Sommersemester 2023

Alle Veranstaltungen der Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit werden im Paläographieraum 027 (Grabengasse 3-5) angeboten. Ausgenommen ist das Hauptseminar zu Suger von Saint-Denis, das im Übungsraum 001 des Kunsthistorischen Instituts stattfinden wird. Bitte beachten Sie, daß das Hauptseminar eine Woche später, am 27. April beginnen wird. Für den Sommerkurs Paläographie ist Übungsraum 1 des Historischen Seminars vorgesehen.

OberseminarJohannes Scotus


Kirchenväterkolloquium: Johannes Scottus Eriugena (saec. IX), Homilia in prologum Iohannis

2st., Do. 18.00-19.30      Beginn: 20.IV.       Prof. Licht et al.

Das Johannesevangelium steht außerhalb der synoptischen Evangelien (Mt, Mc, Lc) nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Prologes, sondern auch seiner besonderen Sendungs- und Lichtmetaphorik. Hier finden sich die meisten Selbstbezeugungen Jesu ("ich bin") und eine starke Betonung der Wahrheit und der Einheit des Sohnes mit dem Vater. Der karolingische Philosoph Johannes Scottus Eriugena hat den spirituellen Adlerflug des Johannesprologes in einer umfangreichen Predigt nachempfunden. In ihr ist die neuplatonisch-mystische Theologie erkennbar, die Eriugena als Anhänger des Ps.-Dionysius Areopagita ausweist, dessen Werke er ins Lateinische übersetzt und kommentiert hat. Seine Predigt zum Prolog des Johannesevangeliums soll gelesen und diskutiert werden. Textgrundlage: E.Jeauneau (ed.), Jean Scot. Homélie sur le prologue de Jean, Paris 1969.

 

Hauptseminar

 

Suger von St Denis mit RandSuger von Saint-Denis (†1151) und seine Schätze. Interdisziplinäre Zugänge zu seinen Schriften


2st., Do 16.15-17.45      Beginn: 27.IV.      Prof. Licht/Prof. Müller

Suger war von 1122 bis 1151 Abt der mächtigen Abtei und königlichen Grablege Saint-Denis, einer der einflussreichsten Politiker Frankreichs im zweiten Viertel des XII. Jahrhunderts, außerdem reger Briefkorrespondent und Schriftsteller. Sein Lebenswerk war die Erneuerung der Abteikirche Saint-Denis und ihrer Ausstattung mit Türen, Glasfenstern sowie Goldschmiedearbeiten für Liturgie und Kirchenschatz. Die Verbindung von Altem und Neuen, kostbare Materialien und anspruchsvolle Bild- und Inschriftenprogramme zeichnen diese Werke aus. Suger hat über seine Tätigkeit und seine Kunstaufträge in mehreren lateinischen Werken Rechenschaft abgelegt. Diese Schriften gehören zu den umfangreichsten Texten zu mittelalterlicher Kunst und Architektur und stellen eine zentrale Quelle für die Kunstgeschichte des Hochmittelalters dar. Sie geben Einblick in eine theologisch grundierte Kunstauffassung, die Suger aus seiner Auseinandersetzung mit dem in Saint-Denis besonders geschätzten Werken des spätantiken Neuplatonikers Pseudo Dionysius Areopagita gewonnen hat.
Das Seminar widmet sich den Kunstaufträgen und der Literatur Sugers im interdisziplinären Zugang. Im Zentrum werden die Lektüre und Interpretation von Sugers literarischem Nachlass, insbesondere von De consecratione zur Weihe von Saint-Denis und De administratione zu seiner Tätigkeit als Abt stehen, und ausgehend davon Architektur und Schatzobjekte. Neben Studierenden der Kunstgeschichte, der Latinistik und der Grundwissenschaften sind alle eingeladen, welche das auf Suger zurückgehende Kunst- und Literaturerbe erschließen und verstehen wollen. Voraussetzung für eine Teilnahme sind Lateinkenntnisse und die Bereitschaft, sowohl über Texte als auch über Objekte zu diskutieren. Zur Kontaktaufnahme: Susanne Linscheid-Burdich, Suger von Saint-Denis. Untersuchungen zu seinen Schriften Ordinatio ‒ De consecratione ‒ De administratione, München/Leipzig 2004.

