zusammen geologische Module für Qualitätssteuerung. Schließlich ging ich wieder zurück in die Zementindustrie.
 

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Was machen Sie heute?

Bei meinem jetzigen Arbeitgeber in der Zementindustrie ist mein zentraler Aufgabenbereich die Geologie und der Bergbau. Ich beschäftige mich zurzeit vorwiegend mit Themen wie Bergbauplanung, geologischen Modellen, Qualitätsteuerung, strategischer Rohstoffsicherung, Genehmigungen, Rekultivierung, Biodiversität, Öffentlichkeitsarbeit und Verbandstätigkeit. Meine Kenntnisse z.B. im Bereich Paläogeographie, Tektonik, Mineralogie etc. helfen mir da mitunter ganz gewaltig. Ein wichtiges Thema ist zurzeit die Reduzierung der CO2-Emissionen bei der Zementherstellung.

 

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß?

Die Verantwortung, die ich trage. Die Zahlen, die ich liefere, entscheiden über die zeitliche Reichweite von Standorten und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Hier ist mehrfache Prüfung und absolute Präzision erforderlich.

 

Welche Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich?

Einsätze im Ausland sind das Salz in der Suppe...
 

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Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 18.10.2021
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