Sommersemester 2003

Vorlesung

Karolingische Renaissance (750-920 n.Chr.)

2st., Di 14.15-15.45 Beginn: 6.V. Prof.Berschin

Die Karolingerzeit ist die entscheidende lateinische Kulturepoche zwischen Spätantike und Hochmittelalter. Lateinische Schrift, Sprache und Literatur werden umgestaltet. Das neue Karolingische erweist sich als tragfähig für viele Jahrhunderte. In elf Vorlesungsdoppelstunden wird versucht, das Bild der Karolingerzeit zu zeichnen, wie es sich aus den intensiven mittellateinischen (paläographischen), kunstwissenschaftlichen und historischen Forschungen der letzten Jahrzehnte ergeben hat.

Seminar

Walter von Châtillon: Alexandreis

2st., Mi 10.15-11.45 Vorb.: 30.IV. Prof.Walz

Was keinem Dichter der Antike gelang: die Taten Alexanders des Großen in einem Epos zu besingen, vollbrachte Walter von Châtillon mit der Alexandreis, die bald nach Erscheinen (ca. 1184) so beliebt wurde, daß sie sogar zeitweise Vergils Aeneis im mittelalterlichen Schulunterricht verdrängte. Walters Epos zählt zu den bedeutendsten Werken mittellateinischer Dichtung. Text: Galteri de Castellione Alexandreis, ed. M.L.Colker, Padua 1978.

 

Übung/Proseminar

Vulgärlatein

2st.(14tägig), Mi 14.00-17.00 Beginn: 30.IV. Prof.Walz

Für die Kenntnis der lateinischen Sprache des Mittelalters und ihrer Entwicklung ist das Vulgärlatein unverzichtbar, das wir anhand von Texten von der Antike bis ins X.Jahrhundert studieren werden. Zur Anschaffung empfohlen: G.Rohlfs, Sermo vulgaris Latinus. Vulgärlateinisches Lesebuch, Tübingen: Niemeyer 31969 (im Buchhandel).

 

Übungen

Paläographie III: Von der karolingischen Minuskel zu den gotischen Schriftarten

Mit mehrtägiger Exkursion nach St.Gallen
2st., Mo 14.15-15.45 Vorb.: 28.IV. Prof.Berschin

Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom X. bis XIII.Jahrhundert. Teilnehmer ohne Vorkenntnisse werden gebeten, sich vor Beginn in der Sprechstunde anzumelden.

 

Metrik und Rhythmik I: Epigrammata Damasiana

1st., Do 9.15-10.00 Beginn: 8.V. T.Licht

Grundlagen der Prosodie und römischen Metrik vermittelt dieser erste Teil einer auf zwei Semester angelegten Einführung. Von Papst Damasus I. (366-384) sind 59 Epigramme und Epigrammfragmente überliefert, die meisten von ihnen tituli zu den Gräbern römischer Märtyrer. Manche sind noch heute in ihrem Original als Marmortafeln in stilisierter Capitalis quadrata erhalten; Damasus hatte einen namentlich bekannten Steinmetz mit der Ausführung der monumentalen Inschriften betraut. Die Texte fanden Eingang in die mittelalterlichen Pilgerführer, wurden in Schulen gelesen und lieferten vielfach Anregungen für poetische Bearbeitung, so von Prudentius und Hrabanus Maurus. Die Dichtungen des Damasus und seiner Bearbeiter sollen metrisch analysiert werden. Ausgabe: A.Ferrua (ed.), Epigrammata Damasiana, Rom 1942.

 

Lektüre/Proseminar

Richardus de Bury: Philobiblon

2st., Di 16.15-17.45 Beginn: 6.V. Prof.Berschin

Pacis auctor et amator, altissime, dissipa gentes bella volentes!
Richard v.Bury, Philobiblon c.7

 

Richard v.Bury († 1345), Benediktiner, Prinzenerzieher und Bischof von Durham verfaßte gegen Ende seines Lebens ein Lob der Bücher: Philobiblon. Ein großer Bibliophiler spricht darin von seinen Erfahrungen mit dem geschriebenen Wort und läßt bis herab zu den Bücherpreisen nichts aus von dem, was er im Umgang mit Büchern gelernt hat. Der Text ist auch geeignet für einen Einstieg in das «scholastische» Latein des späten Mittelalters. Maßgebende Textausgabe: A.Altamura, Riccardo da Bury, Philobiblon, Neapel 1954; lateinisch/deutsche Ausgabe von A.Hartmann, Bern 1955.

 

Lektüre

Francesco Petrarca: Epistula familiaris IV 1 «Die Besteigung des Mont Ventoux» (auch für Historiker)

1st., Do. 10.15-11.00 Beginn:8.V. T.Licht

Im Jahr 1336 hat Petrarca (1304-1374) den Gipfel des Mont Ventoux bestiegen und die Eindrücke in einem Brief festgehalten; die epistula familiaris IV 1 ist vielleicht seine meistgelesene lateinische Schrift. Angeregt durch Liviuslektüre wagte Petrarca mit seinem Bruder eine Besteigung videndi cupiditate; der Bericht über den Weg nach oben wird zur Schilderung einer inneren Umkehr, an deren Ende ein nach den Confessiones des Augustinus gestaltetes Bekehrungs- und Gipfelerlebnis steht. Man geht heute davon aus, daß der mit literarischen Reminiszenzen durchsetzte Text erst viele Jahre nach der möglichen Besteigung entstanden ist. Der Brief und seine literarischen Parallelen sowie Lebenszeugnisse Petrarcas werden übersetzt und besprochen. Ausgabe: Francesco Petrarca, Le Familiari t.1, ed. V.Rossi, Florenz 1933. Zur Anschaffung empfohlen: Francesco Petrarca, Die Besteigung des Mont Ventoux, ed. K.Steinmann, Stuttgart: Reclam 1995.

 

Colloquium Neolatinum

 

Dominicus Mayr, S.J.: Terra Amazonum (1734)

2st., Mo 16.15-17.45 Vorb.: 28.IV. Dr.Schouwink/Prof.Berschin

Colloquio nostro Neolatino scripta politica sive utopica usque adhuc tractabantur, imprimis Thomae Mori Utopia necnon et libri et auctores hoc exemplum aemulantes. Octo eiusmodi operibus perlectis studium quarundam relationum de America Australi incipiendum videtur, quandoquidem illa terra nova nimis remota, sed tunc temporis recenter detecta coaevorum imaginationes politicas vehementer fovebat. Immo vero non solum menti alacri fomentum, sed etiam experimenti realis occasionem praebuit. In districto Paraquaico patres Societatis Jesu indigenorum salutem curantes rem publicam instruxerunt, quae haud raro Thomae Mori et Campanellae propositis utopicis comparatur. Geographica Paraquaica et incolarum mores illustrat liber Dominici Mayr, qui Terra Amazonum titulatur. Textus in aedibus Seminarii modico pretio acquiri poterit.

 

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Letzte Änderung: 14.04.2022
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