Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern | Publikationen | Studienbuch Körpergeschichte
Das Studienbuch Körpergeschichte, herausgegeben von Johannes Bosch, Jakob Fesenbeckh und Katja Patzel-Mattern, führt anhand von Quellenbeispielen in sechs Theorien und Methoden der Körpergeschichte ein.
Die Herausgeber Johannes Bosch und Jakob Fesenbeckh beschreiben den Entstehungsprozess folgendermaßen:
"Am Beginn des „Studienbuches Körpergeschichte“ stand ein Problem, das vielen Studierenden der Geschichte und anderer Geisteswissenschaften vertraut sein dürfte: Wie lässt sich der Gegenstand, für den man sich interessiert, theoretisch fassen und vor allem: wie lassen sich teils abstrakte Theorieangebote so nutzen, dass sie einen Gegenstand begreifbar machen, ein neues Licht auf ein altes Problem werfen?
Der Körper wirft dieses Problem in besonderer Weise auf, wenn er zum Gegenstand historischen Arbeitens gemacht werden soll. Er erscheint natürlich und überzeitlich, als ein biologisches Faktum. Daher sorgt die Idee, ihn in seiner zeitlichen Verankerung und Veränderung zu untersuchen, oft für so große Irritationen. Aber eine theoretisch fundierte historische Beschäftigung mit dem Körper zeigt schnell, dass die Vorstellung eines überzeitlichen, natürlichen Körpers selbst eine historische bedingte Illusion ist – der wir in unserem Alltagsverständnis unterliegen.
Mit einer Gruppe Doktorand:innen, die zu körpergeschichtlichen Themen arbeiteten, haben wir daher im Sommer 2019 in einer Reihe von Workshops theoretische Zugänge und praktische Umsetzungen körperhistorischer Arbeit diskutiert. Schnell entstand aus der gemeinsamen Arbeit der Wunsch, dieses Thema weiterzuverfolgen und unsere körpergeschichtlichen Studien in Buchform zu veröffentlichen. Prof. Katja Patzel-Mattern brachte früh die Idee auf, dieser Publikation das Format eines Studienbuches zu geben, von dem insbesondere Studierende Anregungen für ihre konzeptionelle und methodologische Arbeit erhalten sollten. Von Anfang an war uns ein enger Austausch mit den Studierenden wichtig, so dass wir uns sehr freuten, als Katja Patzel-Mattern im Wintersemester 2019/20 eine Übung zur Körpergeschichte anbot, in der unsere Texte ausführlich diskutiert und rezensiert wurden.
Dieser Austausch mit den Studierenden erwies sich als äußerst produktive Anregung, die in Stil und Struktur unserer Artikel mit eingingen. Die positiven sowie zuweilen auch kritischen Rückmeldungen in Rahmen dieser Veranstaltung haben uns dazu motiviert, das Projekt weiter zu betreiben. Wir freuen uns, dass am Ende dieses mehrjährigen Projektes nun ein Studienbuch steht, dass hoffentlich vielen Studierenden als nützliche Anregung und Unterstützung bei der Konzeption ihrer körperhistorischen Abschlussarbeiten dient."
Johannes Bosch (Heidelberg) untersucht mit einem ideengeschichtlichen Ansatz die Körperkonzepte der Lebensreformbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Kathrin Kiefer (Trier) beleuchtet anhand der Diskursanalyse den Umgang deutscher Soldaten mit Kriegsverletzungen am eigenen Körper im Zweiten Weltkrieg.
Jakob Fesenbeckh (Paris) zeigt anhand Georges Lamirands Handbuch 'Le rôle social de l’ingénieur' auf wie - im Sinne von Bourdieu - Habitus und Herrschaft verkörpert werden.
Jean-Philippe Miller-Tremblay (Paris) setzt sich auf Grundlage seiner und Nebiha Guigas (Paris) Erläuterungen zu Marcel Mauss' bio-psycho-sozialem Körper mit der Körpertechnik des Gleichschritts auseinander.
Nebiha Guigas (Paris) schreibt eine Geschichte der Sinne über die Schlacht bei Ebelsberg.
Max Gawlich (Heidelberg) legt für seine Körpergeschichte des Kleinkindes, konkret des Töpfchenbildes, die Theorien und Methoden der Visual History zugrunde.