Sommersemester 2005
Vorlesung
Einleitung in die Lateinische Philologie des Mittelalters
2st., Di 14.15-15.45 Beginn: 12.IV. Prof.Berschin
In dreizehn Vorlesungsdoppelstunden wird ein Überblick über das gesamte Fachgebiet angeboten: Schrift, Sprache, Literatur. Anhangsweise folgt in der letzten Vorlesung des Semesters eine Einführung in die Editionstechnik. Auch für Examenskandidaten.
Proseminar
Lateinische Sprachgeschichte: Ungewöhnliche Begriffe auf dem St.Galler Klosterplan
2st., Di 16.15-17.45 Vorb.: 12.IV. Prof.Berschin
Der um 825 auf der Reichenau entworfene Klosterplan, der original erhalten ist (St.Gallen, Stiftsbibliothek 1092), enthält 334 lateinische Beischriften, die die Zeichnungen erläutern. Darin finden sich viele Begriffe, die erstmals beweisbar eine neue Bedeutung angenommen haben (z.B. claustrum «Klausurbereich» → «Kreuzgang»). Diese Überlieferung ist noch in keinem mittellateinischen Wörterbuch systematisch geprüft worden; deshalb ist hier rasch Relevantes zu finden. Als Proseminararbeiten werden 'Wortgeschichten' vorgeschlagen. Zur Einführung P.Ochsenbein/K.Schmuki (edd.), Studien zum St.Galler Klosterplan II, St.Gallen 2002.
Seminar
Giannozzo Manetti († 1459)
2st., Fr 10.15-11.45 Beginn: 15.IV. Prof.Walz
Der aus Florenz stammende Humanist und Politiker Giannozzo Manetti (1396-1459) war ein brillanter Redner, beherrschte als seltene Ausnahme seiner Zeit perfekt alle drei klassischen Sprachen (d.h. außer dem üblichen Latein und Griechisch auch Hebräisch), war vielseitig gebildet und besaß eine der bedeutendsten Renaissancebibliotheken, die im wesentlichen immer noch innerhalb des Palatina-Fonds im Vatikan beisammen ist. Sein Werk umfaßt u.a. Reden, Biographien (von Dante, Petrarca und Boccaccio u.a.), historiographische Werke, Übersetzungen aus dem Griechischen und Hebräischen (nach Hieronymus war er der erste, der den Psalter aus dem Hebräischen neu übersetzte) und philosophische Traktate, z.B. über die Menschenwürde. Als Heidelberger mit starker Affinität zu der ehemals Heidelberger Palatina-Sammlung werden wir uns auch ausführlich mit den Manetti-Handschriften befassen. - Zur Vorbereitung: H.W.Wittschier, Giannozzo Manetti. Das Corpus der Orationes, Köln-Graz 1994.
Übungen
Paläographie III: Von der karolingischen Minuskel zu den gotischen Schriftarten
Mit mehrtägiger Paläographischer Exkursion nach St.Gallen
2st. Mo 14.15-15.45 Vorb.: 11.IV. Prof.Berschin
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom X. bis XIII.Jahrhundert. Teilnehmer ohne Vorkenntnisse werden gebeten, sich vor Beginn in der Sprechstunde anzumelden.
Metrik und Rhythmik I: Prudentius, Carmina
2st., Do 9.15-10.45 Beginn: 14.IV. T.Licht
Der spanische Presbyter Aurelius Prudentius Clemens († nach 405) gilt als der bedeutendste lateinische Dichter der christlichen Spätantike. Sein gut überliefertes Gesamtwerk (älteste Handschrift: «Codex Puteanus» ca. 527) ist an Schulen eifrig gelesen, kopiert und kommentiert worden - zahlreiche illustrierte Abschriften sind erhalten. Der Grund für seine Beliebtheit ist in der thematischen und metrischen Vielfalt zu suchen; bereits im V.Jahrhundert erkannte Sidonius Apollinaris (ep.II,9) in ihm den christlichen Horaz. Anhand der Dichtungen des Prudentius sollen Grundlagen der römischen Prosodie und Metrik erarbeitet werden. Der Kurs ist als Einführung konzipiert; Vorkenntnisse werden nicht erwartet. Zu Dichter und Werk: Manitius, Geschichte der christlich-lateinischen Poesie, Stuttgart 1891, p.61-99.
