Sommersemester 2019
Oberseminar
2st., Do 18.00-19.30 Beginn: 18.IV Prof. Dr. Licht et al.
Boethius († 524) gehörte zu den wohlhabenden Römern senatorischen Standes, die im Italien der Gotenzeit höchste Ämter bekleideten. Als die mühsam ausbalancierte Herrschaft Theoderichs des Großen († 526) ins Wanken geriet, strauchelte auch Boethius. Eingekerkert und in Erwartung seiner Hinrichtung schrieb er sich mit De consolatione Philosophiae aus der Krise, löste sich von den Verheißungen irdischen Glücks und gewann in der Vollkommenheit und Schönheit von Gottes Schöpfung Trost. Das 'Selbstgespräch' mit der Philosophie wird von poetischen Einschüben gegliedert (Prosimetrum), in denen die Gedanken resümiert und lyrisch gehoben werden. De consolatione Philosophiae ist ein formales, sprachliches und ästhetisches Meister- und Referenzwerk der spätantik-frühmittelalterlichen Literatur. Vertreter historischer, philologischer und theologischer Disziplinen lesen und interpretieren gemeinsam den Text. Interessierte aller Fächer sind herzlich zur Teilnahme eingeladen. Textgrundlage: Boethius, Philosophiae consolationis libri quinque, ed.K.Büchner, Heidelberg 31977 (=Editiones Heidelbergenses 11).
Hauptseminar
Humanistische Briefliteratur von Petrarca bis Hugo Grotius2st., Di 16.00-17.30 Beginn: 16.IV. Prof. Wiegand
Proseminar/Lektüre
Einführung in die lateinische Sprache und Literatur des Mittelalters
2st., Di 11.15-12.45 Beginn: 16.IV Dr. Wallenwein
Sprachliche und literarische Entwicklungen sowie Besonderheiten des mittelalterlichen Lateins von der Spätantike bis zum Humanismus sollen in dieser einführenden Veranstaltung behandelt werden. Zeugnisse einzelner Epochen (Merowinger- und Ottonenzeit, Lateinische Klassik des XII. Jahrhunderts in Frankreich, Scholastik) und literarische Innovationen (Opus geminum, Sequenz), unterschiedliche Überlieferungsformen von Sprache (Inschrift, Grammatik, Biographie) und Selbstreflektionen einzelner Autoren über Sprache und Stil (Gregor von Tours, Gregor der Große, Gunzo in St. Gallen) werden besprochen und übersetzt, Nachschlagewerke, Hilfsmittel und einschlägige Studien zur mittellateinischen Literatur- und Sprachgeschichte vorgestellt, angewandt und diskutiert. Zum Proseminar wird ein Tutorium angeboten. Zur Einführung: Walter Berschin, Einleitung in die Lateinische Philologie des Mittelalters, Heidelberg 2012.
Tutorium zum Proseminar
Tutorial to the undergraduate seminar: Introduction to Mediaeval Latin Language and Literature
2st., Mo 14.15-15.45 Beginn: 29.IV. Büge M.A.
Lektüre
EPG II / Lectura Vulgatae: Das Wirken des Propheten Elias (III und IV Rg) mit Erläuterungen des Hrabanus Maurus)
2st., Mo 11.15-12.45 Beginn: 15.IV. Dr. Köhler
Die Gestalt des Elias steht exemplarisch für jene Propheten, die in der frühen Geschichte des jüdischen Volkes als 'berufene Rufer' (Zenger) hervortraten. Ihr Auftrag bestand nicht in Zukunftsvisionen und Vorhersagen, sondern darin, das Volk und seine Könige zur ausschließlichen Verehrung des einen Gottes Jahwe und zur Befolgung seiner Gebote anzuhalten. Elias hatte sich außerdem mit dem Baalskult auseinanderzusetzen, wobei er mit Wundertaten die Übermacht seines Gottes beweisen konnte. Am Ende seines irdischen Daseins wurde er noch lebend von einem feurigen Wagen in den Himmel aufgenommen. Dieses Ereignis war wohl die Ursache für seine Präsenz im Neuen Testament als Präfiguration Christi. In der Kommentierung des karolingischen Gelehrten und Bischofs von Mainz Hrabanus Maurus überwiegt dementsprechend die typologische Interpretation des Elias und seines Wirkens. Die Veranstaltung wendet sich an Latinisten, Theologen, Mediaevisten, aber auch an Interessierte anderer Fächer. Textgrundlage: Biblia Sacra iuxta Vulgatam versionem, Stuttgart 52007 und Rabani Mauri commentaria in libros IV Regum, in: Migne PL 109, col.11-280. Alle Texte werden in Kopie zur Verfügung gestellt.
