Wintersemester 2017/18
Oberseminar
2st., Di 16.00-17.30 Beginn: 17.X. Prof. Wiegand
1907 wurde in Heidelberg eine kostbare Handschrift aus der Zeit um 1670 versteigert, die Gedichte und Prosastücke zur Geschichte der Kurpfalz in lateinischer Sprache, dazu zahlreiche Abbildungen enthält. Diese Handschrift war einhundert Jahre lang verschollen und wurde 2015 wiederentdeckt. Sie befindet sich im Besitz des Mannheimer Altertumsvereins. Autor ist der Niederländer Robertus Keuchenius (1636-1673), zeitweilig Professor am Amsterdamer Athenaeum. Er war am Hof Kurfürst Karl Ludwigs tätig und beschreibt zumeist in poetischer Form wichtige Gebäude und Persönlichkeiten der Kurpfalz kurz vor dem Pfälzischen Erbfolgekrieg. Wegen der Zerstörungen in diesem Krieg (z. B. Heidelberg 1693) bilden seine poetischen descriptiones eine wichtige Quelle zur Geschichte der Region im XVI. und XVII. Jahrhundert. In dem Seminar wird es darum gehen, ausgewählte Stücke aus dieser Handschrift – besonders zum Heidelberger Raum – zu besprechen, zu übersetzen und erstmals zu publizieren. Die Texte werden vom Seminarleiter in Kopie zur Verfügung gestellt; das Original werden wir eingehend studieren.
Hauptseminar
Dichter der Karolingerzeit II: Theodulf von Orléans, Carmina
2st., Mo 16.15-17.45 Beginn: 16.X. PD Dr. Licht
Die karolingischen Dichtungen des späten VIII. und gesamten neunten Jahrhunderts gehören zu den umfangreichsten und hochwertigsten poetischen Hinterlassenschaften des lateinischen Mittelalters. Im Seminar werden ausgewählte Stücke und Autoren gemeinsam gelesen, übersetzt und interpretiert. Besonderes Augenmerk gilt Fragen der Überlieferung, Sprache, Dichtungsform und des literarischen Hintergrunds. Der Spanier Theodulf (†821) gehörte etwa ab 785 zum Gelehrtenkreis am Hof Karls des Großen und wurde wegen seiner Ausbildung und Begabungen mit höchsten literarischen Aufträgen und diplomatischen Missionen betraut. Wohl 798 erhielt er in Anerkennung seiner Dienste den Episkopat von Orléans und den Abbatiat von Fleury. Seine späten Jahre wurden von politischen Auseinandersetzungen und einer Inhaftierung durch Ludwig den Frommen überschattet. Die Überlieferung seines poetischen Werks hing vielleicht auch deshalb am seidenen Faden: Nur durch einen Druck des XVII.Jahrhunderts ist ein Großteil seiner etwa 80 moralischen, satirischen, polemischen, panegyrischen und festlichen Gedichte erhalten. Textgrundlage: Theodulfi carmina, in: MGH. Poetae I, ed. E.Dümmler, Berlin 1881, p.437-581; kritische Studien: D.Schaller, Philologische Untersuchungen zu den Gedichten Theodulfs von Orléans, in: Deutsches Archiv 18 (1962), p.13-91.
Lektüre
EPG II / Lectura Vulgatae: Pseudo-Matthaeus
2st., Mo 11.15-12.45 Beginn: 16.X. Dr. Köhler
Erstlektüre für Historiker: Lampert von Hersfeld, Annales
2st., Mo 18.15-19.45 Beginn: 16.X. Dr. Otero Pereira
Übung/Hauptseminar
Epigraphik, Paläographie, Kodikologie, Numismatik: Frühes Christentum an Bodensee und Oberrhein im III.-VIII. Jahrhundert
2st., Di 11.15-12.45 Beginn: 17.X. Prof. Witschel/PD Dr. Licht
Zwischen dem Höhepunkt der römischen Herrschaft in Nordwesteuropa und der karolingischen Konsolidierung liegen fünf Jahrhunderte, die sich als Umbruchs- oder Transformationszeit beschreiben lassen. In diese Phase fällt der Großprozess der Christianisierung, während dessen sich ein komplexer Wandel von einer dominant urbanen zu einer monastischen Kultur vollzog. Diese Entwicklung lässt sich anhand von hagiographischen Quellen, handschriftlichen Dokumenten, Inschriften, Münzen sowie archäologischen Befunden auch regional gut nachvollziehen. Zweck der Lehrveranstaltung, welche die Region an Bodensee, Hoch- und Oberrhein bis nach Mainz in den Blick nimmt, ist es, ausgewählte Zeugnisse dieser Transformationszeit im Original zu lesen und zu interpretieren. Dabei soll außer mit Editionen auch viel mit Reproduktionen der Originale gearbeitet werden. Die Veranstaltung eignet sich für Studierende der Altertumswissenschaften und der Mediävistik, die Kenntnisse in den Grundwissenschaften aufbauen, festigen und anwenden wollen; eingeladen sind ferner alle, die sich allgemein für die Christianisierung und die frühe lateinische Schriftkultur im deutschen Südwesten interessieren. Literatur: W.Berschin et al. (edd.), Mission und Christianisierung am Hoch- und Oberrhein (6.–8. Jh.), Stuttgart 2000; F. Prinz, Von Konstantin zu Karl dem Großen. Entfaltung und Wandel Europas, Düsseldorf–Zürich 2000.
Paläographie II: «Nationalschriften» des frühen Mittelalters und karolingische Minuskel (für Anfänger)
2st., Mi 9.15-10.45 Beginn: 18.X. PD Dr. Licht
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen der wichtigsten Schriften des Frühmittelalters. Neu hinzukommende Teilnehmer werden gebeten, bis zum Beginn der Übung F.Steffens, Lateinische Paläographie, Leipzig 21929, tab. 12, 15, 17, 19, 20 und 24 nachzuarbeiten.
2st., Mi 11.15-12.45 Beginn: 18.X. PD Dr. Licht
Einführung in das Lesen, Beschreiben und Bestimmen lateinischer Schrift vom XII. bis zum XV. Jahrhundert mit einem Ausblick auf die moderne Schriftentwicklung. Interessenten ohne Vorkenntnisse möchten sich bitte per Email (tlicht@ix.urz.uni-heidelberg.de) anmelden.
Exkursion
Frühmittelalterliche Bestände der Reichenau in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe
Do 09.XI. 10.00-18.00 Vorbereitungssitzung: Fr. 20.X. 11.00-13.00 Eva Ferro M.A.
Auf einer eintägigen Exkursion in die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe werden wir uns mit dem Handschriftenbestand eines der bedeutendsten Klöster des frühen Mittelalters, des Bodenseeklosters Reichenau, beschäftigen. Ausgewählte Codices wollen wir in Autopsie untersuchen und dabei versuchen, die geistige, politische und literarische Geschichte des Klosters sowie die Geschichte seines Skriptoriums vom VIII. bis zum X. Jahrhundert zu rekonstruieren. Die Handschriften werden in einer Vorbereitungssitzung verteilt und am Ort im Plenum vorgestellt. Studierende aller mediävistischen Disziplinen sind zu dieser Exkursion herzlich eingeladen. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Studierende begrenzt. Anmeldungen erbitten wir bis 20.IX. an mittellatein@uni-heidelberg.de