Sommersemester 2002

Vorlesung

Der europäische Humanismus der frühen Neuzeit: Eine Einführung

2st., Di 14.15-15.45 Beginn: 16.IV. Prof.Wiegand

Ziel der Vorlesung ist es, in den europäischen Humanismus der Frühen Neuzeit einzuführen. Ausgehend vom italienischen Frühhumanismus des XIII.Jahrhunderts werden Voraussetzungen, Ziele und die Entwicklung dieser wichtigen geistigen Strömung bis in das XVI.Jahrhundert an ausgewählten Beispielen in verschiedenen europäischen Ländern verfolgt. Die wichtigsten literarischen Gattungen in lateinischer Prosa und Poesie kommen ebenso zur Sprache wie Länderüberblicke sowie einige Hauptgestalten des Humanismus in ihren wichtigsten Werken (Petrarca, Boccaccio, Valla, Pontano, Bembo in Italien, Enea Silvio Piccolomini als Vermittler, Reuchlin, Brant, Celtis in Deutschland, Gaguin, Budé in Frankreich, Morus in England). Eine wichtige Rolle wird die Antike-Rezeption des Humanismus spielen.

Proseminar/Lektüre

Boethius, De institutione arithmetica

2st., Mi 18.15-19.45 Vorb.: 17.IV. Dr.Hellmann

Die Arithmetik des Boethius, eine bearbeitete Übersetzung der Arithmetik des Nikomachos von Gerasa, war im gesamten lateinischen Mittelalter das Standardwerk über Zahlen. Anhand der Lektüre ausgewählter Kapitel wird sein Einfluß auf die Belebung der Arithmetik in den Entwicklungsphasen der mittelalterlichen Mathematik (Beda Venerabilis, Gerbert von Aurillac, Rithmimachie/Zahlenkampfspiel, Jordanus de Nemore, Leonardo Fibonacci, Universitäten, deutsche Rechenmeister) beleuchtet und zugleich ein Überblick über Zahlbegriff und Zählmethoden im Mittelalter gegeben.

 

Kreuzzugsliteratur

2st., Fr 9.15-10.45 Beginn: 19.IV. Dr.Staub

In der lateinischen Literatur fanden die Kreuzzüge ein breites Echo. Neben die Prosaberichte von den Ereignissen (gesta) traten bald epische Bearbeitungen des Stoffes. Darüber hinaus spiegelt sich die Begegnung mit dem Fremden in Pilgerberichten und –führern (itineraria, descriptiones) wieder. In der Lektüre einer exemplarischen Auswahl von Texten soll ein Überblick über diese Literatur erarbeitet werden. Dabei bieten sich zahlreiche Anknüpfungspunkte sowohl zu den übrigen neuphilologischen Literaturen wie zur Geschichte des Mittelalters. Bei Übernahme eines Referates und Anfertigung einer Hausarbeit kann ein Proseminarschein erworben werden.

 

Seminar/Übung

Heidelberger Literatur des XV.Jahrhunderts: Edition unedierter Texte (III)

2st., Mi 10.15-11.45 Beginn: 17.IV. Priv.Doz.Dr.Walz

Fortsetzung und Abschluß des begonnenen Edition-Kurses. Neue Teilnehmer mit sehr guten Paläographiekenntnissen werden gebeten, sich in den Semesterferien im Sekretariat zu melden.

 

Kodikologie und Buchkunde

2st., Mi 16.15-17.45 Vorb.: 17.IV. Dr.Schlechter

Der Umgang mit Handschriften, alten Drucken oder Archivalien, mithin den Beständen von Bibliotheken und Archiven, spielt für viele Fachbereiche eine Rolle. Nun ist aber beispielsweise schon ein Handschriftenkatalog nicht unbedingt selbsterklärend, sondern setzt ein gewisses Vorwissen voraus. Als Beispiel sei nur der Terminus «Lagenformel» angeführt. - Das Seminar will Grundlagenkenntnisse in den Bereichen Handschriften und gedrucktes Buch (von der Inkunabel bis ins XVIII.Jahrhundert) vermitteln und so zum wissenschaftlichen Umgang mit diesen Materialien sowie den einschlägigen Hilfsmitteln hinführen. Dazu gehören im Handschriftenbereich die Themengebiete Aufbau des Buches und Beschreibstoffe (mit Wasserzeichenkunde). Im Fall der Einbandkunde setzt die historische Ausformung bei der Handschrift ein. Betrachtet wird innerhalb der Übung auch die Ausdifferenzierung dieser Kunstform bis ins XVIII.Jahrhundert. Das Seminar wird sich auf Bestände der Universitätsbibliothek Heidelberg stützen.

