Sommersemester 2013
Alle Veranstaltungen der Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit finden im Paläographieraum 027 (Grabengasse 3-5) statt.
Hauptseminar
Justus Lipsius, De constantia in malis publicis libri duo
2st., Di 17.00-18.30 Beginn: 16.IV. Prof.Wiegand
Der Niederländer Justus Lipsius (†1606) ist eine der Hauptgestalten des europäischen Späthumanismus. Durch zahlreiche Editionen antiker Autoren etablierte er sich als führender Philologe seiner Zeit. Besondere Wirkung erzielte er mit seinem Werk De constantia, mit dem er die neustoische Philosophie in ganz Europa etablierte. De constantia erfuhr eine Breitenwirkung als 'Bibel des Neustoizismus' bis ins XVIII. Jahrhundert hinein, was durch zahlreiche Neuausgaben und eine Fülle von Rezeptionszeugnissen belegt wird. Im Seminar wird dieser für den Späthumanismus zentrale Text gelesen und interpretiert, dazu das intellektuelle Umfeld des Verfassers beleuchtet. Um ein Bild von der Bewegung des europäischen Neustoizismus zu gewinnen, wird auch seine Einleitungsschrift Manductio in philosophiam Stoicam herangezogen. Texte werden zur Verfügung gestellt.
Zur Einführung: G.Abel, Stoizismus und Frühe Neuzeit, Berlin u.a. 1978.
Seminar
Überlieferungsgeschichte: Horaz in Mittelalter und Neuzeit
2st., Di 9.15-10.45 Beginn: 16.IV. Dr.Licht
Von Ludwig Traube stammt die Idee, Literaturgeschichte des Mittelalters anhand der Dichter zu schreiben, die den Jahrhunderten «...die nachahmenswertesten schienen». Trotz Kritik hat seine Bestimmung einer aetas Horatiana in der lateinischen Literatur des X. und XI. Jahrhunderts Bestand und ist durch Beobachtungen eines zweiten Rezeptionshöhepunktes im XVI. Jahrhundert flankiert worden. Im Seminar sollen Brüche und Kontinuitäten der Texttradition (antike Scholien, «Codex Bernensis», Walahfrid) und Imitation (Ecbasis cuiusdam captivi, Sigebert v.Gembloux, Sarbiewski, Balde) des horazischen Oeuvres vorgestellt und diskutiert werden.
Zur Kontaktaufnahme: L.D.Reynolds, Texts and Transmission, Oxford 21998, p.182-186.
Lektüre
Lectura Vulgatae: Matthäus-Evangelium, kommentiert von Hieronymus (EPG II)
2st., Mo 11.15-12.45 Beginn: 15.IV. Dr.Köhler
Das Matthäus-Evangelium ist nicht das älteste der vier kanonischen Evangelien, aber es wurde von der Kirche früh an erste Stelle gesetzt. In bewußter Literarisierung umgab der Autor das Material, das er verschiedenen Quellen entnommen hat, mit dem biographischen Rahmen von Geburt und Sterben Jesu. Im Inneren sind entlang des Lebensweges Jesu Wundertaten und Reden komponiert, darunter die bekannten Gleichnisse und die Bergpredigt. Diese Texte haben eine reiche Nachwirkung in Kunst und Musik entfaltet, in ethischer Hinsicht sind vor allem die höhere Gerechtigkeit, das Doppelgebot der Liebe, Barmherzigkeit und die Aufforderung zur Nachfolge Jesu zu nennen. Gegenstand des Semesters wird das Matthäus-Evangelium bis Kapitel 16 sein. Dazu wird der Kommentar des Hieronymus herangezogen, in welchem dieser eine 'historische' Interpretation gegeben, aber auch spiritalis intelligentiae flores als Beispiele einer höheren Bedeutungsebene eingestreut hat.
Der biblische Text wird nach der Vulgata (Biblia sacra iuxta vulgatam versionem, Stuttgart 41994) gelesen, deren Anschaffung sich empfiehlt. Es werden aber auch – wie für Hieronymus – Kopien zur Verfügung gestellt.
Thietmar von Merseburg, Chronik
2st., Di 11.15-12.45 Beginn: 16.IV. Dr.Licht
Thietmar, Bischof von Merseburg (†1018) ist Verfasser der wichtigsten Chronik der sächsischen Kaiserzeit, in der Reichsgeschichte in engem Bezug zum Schicksal der Merseburger Diözese geschildert wird. Die Regierungsjahre Heinrichs II. bilden den Schwerpunkt (vier der acht Bücher). Sprache und Stil der Chronik zeigen Charakteristika des Mittellateins, die sich wegen der autornahen Überlieferung gut nachprüfen lassen: Thietmars Chronik eröffnet eine der seltenen Möglichkeiten, sich mit einer vom Autor redigierten Originalhandschrift des Frühmittelalters auseinanderzusetzen. Der Text wird im Plenum gelesen und übersetzt.
Textgrundlage: Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg, ed.R.Holtzmann, Berlin 21955.
Erstlektüre für Historiker: Karl IV., Vita ab eo ipso conscripta
2st., Mo 16.15-17.45 Beginn: 15.IV. Dr.Otero Pereira
Textgrundlage: Karoli IV imperatoris Romani vita ab eo ipso conscripta, edd.K.Pfisterer/W.Bulst, Heidelberg 1950 (Editiones Heidelbergenses 16).
Übung/Hauptseminar
Paläographie I: Von den spätantiken Majuskelschriften zur karolingischen Minuskel
(für Anfänger)
2st., Mi 9.15-10.45 Beginn: 17.IV. Dr.Licht
Paläographie III: Von der karolingischen Minuskel zu den gotischen Schriftarten
2st., Mi 11.15-12.45 Beginn: 17.IV. Dr.Licht
Interessenten ohne Vorkenntnisse möchten sich bitte per e-mail (tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de) anmelden.
Exkursion
Handschriftenexkursion
Blockveranst. Vorbespr.: Do 18.IV. 11.15 Uhr Dr.Licht
Colloquium Neolatinum
Iohannes Genesius Sepulveda, De rebus Hispanorum gestis ad Novum Orbem Mexicumque
2st., Do 16.15-17.45 Beginn: 18.IV. Dr.Schouwink
Sepulveda Cordubensis (†1573), theologus et litteris optime eruditus, nostri temporis aestimatione minime gaudet, quia scriptis suis humanitatem indigenarum negabat et iusti belli in eos causas proferebat. In disputatione Valdoleti (1550/51) de aboriginum Americanorum natura contra Bartholomaeum de las Casas O.P. excellebat, sed perdidit argumentum. Nuper autem opera varia eius auctoris edita sunt, qui attentionem nostram bene merentur. Imprimis relationes de Novo Orbe elegantia et luciditate sermonis etiam linguam Latinam docendam fovere queunt. Legemus e. g. de rebus gestis Christophori Coloni, Ferdinandi Cortesii et de fato Montezumae Regis. Textus pretio modico in seminarii aedibus acquiri poterunt.