Sommersemester 2012
Alle Veranstaltungen der Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit finden im Paläographieraum 027 (Grabengasse 3-5) statt.
Hauptseminar
John Barclay und die Entstehung des modernen Romans: Euphormio und Argenis
2st., Di 17.00-18.30 Beginn: 17.IV. Prof.Wiegand
Seminar
Frühe Schriftkultur am Oberrhein:
Lorsch in karolingischer Zeit
2st., Di 11.15-12.45 Beginn: 17.IV. Dr.Licht
Die Lorscher Klosterbibliothek hatte in karolingischer Zeit einen der wichtigsten, vielfach im eigenen Skriptorium produzierten Bestände. Unter den Codices mit fremder Schriftheimat finden sich teils berühmte Stücke wie der spätantike «Vergilius Palatinus» oder das aus der Hofschule stammende «Lorscher Evangeliar». Jenseits des Erhaltenen ist die Lorscher Bibliothek durch vier überlieferte Kataloge des IX.Jahrhunderts rekonstruierbar. Lorsch, so kann man ablesen, hatte den Rang einer Zentralbibliothek mit patristischem Sammelschwerpunkt. Seit einigen Jahren erschließt das Land Hessen in Zusammenarbeit mit der UB Heidelberg diesen einzigartigen, auf weltweit mehr als 70 Bibliotheken verstreuten Bestand in einem Digitalisierungsprojekt. Ziel der Veranstaltung ist es, mit dem neuen Reservoir die Schriftgeschichte des Skriptoriums zu erhellen, die Stellung Lorschs in der Überlieferungsgeschichte zu bewerten, schließlich Verfahren und Möglichkeiten einer 'Anthropologie der Handschriften' zu erproben.
Leitfaden: B.Bischoff, Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften, Lorsch 21989.
Lektüre
Lectura Vulgatae: Die Apostelgeschichte und ihre Auslegung durch Beda Venerabilis
2st., Mo 11.15-12.45 Beginn: 16.IV. Dr.Köhler
Die Kindheit der entstehenden Kirche - nascentis ecclesiae infantia - das ist für Hieronymus Kern und Gegenstand der Apostelgeschichte. An diesem Entstehungsprozeß werden den modernen Leser eher die Vorgänge und Konflikte interessieren, die bei der Ablösung der Christen vom Judentum, bei der Herausbildung von christlichen Gemeinden innerhalb der Synagoge und bei der Auseinandersetzung mit der politischen Obrigkeit zu beobachten sind. Auf einer zweiten Ebene erhebt sich die Frage, wie das junge Christentum selbst den Anfang seiner Institutionalisierung dargestellt hat, mit welchen Ereignissen und Zeichen z.B. die apostolische Sukzession verbunden ist. Die Apostelgeschichte wurde spät erst kommentiert. Im VIII. Jahrhundert ging es dem angelsächsischen Universalgelehrten Beda darum, alles, was mit geheimnisvoller Bedeutung geschehen (mystica gesta), und alles, was allzu dunkel gesagt ist, nach Kräften zu erhellen. Der biblische Text wird nach der Vulgata (Biblia sacra iuxta vulgatam versionem, Stuttgart 41994) gelesen, deren Anschaffung sich empfiehlt. Es werden aber auch – wie für Beda – Kopien zur Verfügung gestellt.
Erstlektüre für Historiker: Flodoard von Reims, Annales
2st., Mo 16.15-17.45 Beginn: 16.IV. Dr.Otero Pereira
Übung
Paläographie I: Von den spätantiken Majuskelschriften zur karolingischen Minuskel (für Anfänger)
2st., Mi 9.15-10.45 Beginn: 18.IV. Dr.Licht
Die Übung führt in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen spätantiker und frühmittelalterlicher lateinischer Schriften anhand von Kopien aus Tafelwerken ein.
Paläographie III: Von der karolingischen Minuskel zu den gotischen Schriftarten
2st., Mi 11.15-12.45 Beginn: 18.IV. Dr.Licht
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom X. bis XIII. Jahrhundert. Interessenten ohne Vorkenntnisse mögen sich bitte per e-mail (tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de) anmelden.
Exkursion/Blockseminar
Handschriftenexkursion
Blockveranst. Vorbespr.: Do 19.IV. 11.15 Uhr Dr.Licht
Für Teilnehmer an den paläographischen Übungen und alle Interessenten mit Vorwissen wird diese mehrtägige Exkursion an einen Ort mit bedeutender Handschriftensammlung angeboten. Ziel ist es, an den Originalen die paläographischen und kodikologischen Kenntnisse anzuwenden und zu vertiefen. Termine und Exkursionsort werden in der Vorbesprechung bekanntgegeben.
Colloquium Neolatinum
De epistolis obscurorum virorum et earum auctoribus
2st., Mi 16.15-17.45 Beginn: 18.IV. Dr.Schouwink
Multifarie multisque modis, sive dissertationibus iuventutis educandae sive dialogis linguae apprehendae, saec.XVI auctores ad elegantiores litteras se contulerunt. His opusculis colloquio nostro saepe iam disputatis ad novum genus satiricum vertimus, epistolam falsam quidem et ficticiam, adversario attributam, qua eius pravitas et rusticitas patefiant. Controversia de libris hebraicis a. 1511 exorta humanistae annis sequentibus plus quam centum epistolas ediderunt, quibus sub specie fautorum theologos scholasticos ludibrio habebant et Iohannis Reuchlini auctoritati suffragabantur. Textus pretio modico in seminarii aedibus acquiri poterunt. Sodales invitantur non solum ad lecturam, sed etiam ad oratiunculam de qualicumque materia latine proferendam.