 


Proseminar/Lektüre

 

Einführung in die lateinische Sprache des Mittelalters

2st., Di 11.15-12.45      Beginn: 18.IV.           Prof. Licht

Die Entwicklung der lateinischen Sprache von der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit ist Gegenstand dieser Einführungsver­anstaltung. Charakteristika der Epochen (Merowingerzeit, Klassik des XII.Jahrhunderts, Scholastik) werden anhand von Sprachzeugnissen (Inschriften, Biographien, Grammatiken) und Reflexionen über Sprache (Gregor der Große, Gunzo in St. Gallen, Lorenzo Valla) erarbeitet und illustriert, Nachschlagewerke, Hilfsmittel und einschlägige Studien zur mittellateinischen Sprachgeschichte vorgestellt und diskutiert. Zum Proseminar wird ein Tutorium angeboten. Zur Vorbereitung: Walter Berschin, Kleine Geschichte der lateinischen Sprache, in: Einleitung in die Lateinische Philologie des Mittelalters, 2.Aufl., Heidelberg 2019, S.87-130.


Tutorium zum Proseminar

2st., Mo 14.15-15.45      Beginn: 24.IV.              Preis, B.A.

 

Lektüre


Lectura Vulgatae: Das Hohelied und die Hoheliedpredigten Bernhards von Clairvaux (†1153)

2st., Do 11.15-12.45      Beginn: 20.IV.           Narchi, M.A.  
Bernhard Von Clairvaux
Das Hohelied (Canticum Canticorum) wirkt wie ein Fremdkörper im biblischen Kanon. Als eines der kürzesten Bücher des Alten Testaments enthält es eine Sammlung von Hochzeitsliedern, die traditionell dem weisen König Salomon zugeschrieben wurden, durch ihren teils sehr erotischen Literalsinn jedoch bis heute exegetische Fragen zu Autorenschaft und Intention aufwerfen. Im Mittelalter wurde es zu einem der meistkommentierten biblischen Bücher und avancierte durch begeisterte Aufnahme und allegorisierende Umdeutung zum Grundtext mittelalterlicher Spiritualität im lateinischen Westen. Berühmtheit erlangten die 86 Hoheliedpredigten des Bernhard von Clairvaux (†1153), in denen er den Text als ein mystisches Liebesspiel zwischen der bräutlichen Seele des Menschen und dem Bräutigam Christus auslegte. Die Predigten geben einen tiefen Einblick in die Kultur- und Frömmigkeitsgeschichte des Hohen Mittelalters und die mittellateinische Hoheliedmystik des XII. Jahrhunderts. Im Lektürekurs soll das Canticum Canticorum nach der Vulgata mit ausgewählten Hoheliedpredigten Bernhards von Clairvaux gelesen und übersetzt werden. Textgrundlage: Biblia Sacra iuxta Vulgatam versionem, 5.Aufl., Stuttgart 2007 und C.H.Talbot et al. (edd.), Sancti Bernardi opera omnia, vol.I+II. Sermones super Cantica canticorum, Rom 1957/58. Die Texte werden zur Verfügung gestellt. Eingeladen sind Hörer aller Fächer mit Lateinkenntnissen.