 

Übung

Metrik und Rhythmik II: Vagantendichtung

1st., Do 9.15-10.00 Beginn: 18.IV. T.Licht

«Vagantendichtung» hat sich als Bezeichnung für moralisch-satirische Dichtungen, Liebes-, Trink- und Spielerlieder des XII. und XIII.Jahrhunderts durchgesetzt. Autoren und Träger dieser weltlichen Dichtungen wurden unter den fahrenden Scholaren und Klerikern, eben den Vaganten, gesucht und gefunden. Das Gros der Gedichte ist lateinisch, anonym und oft nur durch glücklichen Zufall in der Sammlung der Carmina Burana überliefert. Wenige Autoren treten aus der anonymen Masse heraus und weisen sich in Pseudonymen wie Hugo Primas oder Archipoeta als Exponenten der Vagantendichtung aus. Anhand ausgewählter Stücke sollen Sonder- und Neuentwicklungen in Metrik und Rhythmik der lateinischen Dichtung des Mittelalters vorgestellt und diskutiert werden. Die Übung schließt einen zweisemestrigen Einführungskurs ab. Quereinsteiger mit metrischen Grundkenntnissen sind herzlich eingeladen. – Zur Einführung: K.Langosch, «Der Primas und der Archipoeta. Die Fürsten der Vagantenlyrik», Profile des lateinischen Mittelalters, Darmstadt 1966,p.229-327. Zur Anschaffung empfohlen: Die Lieder des Archipoeta, ed.K.Langosch, Stuttgart 51993; Carmina Burana. Die Lieder der Benediktbeurer Handschrift, edd.C.Fischer/G.Bernt, München 41995.

 

Lektüre

Thietmar von Merseburg: Chronik (auch für Historiker)

2st., Do 10.15-11.45 Vorb.: 18.IV. T.Licht

Thietmar, Bischof von Merseburg († 1018) ist Verfasser eines der bedeutendsten historiographischen Werke des frühen XI.Jahrhunderts. Seine Chronik verzeichnet Reichsgeschichte der Ottonenzeit in engem Bezug zum Schicksal der Merseburger Diözese. Vier der acht Bücher schildern die Regierungsjahre Heinrichs II.; in seiner Zeit liegt der Schwerpunkt des Werkes. Der Autor wertet wenige Quellen aus, sodaß Persönliches und Anekdotisches in den Vordergrund tritt; Lebensbilder der ersten Jahrtausendwende erwarten den Leser. An Sprache und Stil Thietmars lassen sich zeittypische Eigenheiten aufzeigen, weshalb sich der Text als einführende mittellateinische Lektüre eignet. Auszüge aus dem umfangreichen Werk werden übersetzt und besprochen. Geplant ist eine Exkursion nach Merseburg und Umgebung. Textgrundlage: Die Chronik des Bischof Thietmar von Merseburg, ed.R.Holtzmann, Berlin 21955.

 

Colloquium Neolatinum

Iohannes Kepler: Somnium seu Opus postumum de Astronomia lunari (1634)

2st., Mo 16.15-17.45 Vorb.: 15.IV. Dr.Schouwink/Prof.Berschin

Iohannis Kepleri liber, quem lecturi sumus, in nostra serie scriptorum utopicorum opus sextum est. Varie multisque modis, inprimis autem structura sua narrativa, Kepleri Somnium celeberrimam Thomae Mori Utopiam aemulatur. Iter ad regionem remotam, inventio societatis adhuc incognitae, ususque habitusque incolarum describuntur more satis noto. Nihilominus Kepleri Opus postumum quodammodo sui generis esse videtur. Auctori, Mathematico Caesareo et sidereorum motuum exploratori, narrationis probabilitas scientifica maximi momenti fuisse videtur. Ea de causa rationem reddit de fere omnibus obstaculis in itinere ad lunam superandis. Loquitur de natura eorum, qui iter facere velint (...nulli corpulenti, nulli delicati... Nulli e Germania viri apti sunt), de frigore, de prohibita respiratione, de potentia, qua corpus humanum in altum tolli possit. Lunae incolae ipsi describuntur ut creaturae gigantes, qui asperrimis conditionibus vitam duram degunt. Kepler, ne quis de gravitate operis dubitaret, brevi narrationi suae adiecit 223 notas explanatorias. Textum cum notis in aedibus Seminarii modico pretio acquiri potes, candide lector!

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Letzte Änderung: 14.04.2022
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