Sommersemester 2011
Alle Veranstaltungen der Lateinischen Philologie des Mittelalters und er Neuzeit finden im Paläographieraum 027 (Grabengasse 3-5) statt.
Hauptseminar
Lateinische Texte zur Entdeckung Amerikas
2st., Di 17.00-18.30 Beginn: 12.IV. Prof.Wiegand
Unter den frühen Zeugnissen der Entdeckung Amerikas finden sich zahlreiche lateinisch verfasste (und gedachte). Mit dem ersten Kolumbusbrief des Jahres 1493, den Quattuor Navigationes Amerigo Vespuccis und den Dekaden des Petrus Martyr von Angleria über die Entdeckung der Neuen Welt sind es sogar die wichtigsten Americana, die in lateinischer Sprache formuliert wurden. Dazu kommt die Debatte zwischen Bartolomé de las Casas und Juan Ginés de Sepúlveda über die Behandlung der "Ureinwohner" durch die Eroberer. In unserem Seminar wird es darum gehen, wichtige Texte aus diesem Bereich gemeinsam zu lesen und zu interpretieren, außerdem das Bild Amerikas und der "ersten Amerikaner" anhand jesuitischer Autoren zu ergänzen. Kopien werden zur Verfügung gestellt. Zur Einführung: U.Bitterli, Die Wilden und die Zivilisierten, München 1976 u. ö.
Seminar
Marbod von Rennes, Liber decem capitulorum
2st., Di 9.15-10.45 Beginn: 12.IV. Dr.Licht
Marbod († 1123), Bischof von Rennes in der Bretagne, gehört zu den Exponenten der lateinischen Klassik des XII.Jahrhunderts in Frankreich. Sein Spätwerk Liber decem capitulorum ist ein Zyklus autobiographisch-lehrhafter Dichtung zu Poetik, Alter, Lebenserfahrung, Conditio humana und Heilserwartung. Gelehrsamkeit und Dichtkunst gehen darin eine eindrucksvolle Synthese ein. Im Seminar sollen große Teile des Zyklus übersetzt und erschlossen, außerdem Fragen der Gattungstradition und der Stellung des Werkes in der Literatur der Epoche beantwortet werden. Ausgabe mit Kommentar: Marbodi liber decem capitulorum, ed. R.Leotta, Rom 1984.
Seminar (auch hilfswissenschaftlich)
Halbunziale. Literatur und Schrift im Frühmittelalter II
2st., Di 11.15-12.45 Beginn: 12.IV. Dr.Licht
In der ältesten lateinischen Überlieferung setzt sich seit dem V. Jahrhundert mit der Halbunziale die erste Minuskel durch. Offenbar von Afrika aus verbreitet sie sich über den ganzen lateinischen Westen und beeinflußt auch das Schriftwesen in Irland und England. Entlang ihres Verbreitungsweges liegen bekannte oder unentdeckte Zentren der lateinischen Literatur des Frühmittelalters. Ziel ist es, aus der Schriftgeschichte heraus die Literaturgeschichte zu erhellen. Dieser zweite Teil des Seminars wird sich dem VII. und VIII.Jahrhundert widmen, in dem vor allem französische Zentren produktiv sind. Die Halbunziale wird zu Beginn der Karolingerzeit langsam verdrängt, hält sich aber lang in dem für die Kulturgeschichte so bedeutenden Königskloster Corbie. Ein Einstieg in den zweiten Kurs ist für neue Teilnehmer ohne weiteres möglich.
Lektüre
Lectura Vulgatae: Die Apocalypsis Iohannis und ihre Kommentierung durch Beatus de Liebana
2st., Mo 11.15-12.45 Beginn: 11.IV. Dr.Köhler
Die Endzeitvision des Apostels Johannes hat immer wieder großes Interesse gefunden, auch weil aus den auftretenden rätselhaften Gestalten und Zahlen konkrete Hinweise auf das Ende der Zeit erkannt werden sollten. Trotz der vorhergesagten Schrecknisse, wurde sie unter dem Aspekt des endgültigen Anbruches der Gottesherrschaft als ein Buch des Trostes und der Verheißung gelesen. Die Bedeutung ihrer Bilder warf zahlreiche Fragen auf, für die sich im Lauf der Jahrhunderte ein fester Kanon der Erklärungen herausgebildet hat. Beatus von Liébana (saec. VIII) hat in seinem Kommentar die Erläuterungen zahlreicher früherer Autoren zusammengefaßt und zugänglich gemacht. Der biblische Text soll vollständig gelesen werden. Textgrundlage ist die Biblia Sacra iuxta vulgatam versionem, Stuttgart 41994. Auszüge aus dem Kommentar werden in Kopien zur Verfügung gestellt.