Lektüre/Übung
Nortbert von Iburg, Vita Bennonis II. episcopi Osnabrugensis (auch für Historiker)
2st., Do 11.15-12.45 Beginn: 14.IV. T.Licht
In die Hochphase des Investiturstreits führt die Vita Bennos II. von Osnabrück (†1088), die bald nach dem Tod des Bischofs von Abt Nortbert aufgezeichnet und am Entstehungsort, dem von Benno II. gegründeten Kloster Iburg, überliefert wurde. Die Lebensstationen Bennos II. lagen in den politischen und kulturellen Zentren des Reiches (Straßburg, Reichenau, Hildesheim, Goslar, Speyer); er stand den Großen des XI.Jahrhunderts nahe (Heinrich III., Heinrich IV., Hermannus Contractus, Anno II. v.Köln), hat als Anhänger des Kaisers und Vermittler zwischen den Parteien die Reichspolitik gestaltet, daneben als Bauherr und Klostergründer gewirkt. Anhand seiner Biographie soll das Übersetzen eines mittellateinischen Textes eingeübt werden; Teilnehmer aus den Nachbardisziplinen sind herzlich eingeladen (geplant ist eine Exkursion nach Osnabrück und Umgebung). Zur Anschaffung empfohlen: Vita Bennonis II. episcopi Osnabrugensis auctore Nortberto abbate Iburgensi, ed.H.Bresslau 1902, ND 1997 (Sammelbestellung möglich).
Walter Map († 1209), De nugis curialium
2st., Fr 12.15-13.45 Beginn: 15.IV. Prof.Walz
Der Waliser Kleriker Walter Map (ca.1140-1209) stand viele Jahre lang im Dienste König Heinrichs II. von England. Aus dieser Zeit am Hof stammt De nugis curialium, eine bunte Sammlung von Geschichten und Anekdoten unterschiedlichster Art zur Unterhaltung der Höflinge. Historische, mythologische und sagenhafte Geschichten, Satiren und bitterböse Invektiven (z.B. gegen die Frauen, die Waldenser, die Mönche), lustige Geschichten, Geistergeschichten und andere Mirabilia sind miteinander vermischt, alle jedoch geistreich und witzig geschrieben. Das Werk in der unmittelbaren Nachfolge des Policraticus des Johannes von Salisbury und in der weiteren Tradition des Valerius Maximus ist auch für die Kulturgeschichte ergiebig. - Ausgabe: M.R.James/ C.N.L.Brooke/ R.A.B.Mynors, Oxford 1983.
Colloquium Neolatinum
Desiderii Erasmi Roterodami Adagia selecta (II)
2st., Mo 16.15-17.45 Vorb.: 11.IV. Dr.Schouwink/Prof.Berschin
Erasmi Proverbiorum lectura iam feliciter coepta continuabitur. Quicumque primae partis huius lecturae particeps fuerit, non sine admiratione commentaria in adagia ex multis fontibus excerpta agnovit ut accessum aptissimum ad arcana mentis Roterodami nostri. Haud raro enim auctor humanissimus expositionem de cuiusdam proverbii origine philologice inchoatam traducit in sermonem de rebus, quae ei scribenti in mentem venerant. Interdum accerrimo telo confodit morbos saeculi, e.g. ecclesiam aegrotantem et avaritiam aulicorum, laudat laborem herculeum in adagiis recensendis et vituperat insolentiam obtrectatorum. Secunda parte colloquii Erasmiani imprimis proverbia disputentur, quae usque ad hodernium diem linguas vernaculas adornant, ut sunt «Elephantum ex musca facere» sive «Una hirundo non facit ver». Textus adagiorum selectorum parvo pretio in aedibus Instituti offerentur.
Colloquii Neolatini Discursus sive Orationes
qui aestivalis semestris tempore
publice proferentur
diebus lunae a hora 16:15 usque ad horam 16:45
in aedibus Seminarii Mediae et Infimae Latinitatis, Heidelbergae, Seminarstr.3
die 25 Aprilis De etymologiae initiis
Conrado auctore
die 2 Maii De citandi modo, quem Ludovicus Holberg ”Iter Subterraneum“ scribens adhibuit
Candido auctore
die 23 Maii De Jacobi Bidermanni “Cenodoxo” nostra aetate praesentando
Wilfrido auctore
die 30 Maii De lingua latina in scolis adhibita adhibendaque
Jona auctore
die 13 Iunii De historiis rhythmicis imprimis in officiis Ordinis Fratrum Minorum
Liborio auctore
die 20 Iunii Apologeticum de neolatinismis adhibendis
Gernoto auctore
die 27 Iunii Novae formae vivendi exemplum: De Rudolphi Agricolae Vita Petrarcae
Gualtero auctore
Alle Veranstaltungen finden im Raum 012 des Mittellateinischen Seminars statt.