Erstlektüre für Historiker: Widukind von Corvey, Res gestae Saxonicae
2st., Mo 16.15-17.45 Beginn: 15.IV. Dr. Otero Pereira
Übung
Paläographie I: Von den spätantiken Majuskelschriften zur karolingischen Minuskel (für Anfänger)
2st., Mi 9.15-10.45 Beginn: 17.IV. Prof. Dr. Licht
Die Übung führt in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen spätantiker und frühmittelalterlicher lateinischer Schriften anhand von digitalen Handschriftenabbildungen und Kopien aus Tafelwerken ein.
Übung/Hauptseminar
2st., Mi 11.15-12.45 Beginn: 17.IV. Prof. Dr. Licht
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schriften vom X. bis XIII. Jahrhundert. Interessenten ohne Vorkenntnisse möchten sich bitte per E-Mail (tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de) anmelden.
2st., Di 9.15-10.45 Beginn: 16.IV. Dr. Ast/Prof. Dr. Licht
Spielformen der kursiven Alltagsschrift bestimmen die Überlieferung der nichtliterarischen Schriftzeugnisse in Antike und Frühmittelalter. Insbesondere die Jüngere Römische Kursive wurde jahrhundertelang als Geschäftsschrift verwendet. An ihrer Lebenskurve kann man ablesen, wie sie zunächst das lateinische Schrifttum dominiert hat und wie noch im VIII. Jahrhundert Buchschriften auf der Basis ihres Alphabets entstanden sind; ab dem IX. Jahrhundert wurde sie schrittweise von den diplomatischen Minuskeln verdrängt, lebte aber in Italien, an der Kurie und abschließend nur noch am Golf von Neapel weiter. Die Kultur des lateinischen Alltagsschrifttums kennenzulernen und Sicherheit im Umgang mit den lateinischen Geschäftsschriften zu erlangen, ist Ziel dieser Veranstaltung. Schrifttafeln werden an die Teilnehmer ausgegeben. Zur Kontaktaufnahme: J.-O.Tjäder, Die nichtliterarischen lateinischen Papyri Italiens aus der Zeit 445-700, t.I-III, Lund/Stockholm 1955sqq.
Blockveranstaltung
Sommerkurs Paläographie: Lateinische Schrift
9.15.-17.45 2.IX.-13.IX. Prof. Dr. Licht et al.
Gegenstand des Kurses ist die lateinische Schrift (vom Anfang bis ins XX. Jahrhundert) und die Vermittlung ihrer Grundlagen. Fragen zur Schriftgeschichte werden mit traditionellen und modernen Ansätzen diskutiert. Die Teilnehmer erwerben Datierungs- und Lokalisierungssicherheit und eine Lesekompetenz, die zwei Jahrtausende Schriftlichkeit umfasst. Hauptorganisationsform ist die Übung: Einzelne Schrifttafeln werden gemeinsam gelesen, Ergebnisse im Plenum gesichert und methodische Ansätze samt Forschungsliteratur besprochen. Flankiert wird die Übung durch Veranstaltungen, in denen Sonderthemen der Paläographie und neuere Forschungserträge vorgestellt werden.
Alle Veranstaltungen der Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit finden im Paläographieraum 027 (Grabengasse 3-5) statt. Ausgenommen ist der Sommerkurs Paläographie, der im Übungsraum 1 des Historischen Seminars abgehalten wird.