Notker Balbulus: Gesta Karoli imperatoris
2st., Di 14.15-15.45 Beginn: 12.IV. Dr.Licht
Erstmals seit Einhart hat um das Jahr 883 der St.Galler Mönch Notker Balbulus (der Stammler) das Leben Karls des Großen in einem eigenen Werk beschrieben. Es sind Karlsgeschichten, bunt und oft vergnüglich, die er versammelt hat und stilvollendet zu erzählen weiß. In diesem Bild der späten Karolingerzeit trägt Karl bereits sakrale Züge; zugleich ist aus dem fern erhabenen Herrscher, dem Einhart kein einziges Wort in den Mund hat legen wollen, ein Kaiser geworden, der lobt, ermahnt, tadelt und scherzt. - Auszüge aus dem unvollendet gebliebenen Werk werden gemeinsam gelesen und übersetzt. Textgrundlage: Notker der Stammler, Taten Kaiser Karls des Großen, ed. H.F.Haefele, Berlin 1959.
Erstlektüre für Historiker: Fredegar, Chronik
2st., Mo 16.15-17.45 Beginn: 11.IV. Dr.Otero Pereira
Erstmals seit Einhart hat um das Jahr 883 der St.Galler Mönch Notker Balbulus (der Stammler) das Leben Karls des Großen in einem eigenen Werk beschrieben. Es sind Karlsgeschichten, bunt und oft vergnüglich, die er versammelt hat und stilvollendet zu erzählen weiß. In diesem Bild der späten Karolingerzeit trägt Karl bereits sakrale Züge; zugleich ist aus dem fern erhabenen Herrscher, dem Einhart kein einziges Wort in den Mund hat legen wollen, ein Kaiser geworden, der lobt, ermahnt, tadelt und scherzt. - Auszüge aus dem unvollendet gebliebenen Werk werden gemeinsam gelesen und übersetzt. Textgrundlage: Notker der Stammler, Taten Kaiser Karls des Großen, ed. H.F.Haefele, Berlin 1959.
Übung
Paläographie I: Von den spätantiken Majuskelschriften zur karolingischen Minuskel (für Anfänger)
2st., Mi 9.15-10.45 Beginn: 14.IV. Dr.Licht
Die Übung führt in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen spätantiker und frühmittelalterlicher lateinischer Schriften anhand von Kopien aus Tafelwerken ein.
Paläographie III: Von der karolingischen Minuskel zu den gotischen Schriftarten
2st., Mi 11.15-12.45 Beginn: 14.IV. Dr.Licht
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom X. bis XIII. Jahrhundert. Interessenten ohne Vorkenntnisse mögen sich bitte per e-mail (tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de) anmelden.
Exkursion/Blockseminar
Handschriftenexkursion
Blockveranst. Vorbespr.: Do 14.IV. 11.15 Uhr Dr.Licht
Für Teilnehmer an den paläographischen Übungen und alle Interessenten mit Vorwissen wird diese mehrtägige Exkursion an einen Ort mit bedeutender Handschriftensammlung angeboten. Ziel ist es, an den Originalen die paläographischen und kodikologischen Kenntnisse anzuwenden und zu vertiefen. Termine und Exkursionsort werden in der Vorbesprechung bekanntgegeben.
Colloquium Neolatinum
Theatrum mundi in gymnasiis saeculi XVI.
2st., Mi 16.15-17.45 Beginn: 13.IV. Dr.Schouwink
Huius saeculi tumultibus haud raro sermone acri sed rustico de fide certatum est. Ambabus factionibus quidem viri doctissimi ut Melanchthon et Erasmus surrexerunt, qui litteras in integrum restituere conati sunt. Novis studiorum rationibus in gymnasiis praescriptis alumnos ad actiones scaenicas dandas hortati sunt, ex quibus eas legemus, quae ad Theatrum mundi spectant, ut Brechti Euripus, Macropedii Hecastus, Gretseri Dialogus de Udone Archiepiscopo et Bidermanni Cenodoxus. Textus pretio modico in Seminarii aedibus acquiri poterunt. Sodales invitantur non solum ad lecturam, sed etiam ad oratiunculam de qualicumque materia latine proferendam.