Sommersemester 2004

Vorlesung

Die lateinische Klassik Frankreichs im XII.Jahrhundert

2st., Di 14.15-15.45 Beginn: 20.IV. Prof.Berschin

Frankreich ist im XII.Jahrhundert das Land der großen Schulen. Dort entsteht eine lateinische Literatur von einzigartiger Fülle. Sie wird in ganz Europa gelesen und als vorbildlich angesehen; man darf sie deshalb eine Klassik nennen. Die Vorlesung gibt einen Überblick über die bedeutendsten Schulen (Reims, Chartres, Laon, Paris, Orléans), die religiösen Bewegungen (Cluniazenser, Zisterzienser, Augustinerchorherren) und die großen lateinschreibenden Autoren der Epoche: Marbod v.Rennes, Baudri v.Bourgueil und Hildebert v.Lavardin; Matheus v.Vendôme, Adam v.St.Victor, Alanus ab Insulis, Walter v.Châtillon - und Andreas Capellanus (De amore).

 

Seminar

Hermannus Contractus

2st., Di 16.15-17.45 Vorb.: 20.IV. Prof.Berschin

Hermann d.Lahme (1013-1054) war Mönch der Reichenau unter den Äbten Bern (1008-1048) und Ulrich I.(1048-1069) und konnte dort trotz seiner schweren Behinderung eine groß angelegte Lehr- und Forschungstätigkeit entfalten. Man hat dieses Phänomen immer schon mit Aufmerksamkeit wahrgenommen, aber die Werke Hermanns zu Musiktheorie, Arithmetik, Astronomie und Geschichte, seine Offiziendichtungen, Sequenzen und anderen Dichtungen sind dennoch nur teilweise erschlossen. Zur Einführung H.Oesch, Berno und Hermann von Reichenau als Musiktheoretiker, Bern 1961, p.135-203: «Die Werke Hermanns des Lahmen».

 

Übungen

Paläographie I: Von den spätantiken Majuskelschriften zur karolingischen Minuskel (für Anfänger)

Mit mehrtägiger Paläographischer Exkursion
2st. Mo 14.15-15.45 Vorb.: 19.IV. Prof.Berschin

Die Übung führt in das Lesen, Benennen und Datieren alter Schriften anhand von Kopien aus Tafelwerken ein. Mit Paläographischer Exkursion.

 

Metrik und Rhythmik II: Dichtungen des X.und XI.Jahrhunderts

1st., Do 9.15-10.00 Beginn: 22.IV. T.Licht

Sonder- und Neuentwicklungen der mittellateinischen Verslehre sollen anhand von Dichtungen der Ottonen- und frühen Salierzeit besprochen werden. Vorzustellen sind Stücke aus Sammlungen (Carmina Cantabrigiensia), von bekannten (Hrotsvit, Heriger von Lobbes, Egbert von Lüttich, Wipo, Ekkehart IV., Sigebert von Gembloux) und anonymen (Caesar tantus eras) Autoren. Die Übung schließt einen zweisemestrigen Einführungskurs ab. Quereinsteiger mit metrischen Grundkenntnissen sind willkommen. - Zur Einführung: P.C.Jacobsen, «Die lateinische Literatur der ottonischen und frühsalischen Zeit», Neues Handbuch der Literaturwissenschaft Bd.6 (1985), p.437-478.

 

 

Lektüre/Proseminar

Notker Balbulus, Gesta Karoli imperatoris

2st., Do 10.15-11.45 Beginn: 22.IV. T.Licht

Erstmals seit Einhart hat um 883 der St.Galler Mönch Notker Balbulus (der Stammler) das Leben Karls des Großen in einem eigenen Werk beschrieben. Es sind Karlsgeschichten, bunt und nicht selten vergnüglich, die er versammelt hat und mit stilistischem Anspruch zu erzählen weiß. In diesem Bild der späten Karolingerzeit trägt Karl bereits sakrale Züge; zugleich ist aus dem fern erhabenen Herrscher, dem Einhart kein einziges Wort hat in den Mund legen wollen, ein Kaiser geworden, der lobt, ermahnt, tadelt und scherzt. - Auszüge aus dem unvollendet gebliebenen Werk werden gemeinsam gelesen und übersetzt. Zur Anschaffung empfohlen: Notker der Stammler, Taten Karls des Großen, ed.H.F.Haefele 1959 (Sammelbestellung möglich).

 

 

 

Neulateinische Übung

Matthias Casimir Sarbiewski († 1640): Oden und Epigramme

2st., Fr 15.15-16.45 Vorb.: 23.IV. Prof.Wiegand

In dieser Übung wird es darum gehen, einen der bedeutendsten lateinischen Dichter des Jesuitenordens, Kazimierz Sarbiewski und seine poetischen Hauptwerke, die Lyrica und Epigrammata, kennenzulernen. Sarbiewski war einer der einflußreichsten lateinischen Dichter seiner Zeit mit einer europaweiten Ausstrahlung. In England war der lyrische Teil seines Werkes unter dem Titel «The Odes of Casimir» bekannt, bedeutende Lyriker wie der elsässische Jesuit Jakob Balde (1604-1668) verdanken ihm Anregungen. Weniger bekannt sind die lateinischen Epigrammata, die freilich unter den Zeitgenossen, darunter den deutschen Schlesiern wie Daniel Czepko, aber auch Paul Fleming oder Andreas Gryphius, keine geringere Wirkung hatten. Diese Rezeption werden wir an ausgewählten Beispielen berücksichtigen. Die Übung ist zugleich als Einführung in die jesuitische lateinische Dichtung gedacht. Die vorgesehenen Texte werden in Kopie zur Verfügung gestellt.

 

Colloquium Neolatinum

Johannes Barclay: Argenis (1621)

2st., Mo 16.15-17.45 Vorb.: 19.IV. Dr.Schouwink/ Prof.Berschin

Ioannis Barclaii 'Euphormionem', quam iuvenis XXIII annorum edidit, non sine delectatione legimus. Nunc ad lecturam eius operis procedamus, quod integra aetate scripsit et edidit paulo ante mortem, quem obiit annum XXXIX. agens. Fabula quae Argenis vocatur, est narratio satis ampla de filia cuiusdam regis Siciliae Meleandri, quam quattuor viri nobiles in matrimonium ducere contendunt: Lycogenes, dux cuiusdam turbae seditiosae, qui regis filiam abducere temptat, Radirobanus, rex Sardiniae, Archombrotus eques, qui eo momento, quo Argenidis frater recognitus est, a coepto recessit, et Poliarchus rex Francogallicus, qui multis praeliis probatus demum coniunx fit. Fabula, quae indolem ingenii aetatis baroccae depingit, hominibus notissimis et undecumque doctis in deliciis fuit (e.g. Richelieu, Leibniz, Rousseau, Coleridge). - Textus in aedibus Seminarii modico pretio acquiri potest.

 

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Letzte Änderung: 14.04.2022
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