Wintersemester 2008/09
Seminar
Sebastian Castellio, ein Schweizer Humanist und Vorkämpfer der religiösen Toleranz in der Reformationszeit
2st., Di 16.15-17.45 Beginn: 7.X. Prof. Wiegand
Der Savoyarde Sebastian Castellio (1515-1563), Schüler und schließlich Gegner Calvins, ist einer der bedeutendsten Schweizer und europäischen Humanisten der Reformationszeit. Sein vielfältiges lateinisches Oeuvre umfasst eine (lateinische und französische) Bibelübersetzung, die ganz humanistischen Charakter aufweist, mehrere biblische Epyllia in lateinischer (und griechischer) Sprache, eine lateinische (Weihnachts-)Ekloge sowie als wohl wirkmächtigsten Teil seines Werkes Schriften, in denen er entschieden gegen Ketzerverfolgung und –tötung eintrat (De haereticis, an sint persequendi; De haereticis non puniendis). In dem Seminar wird es darum gehen, das lateinische Werk Castellios kennen zu lernen und zu untersuchen. Besonderes Augenmerk wird auf die lateinische Bibel in ihrem Verhältnis zur Vulgata gerichtet sein, sowie auf die Schriften gegen die Ketzerverfolgung. Aber auch die lateinischen Gedichte, die ebenso wie die Bibel noch kaum untersucht wurden, und die Dialogi sacri werden uns beschäftigen.
Zur einführenden Lektüre empfohlen: Hans Rudolf Guggisberg, Sebastian Castellio 1515-1563. Humanist und Verteidiger der religiösen Toleranz im konfessionellen Zeitalter, Göttingen 1997 (stark historisch ausgerichtet). Die lateinischen Texte werden den Teilnehmern in Kopie zur Verfügung gestellt.
Thietmar von Merseburg, Chronik (mit Tutorium)
2st., Mi 11.15-12.45 Beginn: 8.X. Dr.Licht
Thietmar, Bischof von Merseburg (†1018) ist Verfasser der wichtigsten Chronik der sächsischen Kaiserzeit, in der Reichsgeschichte in engem Bezug zum Schicksal der Merseburger Diözese geschildert wird. Die Regierungsjahre Heinrichs II. bilden den Schwerpunkt (vier der acht Bücher). Sprache und Stil der Chronik zeigen Charakteristika des Mittellateins, die sich anhand der (teils autographen) Überlieferung gut nachprüfen lassen. Neben literaturwissenschaftlichen, sprachlichen und überlieferungskritischen Fragen zur Chronik sollen im Seminar weitere Werke der ottonischen Literatur behandelt werden. Textgrundlage: Die Chronik des Bischof Thietmar von Merseburg, ed.R.Holtzmann, Berlin 21955.
Übung
Paläographie II: «Nationalschriften» des frühen Mittelalters und karolingische Minuskel (für Anfänger)
2st., Do 11.15-12.45 Beginn.: 9.X. Dr.Licht
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen der wichtigsten Schriften des Frühmittelalters. Neu hinzukommende Teilnehmer werden gebeten, bis zum Beginn der Übung F.Steffens, Lateinische Paläographie, 21929, tab. 12, 15, 17, 19, 20 und 24 nachzuarbeiten.
Einführung
Einführung in die lateinische Sprache des Mittelalters
2st., Di 9.15-10.45 Beginn: 7.X. Dr.Licht
Die Entwicklung der lateinischen Sprache von der Spätantike bis zur Frühen Neuzeit ist Gegenstand dieser Einführungsveranstaltung. Charakteristika der Epochen (Merowingerzeit, Klassik des XII.Jahrhunderts, Scholastik) werden anhand von Sprachzeugnissen (Inschriften, Biographie, Grammatiken) und Reflexionen über Sprache (Gregor der Große, Gunzo in St. Gallen, Lorenzo Valla) erarbeitet und illustriert, Nachschlagewerke, Hilfsmittel und einschlägige Studien zur mittellateinischen Sprachgeschichte vorgestellt und diskutiert. Zur Vorbereitung: Walter Berschin, Kleine Geschichte der lateinischen Sprache, in: Einleitung in die Lateinische Philologie des Mittelalters, Heidelberg 2008, abrufbar unter:
http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak9/mlat/einleitung.html
Proseminar/Lektüre
Paulus Diaconus, Historia Langobardorum (für Interessierte aller Fächer)
2st., Mo 11.15-12.45 Beginn: 13.X. Dr.Köhler
Der Langobarde Paulus Diaconus († um 797), zeichnete in den letzten Lebensjahren die Geschichte seines Volkes auf. In sechs Büchern behandelt er Ursprung, Wanderung und Herrschaft der Langobarden in Oberitalien (Lombardei) bis zum Tod König Liutprands (744); das Werk blieb unvollendet. Durch Arbeit an ausgewählten Passagen der Historia Langobardorum soll der Umgang mit Quellen geübt und ein zentrales Werk der frühmittelalterlichen Historiographie vorgestellt werden.
Textausgabe: G. Waitz (ed.), Pauli Historia Langobardorum (MGH Scriptores rerum Germanicarum 48, 1878, ND 1987; € 20). Zur Einführung: W. Pohl, Paulus Diaconus und die Historia Langobardorum, in: A. Scharer/G. Scheibelreiter (edd.), Historiographie im frühen Mittelalter, Wien/München 1994, p. 375-405.
Lektüre
Texte zur Einführung in die lateinische Sprache des Mittelalters
2st., Di 11.15-12.45 Beginn: 7.X. Dr.Licht
Die begleitende Übung zur Spracheinführung dient der eingehenden Lektüre und Übersetzung der dort besprochenen Texte. Insbesondere ergibt sich die Gelegenheit, anhand von Schrifttafeln/Faksimilia einen Eindruck von der (Sprach-)Wirklichkeit der handschriftlichen Überlieferung zu gewinnen. Ein separater Besuch der Veranstaltung zum Erwerb eines Lektürescheins ist möglich. Zur Kontaktaufnahme: Helmut van Thiel, Mittellateinische Texte. Ein Handschriften-Lesebuch, Göttingen 1972.
Exkursion
Paläographische Exkursion
Blockveranst. Termine werden bekanntgegeben Dr.Licht
Colloquium Neolatinum
Erasmus Moro suo salutem dicit.
De duobus viris humanissimis et eorum conversationibus per epistolas
2st., Mo 16.15-17.45 Beginn: 20.X. Dr.Schouwink
Colloquiis prioribus iam duo opera maiora nostrorum auctorum disputata sunt: Thomae Mori "Utopia" et Erasmi Roterodami "Adagia". Utriusque humanitas, utriusque auctoritas inter coaevos et huius temporis eruditos difficile satis exprimitur. Amicitiae eorum ac mutuae aestimationis testimonia epistolae IL extant, quibus sermone elegantissimo multa de vitae conditionibus - e.g. de Erasmi egestate variorumque obtrectatorum morositate - et saeculi factis tractantur. Neque desunt recensiones libellorum, e. g. in Erasmi "Encomion Moriae" aut Thomae Mori "Utopiam". Textus pretio modico in Seminarii aedibus acquiri poterunt. Sodales invitantur non solum ad operis lecturam, sed etiam ad oratiunculam de qualicumque materia latine proferendam.