Liber PontificalisErstlektüre für Historiker: Liber pontificalis

2st., Mo 16.15-17.45      Beginn: 17.IV.       Dr. Otero Pereira

Der Liber pontificalis ist eine Sammlung von Biographien der Päpste vom Apostel Petrus bis zu Martin V. (†1431). Die Viten der ersten sechs Jahrhunderte wurden vielleicht unter dem Pontifikat des Hormisdas (514-523) in einem Zug und von einem Autor verfasst. Ab dem VI.Jahrhundert wurden die Einträge vielfach nach dem Tod des jeweiligen Papstes eingefügt, bisweilen noch zu dessen Lebzeiten. Ab dieser Zeit geben die Viten Auskunft über Namen, Abstammung, Geburtsort, Beruf, Dauer des Pontifikats, historische Ereignisse, Beschlüsse, Baumaßnahmen, Ordinationen, Todesdatum, Grabstätte und Dauer der Sedisvakanz. Darüber hinaus sind einige Viten mit anderen Themen bereichert und literarisch ausgeschmückt. Der Lektürekurs wendet sich an Anfänger mit wenig Lektüre­erfahrung. Der Text wird zur Verfügung gestellt, im Plenum gelesen und übersetzt. Textgrundlage: Louis Duchesne (ed.), Le Liber pontificalis. Texte, introduction et commentaire, 3Bde., Paris 1886-1892.

 

 

 

Übung/Hauptseminar

 

Einführung in die neulateinische Literatur

2st., Di 16.00-17.30      Beginn: 18.IV.            Prof. Wiegand


In der Übung wird eine Einführung in die neulateinische Literatur geboten. Dabei wird ein Schwerpunkt auf der italienischen und deutschen Entwicklung vom XIV.-XVII.Jahrhundert liegen, aber auch die anderen Länder Europas und Südamerikas werden in den Blick genommen. Die Vermittlung erfolgt im Wechsel von Darstellung und Textpräsentation ausgewählter Literaturwerke. Zugleich werden bibliographische Informationen zu wichtigen Bereichen neulateinischer Literatur angeboten, die eine weitere Beschäftigung ermöglichen sollen.

 

Übung/Hauptseminar (auch grundwissenschaftlich)

 

Paläographie II: «Nationalschriften» des frühen Mittelalters und karolingische Minuskel (für Anfänger)

2st., Mi 9.15-10.45        Beginn: 19.IV.            Prof. LichtKarolingischeminuskel


Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen der wichtigsten Schriften des Frühmittelalters. Neu hinzukommende Teilnehmer werden gebeten, bis zum Beginn der Übung F.Steffens, Lateinische Paläographie, Berlin-Leipzig 21929, tab.12, 15, 17, 19, 20 und 24 nachzuarbeiten.


Paläographie IV: «Gotische» und «Humanistische» Schriftarten 

2st., Mi 11.15-12.45      Beginn: 19.IV.            Prof. Licht

Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom XII. bis zum XV.Jahrhundert mit einem Ausblick auf die moderne Schriftentwicklung. Interessenten ohne Vorkenntnisse möchten bitte kurz per Email (tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de) Kontakt aufnehmen.


Blockveranstaltung (auch grundwissenschaftlich)

 

Sommerkurs Paläographie: Lateinische Schrift

9.15-17.45                28.VIII.-8.IX.       Prof. Licht et al.


Gegenstand des Kurses ist die lateinische Schrift (vom Anfang bis ins XX.Jahrhundert) und die Vermittlung ihrer Grundlagen. Fragen zur Schriftgeschichte werden mit traditionellen und modernen Ansätzen diskutiert. Die Teilnehmer erwerben Datierungs- und Lokalisierungssicherheit und eine Lesekompetenz, die zwei Jahrtausende Schriftlichkeit umfasst. Hauptorganisationsform ist die Übung: Einzelne Schrifttafeln werden gemeinsam gelesen, Ergebnisse im Plenum gesichert und methodische Ansätze samt Forschungsliteratur besprochen. Flankiert wird die Übung durch Veranstaltungen, in denen Sonderthemen der Paläographie, neuere Forschungserträge und digitale Methoden vorgestellt werden.

 

 

 

 



 

 

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Letzte Änderung: 28.06.2023
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